21.10.08

21.10.1520: Magellanstraße entdeckt

Der kleine Junge träumte. Er träumte von Reisen, von der Weite des Meeres, von den Sternen. Im Jahr 1494 ist Ferdinand Magellan knapp 14 Jahre alt. Die Welt, in der er lebt, ist im Umbruch: Christoph Columbus oder Vasco da Gama entdecken, erforschen die Welt.

Einmal sehen, was diese Abenteurer und Seehelden gesehen haben, nein, mehr noch, einmal entdecken, was Columbus und da Gama eben noch nicht gefunden haben, das wird zum großen Wunsch des kleinen Jungen.

1513: Längst ist der Junge ein Reisender, ein Seemann geworden. Er hat Indien, China und die Molukken gesehen, doch er hat seinen Traum behalten. Magellan will nach Westen segeln. Er will, was Columbus nicht gelungen ist: den Seeweg nach Indien finden, der zugleich beweisen würde, dass die Erde eine Kugel ist.

Doch der portugiesische König Dom Manuel lehnt das Angebot ab. Er mag diesen jungen Kapitän nicht. Auch 1518 weigert sich der König, der Bitte Magellans eine Expedition gen Westen unternehmen zu dürfen, stattzugeben. Magellan ist verbittert und enttäuscht.

Der Portugiese wendet sich von seiner Heimat ab. Seine Hoffnung ruht nun ganz auf König Karl von Spanien. Seit dem Vertrag von Tordesillas 1494, in dem Papst Alexander VI. die westliche Hemisphäre Spanien zuteilte und den Osten der Welt den Portugiesen gab, herrscht Streit darüber, wo der Osten aufhört und wieweit der Westen reicht.

Magellan sagt dem spanischen Monarchen: "Mit meiner Expedition werde ich zeigen, wo die Grenzen zwischen Spanien und Portugal verlaufen, und dass die Gewürzinseln zu Spanien gehören."

Eine Verlockung für König Karl; nur allzu gern lässt er daher sich von den Plänen Magellans anstecken. Im September 1519 sticht der Portugiese Magellan unter spanischer Flagge in See.

Der Traum des Ferdinand Magellan ist Wahrheit geworden. Fünf Schiffe, 280 Seeleuten stehen unter seinem Kommando. Eine Fahrt von über 42.000 Seemeilen mit gefährlichsten Stürmen, Meutereien seiner Männer, und unendlichem Leid liegt vor ihnen. Dieser Magellan will sich seinen Traum ganz und gar erfüllen.

Kein Sturm ist zu heftig, keine Mühe zu groß, um endlich von Westen nach Osten zu segeln. Immer wieder gibt es Enttäuschungen auf dieser Fahrt ins das große Unbekannte, doch am 21. Oktober 1521, über ein Jahr nach Beginn der großen Fahrt, ist es soweit: die Spitze Südamerikas ist gefunden. Magellan segelt durch die Seestraße weiter Richtung Westen, der eigentlich jetzt Osten ist. Heute ist es die Magellanstraße.

Den Mannschaften stehen weitere Strapazen bevor. 96 Tage lang segeln sie auf diesem ruhigen Meer, diesem "mar pacifico", wie es Magellan nennt, immer weiter. Hunger, Skorbut, Hitze reduzieren die Mannschaft. Nur noch 115 Seeleute erreichen die Philippinen. Dort stirbt Magellan im Kampf gegen Einheimische. Das traurige Ende seines Traums.

Am 7. September 1522 erreicht die "Victoria" als einziges Schiff von einstmals fünf endlich den Hafen von Sevilla. Es ist mehr ein Wrack als ein Schiff. An Bord sind nur noch 18 der ursprünglich 280 Seemänner. Aber dennoch heißt es im Tagebuch des Mitreisenden und Überlebenden Antonio Pigafetta am Tag der Ankunft in der Heimat: "Der Ruhm Magellans wird ewiglich sein."


Artikel aus dem Archiv Rheinzeitung vom 6.7.1999 über ein Jahrtausend der Entdecker und Eroberer, von Columbus bis zur Reise zum Mond. Dabei werden die unterschiedlichen Kapitel des Kolonialismus nachgezeichnet.

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