Malcolm X zählt zu den herausragenden Figuren der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Der Dokumentarfilm erzählt den Werdegang des charismatischen schwarzen Predigers anhand der Aussagen von Wegbegleitern und Angehörigen, vom Geburtsjahr 1925 bis zu seiner Ermordung am 21. Februar 1965. Der Film bringt auch die Grundsätze und Visionen zum Ausdruck, denen sich Malcolm X zu Themen wie Diskriminierung, Rassenidentität und Unterdrückung von Minderheiten verpflichtet sah.
In einer Zeit, da die Anführer der Bürgerrechtsbewegung Harmonie und Integration predigten, machte der von Malcolm X vertretene Kurs der Selbstverteidigung und des schwarzen Nationalismus den Weißen Angst. Gleichzeitig inspirierte er die Afroamerikaner, verunsicherte sie aber auch.
Dem Vorwurf, Hass und Gewalt zu schüren, begegnete Malcolm X mit bitterer Ironie. Wie könnten solche Anschuldigungen ernst genommen werden, kämen sie doch von den Nachfahren derjenigen, die seine Vorfahren auf Sklavenschiffen angekettet nach Amerika verschleppt und straffrei gelyncht hätten. Angesichts dieser Verbrechen betrachtete er es als legitim, dass die Afroamerikaner ihre Rechte mit allen nötigen Mitteln - einschließlich Gewalt - einforderten.
Doch Malcolm X vertrat eine defensive Form der Gewaltausübung. Und es scheint trotz seiner brutalen Rhetorik unwahrscheinlich, dass er am Ende seines Lebens weiterhin im bewaffneten Kampf die Lösung für die Probleme der Afroamerikaner sah und in den Weißen die "Teufel mit blauen Augen". Seine Pilgerfahrt nach Mekka und seine Afrikareise veränderten seine Auffassung vom Islam. Er akzeptierte nun die Möglichkeit von Bündnissen mit Weißen und suchte nach Anknüpfungspunkten zur Bürgerrechtsbewegung. Er sprach sich für Ziele wie das Wahlrecht aus, die er zuvor als sinnlos erachtet hatte, und bezog Stellung gegen bedingungslose Gewalt und für das Recht. Obwohl sich Malcolm X weiter zum Grundsatz der Anwendung aller erforderlichen Mittel bekannte, gelangte er mit großer Wahrscheinlichkeit zu dem Schluss, dass Gewalt nicht zu diesen erforderlichen Mitteln zählte.
Sicherlich ist das Europa von heute nicht vergleichbar mit dem Amerika der 60er Jahre, doch die mitunter widersprüchlichen Positionen, die Malcolm X zu Diskriminierung, Rassenidentität, Mitteln im Kampf gegen Unterdrückung und zur Rolle der Religion in diesem Kampf vertrat, finden noch heute großen Widerhall.
ZUSATZINFORMATION
Der Dokumentarfilm lässt zahlreiche Zeitgenossen und Wegbegleiter von Malcolm X zu Wort kommen. Unter anderem äußern sich Alex Haley, Koautor von "Malcolm X, die Autobiografie" und Autor der erfolgreich verfilmten Familiensaga "Roots", Mitglieder der Bewegung "Nation of Islam", darunter Wallace D. Muhammad, Sohn und Nachfolger von deren Anführer Elijah Muhammad, Malcolm X's Witwe Betty Shabazz und seine älteste Tochter. Einen weiteren Schwerpunkt des Dokumentarfilms bilden Archivaufnahmen von öffentlichen Auftritten und Fernsehsendungen, in denen das Charisma und die außergewöhnliche Überzeugungskraft von Malcolm X auf eindrucksvolle Weise deutlich werden.
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28.06.08
Malcolm X
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