23.09.08

Das kulturelle Erbe der Roemer

"Prudentia potentia est!" - "Wissen ist Macht!" Dieses heute noch geläufige Sprichwort stammt von den Römern. Diese beherrschten vor mehr als 2.000 Jahren einen Großteil des europäischen Kontinents. Dabei verstanden sie nicht nur das Kriegshandwerk. Sie hatten auch ein ausgefeiltes Währungssystem, pflegten ein weitverzweigtes Straßennetz, bauten Kastelle, Aquädukte, Badeanlagen und den Limes als Schutzwall gegen die Barbaren. Nicht zuletzt vermittelten die Römer den besiegten Mächten aber auch ihre Kultur und ihr Wissen.

Die römische Schriftkultur prägt bis heute das Abendland. Latein ist nicht nur die Sprache der Mediziner, sondern auch die Wurzel aller Sprachen des romanischen Kulturkreises, wie Spanisch, Französisch, oder Italienisch.

Viele europäische Städte wie London, Köln und Trier waren einmal römische Siedlungen. Die Römer gingen äußerst geschickt bei der Expansion ihres Reiches vor. Sie verliehen den Besiegten schnell Bürgerrechte, sorgten für Rechtssicherheit und stärkten die Rolle der Frau. Auch römische Mode und nicht zuletzt die verfeinerte Küche und das Kultivieren der Weinrebe galten als Ausdruck von Lebensstil. Und weil, wer herrschen will, auch amüsieren muss, wurden im Kolosseum blutige Gladiatorenkämpfe veranstaltet.


Größte Berufsarmee aller Zeiten
Es waren die Legionäre, die Rom zu einer Großmacht werden ließen. Wie die Soldaten ausgerüstet waren, weiß man aus Schriftstücken und von Darstellungen auf Grabsteinen: Auf der Wolltunika saß der Kettenpanzer, daran waren Schwert und Dolch befestigt. Vor der Brust wurde der Helm aus Bronze getragen, auf dem Rücken der Schild und dazu die Tragestange mit Kleidersack, Proviant und Kochtopf. Jetzt noch der Speer – und fertig war der Legionär! Der schleppte so an die 50 Kilo Ausrüstung mit sich herum.

Zur Zeit des Kaisers Augustus, um Christi Geburt, reichte der Arm Roms bis an den Rhein. Hier wurde Mogontiacum gegründet, das heutige Mainz – damals der wichtigste Brückenkopf für Feldzüge ins Innere Germaniens. Hier waren bis zu 50.000 Soldaten stationiert, teils römische Legionäre, aber auch sogenannte Hilfstruppen. Sie wurden aus den besiegten Völkern und Stämmen rekrutiert. Das Reich unterhielt die größte Berufsarmee aller Zeiten, nur unbescholtene Bürger mit Bürgerrechten dürfen Legionär werden.


Wo Soldaten waren, wurden auch Geschäfte gemacht
Weil Legionäre nicht heiraten durften, lebten sie in wilder Ehe außerhalb der Garnison. Nach 25 Jahren Dienst und mit einer stattliche Abfindung ließen sie sich oft in den besetzten Gebieten nieder. Als Veteranen waren sie freie Bürger mit allen Rechten, die bei einer Heirat auch auf die Frau übergingen. Entlang des Rheins entstand so im Laufe der Zeit eine gallo-römische Bevölkerung.
o Soldaten waren, wurden auch Geschäfte gemacht. Garnisonsstädte sorgten für die wirtschaftliche Belebung ganzer Regionen, denn die Truppen mussten mit Nahrungsmitteln und Ausrüstung bis hin zu Luxusgütern versorgt werden. So kamen Getreidesorten, Südfrüchte, Fisch und sogar Austern aus allen Provinzen des Reiches an den Rhein. Auch der Fluss selbst wurde als Verkehrsweg genutzt. Die Römer verbreiteten in den besetzten Gebieten auch ihr Finanzsystem. Wo früher Tauschhandel üblich war, wechseln jetzt Gold- und Silbermünzen den Besitzer. Sogar Schecks waren üblich.


Römer erfanden neuartige Dachkonstruktionen
Nicht nur in Deutschland, auch auf dem Gebiet des heutigen Libyen steht bis heute noch ein Limes – der "Limes africanus". Er sollte damals die Berber fernhalten und eine der prächtigsten römischen Handelsmetropolen schützen: Leptis Magna. 100.000 Einwohner genossen den Komfort moderner Infrastruktur, wie fließend Wasser und Kanalisation.

Eine Basilika war Sitz der Stadtverwaltung. Hier arbeiteten die Beamten und Juristen geschützt vor der afrikanischen Sonne. Das verdankten sie einem enormen technischen Fortschritt in der Geschichte der Architektur: dem gewölbten Dach. Schon die Griechen hatten große Gebäude errichtet, in deren Innern viele Säulen standen, die die schweren, flachen Dächer stützten. Die Römer aber perfektionierten eine bessere Idee: die Last des Daches wurde durch eine Krümmung zu den Wänden abgeleitet - Säulen im Inneren wurden überflüssig.

Sie errichteten dazu das gewölbte Dach in einzelnen Abschnitten. Am oberen Ende des Bogens setzten die römischen Bauleute einen Schlussstein ein, dessen Gewicht die unteren Abschnitte nach außen presste. Der so erzeugte Druck hielt das gesamte Dach zusammen. Ein gewölbtes Dach braucht keine Säulen, es trägt sich selbst. Später übertrafen sich die Römer sogar noch in Sachen Dachkonstruktion und bauten das ultimative Gewölbe: eine Kuppel, das Pantheon in Rom. 1.500 Jahre lang war der Tempel zur Verehrung der Götter das Gebäude mit dem größten freien Innenraum der Welt.

Fußbodenheizung - eine "Erfindung" der Römer
In Leptis Magna befanden sich auch die größten römischen Badeanlagen überhaupt – eine Oase mitten in der lybischen Wüste und ein römischer Superlativ. Es gab 5 unterschiedlich warme Becken, alle mit feinstem griechischen Marmor ausgelegt. Aber wie baut man aus Marmor wasserdichte Schwimmbecken? Die Antwort ist römisch und heißt: "Opus Caementitium" oder einfach: Zement. Die römischen Bäder wurden immer wieder zu Versuchsstätten für neue Techniken. So gab es eine Wasserversorgung und ein Heizungssystem – alles äußerst fortschrittlich. Die Römer entwickelten überdies das Prinzip der "Fußbodenheizung".

Das römische Reich existierte in wechselnder Größe rund 1.000 Jahre lang. Von den eroberten Völkern nahmen die Römer stets neues, fremdes Wissen auf und entwickeln es weiter. Der Film von Frank Rother folgt den Spuren dieser Zivilisation, die Europa geprägt hat und zeigt, dass die Römer vor allem einer Devise gefolgt sind: "Prudentia potentia est!" – "Wissen ist Macht!"


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