07.08.08

Mission X auf Arte

Stahlhart zum Atlantik

09.08.2008 | 21:00 Uhr | ARTE

Im Frühsommer 1878 trifft sich eine handverlesene Gruppe heimlich im Haus des Ölproduzenten Byron Benson in Titusville, Pennsylvania. Die Männer suchen nach einem Weg, sich gegen ihren größten Feind, John D. Rockefeller, zu wehren. Seit Jahren kontrolliert dieser die Eisenbahngesellschaften, mit denen Benson und seine Mitverschwörer ihr Öl, das „schwarze Gold", zu den Raffinerien transportieren, die wiederum zum größten Teil auch Rockefeller gehören. Während dieser die Preise diktiert und ein Vermögen macht, verdienen alle anderen nur einen Bruchteil dessen. Es ist ein erbitterter Kampf um die Kontrolle des Erdöls oder, wie die Zeitungen schreiben, es herrscht „Ölkrieg". Alle politischen und gerichtlichen Schritte haben versagt. Nun stellt Benson einen verwegenen Plan vor, der ein technisches Erdbeben auslösen wird. Er will das Öl durch eine Metallröhre, eine Pipeline, direkt zu den wenigen noch unabhängigen Raffinerien am Atlantik transportieren. Das ist der Startschuss zu einem der größten Abenteuer des 19. Jahrhunderts. Die technischen Hürden des Projekts scheinen unlösbar. Und der Industriemogul John D. Rockefeller setzt alle Hebel in Bewegung, den Bau der Pipeline zu torpedieren. Es kommt zu einem Krieg, der in Gerichts- und Parlamentssälen, aber auch handgreiflich auf der Baustelle geführt wird. "Mission X: Stahlhart zum Atlantik“ zeichnet das unerbittliche Duell anhand bisher unveröffentlichter Dokumente nach und erzählt ein Abenteuer, dessen Nachwirkungen bis heute zu spüren sind. Von den Eiswüsten Alaskas und Sibiriens bis zu den Einöden der arabischen Wüste, aus den Tiefen der Weltmeere bis auf die Höhen des Kaukasus überzieht heute ein über drei Millionen Kilometer langes Pipelinenetz die Erde. Und die globale Weltwirtschaft hängt am Tropf dieser Stahladern. Täglich werden weltweit 13 Milliarden Liter Öl verbraucht. Wer das Transportnetz kontrolliert, besitzt Macht, hält allein durch die Androhung der Drosselung von Durchflussmengen einen wichtigen Joker im weltweiten Machtpoker in der Hand. Täglich wird dieses Netz ausgebaut. Die Dokumentation verfolgt die größten Pipelineprojekt in den Tiefen der Weltmeere und zu Lande, zeigt wie diese Megabauten auf Entwicklungen fußen, die bereits beim ersten Pipelinebau unter Byron Benson entwickelt wurden. In aufwendigen Großversuchen wird demonstriert, welche Sicherheitsrichtlinien Pipelines heute erfüllen müssen, kurz – der Zuschauer erhält völlig neue Einblicke in die Ölindustrie.

Sieg über den Höllenberg

09.08.2008 | 21:50 Uhr | ARTE

Mitte des 19. Jahrhunderts breitete sich auf allen Kontinenten ein spinnennetzartiges Geflecht von Eisenbahnlinien aus. Ungehinderter, schneller Verkehr war das Zauberwort einer Revolution im Transportwesen. Nur die Neuenglandstaaten, die Wiege der amerikanischen Nation, schienen von diesem Netz unüberwindbar abgeschnitten. Ein gewaltiger Gebirgszug stellte sich in den Weg. Eine Eisenbahntrasse über diese Barriere hatte sich als ineffektiv erwiesen. Doch dann hatte der Industrielle Alvah Crocker eine bahnbrechende Vision zur Rettung seiner Heimat: „Wenn die Züge nicht über die Berge kommen, dann werden wir eben durch sie hindurchfahren!" Ein verwegenes Vorhaben, denn der von ihm geplante Tunnel wäre um ein Vielfaches länger als alle bisher gebauten. Entsprechend groß war der Widerstand gegen Crockers Vision. Es sollten 26 Jahre vergehen, bis Crocker nach vielen Rückschlägen und erbittert ausgefochtenen Rivalitäten triumphieren konnte. 26 Jahre, in denen er sowohl in den Parlamentssälen für seinen Traum kämpfen als auch gegen die scheinbar unbezwingbare Geologie der Berge antreten musste. 26 Jahre, die über 21 Millionen Dollar verschlangen, das entspricht nach heutigem Wert der sagenhaften Summe von einer halben Milliarde Dollar. 26 Jahre, in denen 193 Todesopfer zu beklagen waren. 26 Jahre, in denen zirka zwei Millionen Tonnen Stein aus dem Berg gesprengt und gebohrt wurden und unzählige technische Erfindungen den Tunnelbau nachhaltig revolutionierten. Der Hoosac-Tunnelbau vollzog den Schritt vom handwerklich geprägten Tunnelbau hin zu moderner Sprengstoffanwendung und mechanischer Abbauarbeit und legte so den Grundstein für das moderne Bergbauingenieurswesen. Der „Vater aller Tunnelbauten“ wurde zum Sinnbild eines neues Zeitalters, in dem die Eroberung des Untergrunds nicht mehr ein tödliches Risiko, sondern ein praktikables Unterfangen war.

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