09.06.08

Museumsbusiness

International renommierte Museen - vom Pariser Louvre bis zum New Yorker Guggenheim - haben in den letzten Jahren verschiedene Dependancen eröffnet. Und dieser Trend setzt sich fort. Vor allem in den Golfstaaten und in China wünscht man sich spektakuläre Ausstellungshallen, errichtet von Stararchitekten, um große Kunst zu beherbergen. Die Dokumentation stellt an Kenner der Kunstszene die Frage, ob hier ein Ausverkauf der Kultur stattfindet oder eine Erweiterung der Museumslandschaft.

Der Louvre in Atlanta und Abu Dhabi, das Guggenheim-Museum in Bilbao, Venedig, Las Vegas, Berlin und bald in Abu Dhabi. Eremitage-Ableger in Amsterdam, Las Vegas sowie London und eines Tages vielleicht Beaubourg in Shanghai, das Rodin-Museum in Brasilien und das British Museum in Peking. Das ist der Trend: Große Museen eröffnen Filialen an fernen Orten.
Sind Museen dabei, sich zu Exportprodukten zu entwickeln? Jedenfalls schrecken sie nicht vor der Anwendung modernster Marketingtechniken zurück, um zu expandieren: Aufwertung einer Marke mit hohem Bekanntheitsgrad durch den Name des Museums, formschöne Verpackung durch ein Gebäude von einem Stararchitekten und attraktive Inhalte durch die ausgestellten Sammlungen.
Handelt es sich hierbei um gefährliche Kommerzialisierung oder Vermarktung der Kultur? Oder ist das Herausbilden eines gewissen Kulturbusiness eher positiv, um die Sammlungen zur Geltung zu bringen, neues Publikum zu gewinnen und kulturelle Einzugsgebiete zu erweitern? Bietet es den Institutionen nicht auch die Möglichkeit, ihre Mittel aufzustocken? Die Dokumentation erhebt nicht den Anspruch, all diese Fragen zu beantworten. Sie ermöglicht jedoch eine Begegnung mit wichtigen Akteuren dieses neuen Marktes und deckt kulturelle und wirtschaftliche Hintergründe auf. Gezeigt werden spektakuläre Museumsgebäude von Bilbao bis Atlanta, von Paris bis Abu Dhabi - beeindruckende Bauprojekte renommierter Architekten, deren raumplanerischer Einfluss auf ihr direktes Umfeld sich messen lässt. Der Film zeigt auch, welche Verhandlungen noch laufen, und die homerischen Schlachten, die sie in der Museumswelt auslösen. Die zentrale Frage ist jedoch: Wie sieht die Zukunft der Kunst aus?




(Frankreich, 2008, 53mn)
ARTE F
Regie: Sylvain Bergère, Stéphane Osmont

Keine Kommentare: