17.07.08

17.7.1969: Uraufführung "Easy Rider"

Easy Rider", das ist ein Kultfilm. Er erzählt von zwei jungen Typen, die mit dem Motorrad unterwegs von Los Angeles nach New Orleans sind.

Billy, benannt nach Billy the Kid, gespielt von Dennis Hopper, und Wyatt, benannt nach Wyatt Earp, gespielt von Peter Fonda. Unterwegs machen sie Halt bei einer Hippie-Kommune und landen hinter Gittern, wo sie den von Jack Nicholson gespielten jungen Anwalt George Hanson treffen, einen Alkoholiker mit schlechten Manieren aus gutem Haus.

Wegen ihrer langen Haare werden Billy und Wyatt im Diner nicht bedient und bekommen im Motel kein Zimmer. Am Ende des Films werden die beiden von einem LKW-Fahrer brutal abgeknallt.

Eine Ende, das vorprogrammiert war: "Wyatt und Billy", sagt der Anwalt im Film, "stehen für die Freiheit, ergo müssen sie vernichtet werden." Mitte Juli 1969 lief "Easy Rider" in den USA im New Yorker Beekman-Theater an. Das Premierenpublikum saß barfuß in den Gängen. In den Toiletten war die Luft marihuana-geschwängert. So etwas hatte man im Beekman noch nicht erlebt.

Die in "Easy Rider" beschriebene Welt, die für die Wünsche, Vorstellungen und Gefühle weiter Teile der Jugend in den USA Ende der 60er Jahre stand, löste heftige Gegenreaktionen aus. So war beispielsweise in einem Leserbrief an die New York Times die Rede von einem neuen Tiefpunkt in Sachen guten Geschmacks. Und in manchen Vorstellungen applaudierten reaktionäre Kinogänger lautstark bei der gewalttätigen Schlussszene. In zwei Bundesstaaten erhielt "Easy Rider" sogar ein totales Aufführungsverbot.

Zur Bedeutung des Films äußerte sich Peter Fonda so: "Easy Rider ist in den Südstaaten ein Ausdruck für den Geliebten einer Hure. Nicht ein gewöhnlicher Zuhälter, sondern ein Kerl, der mit der Prostituierten lebt. Denn er hat den easy ride. Schön, und das passiert in Amerika. Die Freiheit ist zur Hure geworden und wir versuchen's alle mit dem easy ride."

Und über seine eigene Rolle als Billy in dem Film sagte Fonda: "Ich repräsentiere jeden, der fühlt, dass man Freiheit kaufen kann, dass man Freiheit durch andere Dinge wie Motorradfahren oder Grasrauchen finden kann."

Wie "Bonnie and Clyde" schilderte "Easy Rider" die Rebellen und Gesetzlosen wie die gesamte jugendliche Gegenkultur als Opfer der herrschenden Gesellschaft, ausgelöscht von Lyndon B. Johnson und von Richard Nixons schweigender Mehrheit.

In einer legendären, orgiastischen Szene auf einem Friedhof in New Orleans kommt darüber hinaus auch die ohnmächtige emotionale Auflehnung gegen jegliche Autorität sowie gegen die Elterngeneration zum Ausdruck.

In "Easy Rider" bediente sich zum ersten Mal auch ein Film der Ausstrahlungskraft der Rockmusik der 60er und diente so als Vorbild für spätere Streifen wie "American Graffiti".

Gedreht wurde "Easy Rider" in sieben Wochen mit einem Budget von 500.000 Dollar. Diese Kosten wurden innerhalb von nur einer Woche in einem einzigen Theater wieder eingespielt. Die Gesamteinnahmen beliefen sich auf über 19 Millionen Dollar.

Dabei hatte zunächst keines der großen Filmstudios so recht an den Erfolg von "Easy Rider" geglaubt, war es doch, wie es der Kritiker Buck Henry ausdrückte, in gewisser Weise ein Film ohne Drehbuch und ohne Regisseur. Mehr eine lose Aneinanderreihung von Szenen aus anderen Filmen, unterlegt mit einem Best of the 60's Soundtrack. Aber "Easy Rider", so Henry, hat die Tür für eine neue Generation geöffnet.

Peter Fonda und Dennis Hopper präsentierten sich mit "Easy Rider" als Abtrünnige, als der Vietcong von Beverly Hills. Sie besiegten Hollywood mit deren eigenen Waffen. Sie bewiesen, dass man "high" sein sowie sich selbst ausdrücken konnte - und gleichzeitig Geld damit verdienen konnte.

Autor: Michael Kleff

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