„Black is beautiful!“, so lautet der programmatische Titel einer großen Ausstellung in der Nieuwe Kerk am Dam-Platz in Amsterdam, die sich der Darstellung des schwarzen Menschen in der niederländischen Kunst vom 14. bis zum 21. Jahrhundert widmet und noch bis zum 26. Oktober zu sehen ist.
Erstaunlich facettenreich und im ständigen Wandel begriffen präsentiert sich die Rolle des farbigen Menschen in der großen Zusammenschau von etwa 135 Gemälden und Zeichnungen. Bekannt ist seine Darstellung als einer der drei „Weisen aus dem Morgenland“, wie man sie schon in der mittelalterlichen Buchmalerei findet. Hinzu tritt im Spätmittelalter das biblische Bekehrungsthema „Die Taufe des Kämmerers“. Der Getaufte wird dabei als schwarzer „Äthiopier“ personifiziert. Im konfessionellen Streit des 17. Jahrhunderts zwischen dem protestantischen Norden und dem katholischen, zu Spanien gehörenden Süden der Niederlande griffen die Kontrahenten dieses Bildthema auf, um für ihren als den „richtigen“ Glauben zu werben.
Häufig finden sich in der Barockmalerei aber auch Porträtstudien etwa von Rubens oder Rembrandt, die die Eigenart des schwarzen Antlitzes zu erfassen suchten. Auch die klassische Mythologie liefert zahlreiche Themen, die die Künstler des 16. und 17. Jahrhunderts aufgreifen, wie die schwarzen Amoretten aus dem Emblembuch Otto van Veens (1608) zeigen.
Im Zuge der Entdeckungen des 16. Jahrhunderts traten vermehrt dunkelhäutige Männer und Frauen als Allegorien für den Erdteil Afrika oder als Personifikationen der Nacht in Erscheinung. Das Bild von Südamerika, wie es den Niederländern vermittelt wurde, geht zurück auf Johann Moritz von Nassau-Siegen, der 1637 bis 1644 Generalgouverneur der niederländischen Besitzungen in Brasilien war. Er nahm auch Maler mit in die Neue Welt, die ihre Eindrücke bildlich festhielten. Die Innenausstattung des Mauritshuis in Den Haag ist ganz von diesen Bildthemen geprägt.
Sehr dominant aber ist im 17. Jahrhundert die Darstellung von schwarzen Knaben als Diener wohlhabender Holländer auf Genrebildern oder Porträts. Die Bilder reflektierten so die Machtstellung des Weißen gegenüber dem Sklaven, beispielsweise in der niederländischen Kolonie Surinam. Das 19. Jahrhundert zeigt sich danach janusköpfig: Wurde einerseits im Kontext der Kritik an der Sklaverei der schwarze Mensch als Opfer weißer Willkür dargestellt, erscheint er andererseits im Orientalismus als „exotisches“, so fremdes wie befremdliches Wesen.
Die Ausstellung schlägt schließlich den Bogen bis in die Gegenwartskunst, die einen selbstbewussten, starken schwarzen Menschen ins Zentrum ihres Schaffens stellt.
Quelle: Arte.Tv / Dr. Heike Talkenberger
De Nieuwe Kerk
Dam-Platz
Amsterdam
Tel.: +31(0)20 6386909
www.nieuwekerk.nl
04.08.08
König oder Sklave
Tags: Veranstalltungen
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