04.03.08

4.3.1152: Friedrich I. gekrönt

"Der alte Barbarossa
Der Kaiser Friederich
im unterird'schen Schlosse
hält er verzaubert sich

Er ist niemals gestorben
Er lebt darin noch jetzt
Er hat im Schloss verborgen
zum Schlaf sich hingesetzt."

Und dort schläft er schon so lange, dass sein langer roter Bart durch den Tisch gewachsen ist. Alle 100 Jahre wacht er auf, um sein Reich zu retten. So erzählt es die Sage. Bekannt ist sie seit dem 15. Jahrhundert. Ursprünglich war sie auf Barbarossas Enkel, König Friedrich II. gemünzt, der Volksmund hat jedoch immer den Opa verehrt, Friedrich I., den die Italiener wegen seines roten Bartes Barbarossa nannten.

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts galt Barbarossa als erfolgreicher Herrscher, dem es gelang, sein Land zu neuer Größe zu führen. Dabei übernahm er ein schweres Erbe, als er 1152 den Thron bestieg. Das Herrschaftsgebiet hatten Fürsten und Herzöge unter sich aufgeteilt. Sie befehdeten sich schon seit langem. Mit Diplomatie konnte Barbarossa den Dauerstreit schlichten. Friedrich Barbarossa als durchsetzungsfähiger starker Herrscher - eine Figur, mit der sich die Nationalsozialisten gerne identifizierten, meint Michael Borgolte von der Humboldt-Universität Berlin:

"Man kann sich auch konkret vorstellen, dass Hitler auf dem Obersalzberg sein Haus gehabt hat, gegenüber dem Unterberg, in dem nach einer der Barbarossa-Sagen Barbarossa schlummern sollte. Und Hitler hat selbst gesagt, das sei kein Zufall, dass er hier wohne, darin erkenne er eine Berufung."

Der Barbarossa-Kult der Nationalsozialisten gipfelte in der so genannten "Aktion Barbarossa" - dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Dabei sind es ganz andere Ideale, die Barbarossa verkörperte, meint Michael Borgolte:

"Er galt als vorbildlicher Ritter. Er hat durch seinen Hof die ritterliche Kultur, das Turnierwesen gefördert. Er galt als produktiver Städtegründer."

Doch die Städte dienten dem König nur als Wegmarken seiner Macht, symbolisiert durch Kastelle am höchsten Punkt der Stadt. Von der Freiheit der Städte dagegen hielt Friedrich Barbarossa wenig. Das zeigt sich in seiner Italienpolitik. Sechsmal ist er über die Alpen gezogen. Sein Ziel: die reichen italienischen Städte.

"Die Stadtbewohner bedienten sich einer List und legten unterirdische Gänge an. Seitdem wollte der König die Geschützten durch Mangel an Trinkwasser bezwingen. Man warf Pech und Schwefel in den Quell und machte das Wasser ungenießbar. Dann wurde alles geplündert und die Stadt eingeäschert."

Der Chronist spricht von Mailand, das im lombardischen Bund die italienischen Städte gegen Barbarossa sammelte. Doch Barbarossa ließ in Italien nicht nur rauben und brandschatzen, Italien war das Land seiner römischen Vorbilder. Hier krönte ihn der Papst zum Kaiser. In Italien kam Barbarossa in Kontakt mit der Universität von Bologna, der ersten europäischen Universität überhaupt. Den Studenten und Professoren von Bologna schenkte er das "Scholarenprivileg". Es garantierte ihnen Schutz auf Reisen und Rechtsautonomie. Barbarossa tat das jedoch nicht ohne Hintergedanken:

"In Bologna wurde das antike römische Recht gelehrt. Barbarossa wusste, dass dieses römische Recht sich sehr gut eignete, um sein Kaisertum auf neue ideologische Grundlagen zu stellen. Es ist ihm wohl zu unterstellen, dass er die Professoren und Studenten stärken wollte, die ihm seine eigene Herrschaftslegitimation stützen konnten."

Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei seiner Thronbesteigung war Barbarossa eine beherrschende Figur in Europa geworden. Deshalb stand für ihn außer Frage, dass er den dritten Kreuzzug anführte, um Jerusalem von der vermeintlichen Herrschaft der Muslime zu befreien. Die letzte Expedition des Kaisers, denn auf dem Weg durch Kleinasien ertrank Friedrich Barbarossa:

"Am 10. Juni anno domini 1190 erreichten wir die Ebene von Seleukias in Kleinasien, überquerten den Fluss Saleph. Gegen Abend nahm der Kaiser, von der sengenden Hitze geschwächt, ein erfrischendes Bad. Dann traf ihn der Schlag. Noch einmal riss er seine Anne hoch, dann trieb ihn die Strömung davon. Wir fanden seine Leiche erst nach langem Suchen. Schweigend versammelte sich das Heer um den toten Kaiser. Es war das Ende."

Autorin: Sabine Ochaba

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