12.04.08

Kunst und Mythos [2/12]

Fon-Figur des Gottes Gu

Sonntag, 13. April um 20.15 Uhr, Arte

Alle, die im Benin mit Eisen umgehen, seien es Mechaniker, Schweißer oder Schmiede, haben Gu seit jeher als Schutzgott. Waffen aus Eisen heißen in der Fon-Sprache Gubassa, der Gott des Eisens und des Krieges heißt davon abgeleitet Gu.
Die Fon-Statue des Gottes Gu, eine im 19. Jahrhundert angefertigte Gottesfigur aus dem Benin, gilt unbestritten als eines der schönsten Kunstwerke des subsaharischen Afrika. Die Gu-Statue ist jedoch viel mehr als ein bloßes Kunstwerk, weil ihr als Voodoo-Gottheit eine spirituelle Gabe zugeschrieben wurde: Dem Gott des Krieges und des Eisens mit seinem großen Säbel hat man Opfer dargebracht, um je nach Erfordernis die kriegerischen Kräfte zu stärken oder zu beruhigen.
Bei afrikanischen Kunstwerken aus der Zeit vor dem 20. Jahrhundert ist der Name des Künstlers nur selten bekannt. Die große Eisenstatue des Gottes Gu aus dem Jahr 1850 bildet in dieser Hinsicht eine Ausnahme: Man weiß, dass sie von dem Schmied Akati Ekplekendo geschaffen wurde.
Normalerweise konnte man solche Gottheiten im Hof eines beninischen Hauses finden, aber sie waren nicht kunstvoll gefertigt, sondern bestanden häufig nur aus einer mit Metallteilen wie Schrauben oder Schlüsseln gespickten Erdscholle. Akati Ekplekendo brach mit der Tradition, indem er Gu ein menschliches Gesicht gab, aber in der Wahl der Attribute - Schwert und Metallwerkzeuge - an die traditionelle Gottessymbolik anknüpfte. Vor ihm war niemand auf die Idee gekommen, Gu als menschliches Wesen darzustellen. Die in die Skulptur eingebauten Waffen und Eisenwerkzeuge symbolisieren Kultur und Reichtum, denn die Fähigkeit, diese herzustellen, bedeutete einen wesentlichen Fortschritt für die damalige Landwirtschaft.
In der Dokumentation äußern sich verschiedene Experten zu Bedeutung und Symbolik der eindrucksvollen, metallenen Statue. Die Abgeordnete des französischen Überseegebietes Guyane Christiane Taubira beispielsweise, die den Antrag auf Rückgabe der Gu-Statue an Benin vertritt, erklärt, dass ein Gegenstand, sobald er aus seinem ursprünglichen Zusammenhang herausgenommen wird, eine ganz andere Bedeutung erhält. Außerdem verweist Wole Soyinka, der nigerianische Literatur-Nobelpreisträger, darauf, dass zwischen Gu, dem Gott des Metalls, und neuen Hightech-Entwicklungen durchaus ein Zusammenhang bestehe. Der haitianische Priester Frantz Zéphirin erinnert daran, dass Gu eine Voodoo-Gottheit ist und in vielfältigen Darstellungen auftritt, die je nach Ursprungsland - von der Karibik bis nach Brasilien - unterschiedlich ausfallen.

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