Das Wahrzeichen von Köln, das ist ganz klar der Kölner Dom. Doch auf jeder Postkarte, bei der das gotische Bauwerk von der Rheinseite aus fotografiert ist, ragen davor die silbrig glänzenden Zacken eines Zinkblechverkleideten Shed-Daches empor. Sie gehören zum Museum Ludwig, das am 6. September 1986 eingeweiht wurde.
Der damalige Neubau war nicht unumstritten. Die einen fühlten sich an Fabrikhallen erinnert, die anderen meinten das Bauwerk mit seinen roten Ziegelsteinmauern sei zu bieder. Und auch die Kosten erregten die Gemüter: Mit über 270 Millionen Mark entpuppte sich das Museum als teuerster Neubau seiner Zeit. Aber die Innenarchitektur überzeugte auch so manchen Kritiker.
Eine Gestaltungsherausforderung für Jochen Poetter:
"Diese Architektur hat ihre eigene Ordnung, ihren eigenen Rhythmus. Man betritt ein großes helles Treppenhaus, und die Treppenzüge laufen frei im Raum nach oben. Man kann durch diese Treppenhäuser an den Seiten hinab sehen in den unteren Teil der Sammlung. Man sieht bereits die Kunst, man schaut durch die Fenster raus, man sieht Menschen außen vorbeigehen. Also das ist der erste Eindruck, den der Besucher hat. Er kommt nicht in einen Tempel, sondern in ein Haus, das offen ist, kommunikativ ist. Hier hält man sich gerne auf."
Besuchermeinungen über das Museum: "Im Moment hab ich ein Lieblingswerk, das ist die Odaliske von Rauschenberg." - "Von Max Ernst, die Jungfrau, die das Jesuskind züchtigt." - "Um die Ecke herum, das von Heckel, das ist diese Winterlandschaft, die soviel Tiefe hat, und soviel wunderschöne Farben, die mir so gefallen, grün orange braun, das ist einfach wunderschön."
Für jeden Geschmack etwas. Im Untergeschoss sind die Vertreter der Pop Art von Warhol über Rauschenberg bis hin zu Lichtenstein und Rosenquist zu finden. Im obersten Stockwerk hängen unter anderem die deutschen Expressionisten aus der Sammlung von Joseph Haubrich, russische Avantgardekunst, deutsche Nachkriegskunst sowie die Surrealisten.
Und nicht zu vergessen: Skulpturen und Gemälde von Pablo Picasso. Auf der mittleren Etage war zu Anfang noch das Wallraf-Richartz-Museum mit Kunst vom Mittelalter bis zur Neuzeit untergebracht. Der Schokoladenfabrikant und Kunstsammler Peter Ludwig aus Aachen hatte sich in den 1960er Jahren verstärkt für moderne Werke deutscher und US-amerikanischer Künstler interessiert.
Peter Ludwig: "Hier war nun nach einer Ausstellung in Aachen 1968 mit neuen Erwerbungen unserer Sammlung offenkundig, dass die Kenntnis junger deutscher Kunst, junger westeuropäischer Kunst, neuer figurativer Kunst damals fehlte, dass man keine Vorstellungen in Deutschland hatte von der Kunstentwicklung in den Vereinigten Staaten nach den abstrakten Expressionisten, die Pop Art. Und da haben wir dann gesehen, dass hier eine Informationslücke bestand, die zu füllen wir als eine Aufgabe angenommen haben."
1969 zog die Sammlung Ludwig mit ihren Pop-Art Beständen in das damalige Wallraf-Richartz-Museum in Köln ein; zunächst eine Leihgabe, die Peter Ludwig 1976 dann in eine Schenkung umgewandelte.
Doch der Unternehmer schenkte nicht ohne Bedingung: Die Abteilung des 20. Jahrhunderts des Wallraf-Richartz-Museums sollte zum selbständigen Museum für moderne Kunst mit dem Namen "Museum Ludwig" umgewandelt werden, mit eigenem Direktor und eigenem Personal.
Schon damals war klar, dass der Platz für beide Museen zu eng wurde. Ein Wettbewerb für ein neues Gebäude wurde ausgeschrieben, den die Kölner Architekten Peter Busmann und Gottfried Haberer gewannen. Im Gebäude wurden auch die Philharmonie und die Museums-Bibliothek untergebracht.
Musik, Kunst und Literatur also unter einem Dach. Diesen Dialog will auch Jochen Poetter weiterverfolgen, indem er so genannte Crossover-Künstler fördert, die Malerei, neue Medien, Musik oder Performances in ihren Werken miteinander verbinden. Ein Haus, das allen Kunstrichtungen und - gattungen offen stehen soll, ganz im Sinne Peter Ludwigs.
Poetter: "Also Peter Ludwig und Irene Ludwig, die sind sozusagen der Geist in dem Haus, und der bleibt auch, denn das Sammlungskonzept von Peter Ludwig war ein offenes. Ludwig hat ja deshalb auch an den verschiedenen Orten auf dem Globus seine Dependenzen eingerichtet, weil er sagt, Kunst ist eine Weltsprache. Und dieser Geist der Internationalität, der Verständigung, das wird auch so bleiben"
Wer das Geld hat, hat auch Einfluss. Noch zu Lebzeiten hat sich Peter Ludwig immer wieder eingemischt, wenn es um Ankäufe oder Ausstellungen für das Museum ging. Nicht selten führte das zu Streitereien mit den Museumsdirektoren und zu öffentlichen Diskussionen.
Noch vor seinem Tod im Juli 1996 stellte er der Stadt Köln eine Schenkung von 70 Picasso Gemälden in Aussicht. Die Bedingung: das Wallraf- Richartz-Museum sollte den Platz räumen und in ein eigenes Gebäude ziehen.
Auf 5340 Quadratmeter sollte all das zu sehen sein, was noch in den Archiven schlummert. Und natürlich neue Werke, so hofft Jochen Poetter, wenn auch das Museum zur Zeit keinen eigenen Ankaufsetat hat. Neben Sponsoren müssen für die ganz junge Kunst eben neue Mäzene gefunden werden.
Peter Ludwig "Ich kann nur hoffen, dass ich die Fackel des Kunstsammelns weitergeben kann an Jüngere, die es zweifellos gibt, und die sollen nun weiterführen, was meine Frau und ich für unsere Generation so intensiv getan haben. Die intensive Beschäftigung mit junger Kunst müssen jüngere leisten."
"Museen in Köln", eine Homepage, die über die Museen rechts und links des Rheins informiert widmet eine Seite dem Museum Ludwig. Neben den aktuellsten Veranstaltungen wird ich auch aus der Geschichte der Einrichtung erzählt.
06.09.08
6.9.1986: Eröffnung des Museums Ludwig
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