14.07.08

14.7.1789: Sturm auf die Bastille

"Die Sonne war an diesem Dienstag, dem 14. Juli 1789, um 4.08 Uhr über Paris aufgegangen - und trotz einiger Aufhellungen kündigte sich für die Stadt ein überwiegend bedeckter und relativ kühler Sommertag an, bei am frühen Morgen zwölf Grad Celsius."

Nachzulesen im "Journal de Paris" in der Ausgabe des 16. Juli. Doch im Gegensatz zu den für den Hochsommer kühlen Temperaturen sind die Gemüter innerhalb der Stadtmauern erhitzt, ein politisches Erdbeben wird von hier aus das gesamte Königreich Frankreich erschüttern. Seit ein paar Tagen scheinen sich die Ereignisse zu überstürzen, und dieser 14. Juli wird der Höhepunkt werden.

Was ist passiert? Der Staat des absolutistisch regierenden Ludwig XVI. ist so gut wie bankrott. Um neue Einnahmequellen zu finden, lässt der König am 5. Mai 1789 die Generalstände zusammentreten, zum ersten Mal seit 175 Jahren und zum ersten Mal in einer revolutionierten, von ihm selbst beschlossenen Zusammensetzung:

Die Stände Adel, Klerus und Bürgertum sind nicht mehr zu je einem Drittel vertreten. Das Bürgertum, der Dritte Stand, stellt jetzt die Hälfte der Vertreter, Adel und Klerus je ein Viertel. Das Bürgertum ist selbstbewusst geworden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, hat sich einen relativen persönlichen Wohlstand erarbeitet, sich Zugang zu Bildung und Informationen verschafft. Mit einem Wort: die Bürger haben sich emanzipiert und keine Lust mehr, für das Leben des Adels in Saus und Braus aufzukommen.

Am 17. Juni 1789 erklären sich die Abgeordneten des Dritten Standes zur Assemblee Nationale, der einzig repräsentativen Versammlung der französischen Nation und fordern eine Verfassung. Die Mehrheit dieser Ständevertreter hat ihre Revolution schon in den Köpfen vollzogen und trifft auf die bereits revolutionär gesinnte Öffentlichkeit. Und als dann auch noch die Brotpreise steigen, ist dies der klassische Anlass, gegenüber der Staatsmacht aufzubegehren.

Schon seit langem richtet sich der Hass auf die Zollmauer um Paris herum, die der königlichen Finanzverwaltung die Erhebung von Zöllen erleichtert und die Waren für die Menschen verteuert. Am 13. Juli, empört über die Entlassung des populären Finanzministers Necker, steckt eine wütende Menge die Zollstationen der Stadt in Brand und verschafft sich Waffen.

Zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und zur Verteidigung vor befürchteten Angriffen königlicher Truppen, beschließt das neue bürgerliche Regiment am 13. Juli die Gründung einer Bürgermiliz für Paris. Der Morgen des 14. Juli, dieser kühle Sommermorgen, beginnt mit der fieberhaften Suche nach Waffen: Man braucht viele davon, will man all jene Männer bewaffnen, die innerhalb weniger Stunden in die Miliz eingetreten sind.

Und da gibt es nur eine Adresse: Das Hotel des Invalides. Dieses Kasernenareal, von bestechlichen Soldaten nur dürftig bewacht, gilt als das größte Waffenlager der Stadt, mit Kanonen und 30.000 Gewehren. Schon in den frühen Morgenstunden des 14. Juli stürmt eine Menschenmenge das Arsenal und holt sich, was sie braucht.

Gerüchte machen die Runde, der König ziehe Truppen zusammen, zudem fühlen sich die Menschen durch Kanonen auf der Bastille bedroht. Sie machen sich auf den Weg zu dem berüchtigten Gefängnis der Stadt, das zwar zu diesem Zeitpunkt nur wenige Insassen hat, aber längst zum Symbol der despotischen Herrschaft geworden ist. Plötzlich fällt ein Schuss, niemand weiß, woher er kommt und wer ihn abgegeben hat. Doch jetzt ist die Horde nicht mehr zu bremsen. Der Sturm auf die Bastille beginnt.

Als sich nach ein paar Stunden sogar Soldaten auf die Seite der Belagerer schlagen, unterstützen sie damit auch moralisch die Aktion. Was als ungesetzlicher Angriff auf eine königliche Festung begonnen hat, wird jetzt zu einer Bewegung des Volkes und der bewaffneten Kräfte des Volkes.

Als die Menge der Angreifer in den Innenhof stürmt und die Plünderung und Zerstörung der Festung beginnt, bleiben die Zeiger der Uhr an der Bastille auf 17.15 Uhr stehen. Als um 19.52 Uhr die Sonne in Paris untergeht, ist nichts mehr so, wie es einmal war: An diesem 14. Juli 1789 hat die französische Revolution begonnen.

Autorin: Birgitt Wagner

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