Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand löste 1914 den Ersten Weltkrieg aus. Der Krieg aber löste den gesamten österreichischen Staat auf. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war Österreich-Ungarn ein Kaiserreich mit einem immensen Staatsgebiet: vom Bodensee bis Siebenbürgen, von Böhmen bis Bosnien. Über 52 Millionen Menschen lebten in dem Vielvölkerstaat mit Zentrale in Wien. Am Ende des Krieges blieb ein kleiner Alpenstaat, eine Republik mit sechs Millionen Einwohnern.
Gewiss: auch vor dem Ersten Weltkrieg war Österreich kein homogenes oder spannungsfreies Staatswesen. Die Ungleichbehandlung der Provinzen und der Nationalitäten führte immer wieder zu Konflikten und Autonomiebewegungen, besonders auf dem Balkan, wo Österreich 1908 die Provinz Bosnien-Herzegowina annektiert hatte. Aber erst der Krieg ließ diese Zentrifugalkräfte völlig zum Durchbruch kommen.
Im Mai 1915 gab Italien seine Neutralität auf und schloss sich der Entente England, Frankreich und Russland an. Damit kämpfte Österreich im Süden jetzt nicht nur gegen Serbien, sondern auch gegen Italien. Ein kräftezehrender Gebirgskrieg, besonders in und um Südtirol.
Schon 1916 verschlechterte sich die Versorgungslage in der Habsburgermonarchie dramatisch. Auch durch eine rigorose Zwangsbewirtschaftung konnte die Regierung nicht verhindern, dass Unterernährung und Krankheiten unter der Zivilbevölkerung immer mehr zunahmen. Neben wirtschaftlich motivierten Unruhen kam es auch nun auch verstärkt zu politischen und nationalistischen Spannungen.
Am 21. Oktober 1916 wurde der konservative Ministerpräsident Stürgkh ermordet. Der Attentäter war der Sohn von Viktor Adler, dem Leiter der österreichischen Sozialdemokratie. Noch im gleichen Jahr starb Kaiser Franz Joseph, die Symbolfigur der alten Donaumonarchie. Über 60 Jahre lang hatte er die Regierungsgeschäfte geleitet. Nachfolger wurde sein Neffe Karl, über den der damalige Ministerpräsident wenig schmeichelhaft urteilte:
Zitat: "Kaiser Karl ist 30 Jahre alt, er sieht aus wie zwanzig und spricht wie ein Kind von zehn."
Jung, unerfahren und Reformen abgeneigt, war Karl I. nicht in der Lage, den Zerfall seines Reiches aufzuhalten.
1918 griffen Streiks und Meutereien in allen Landesteilen um sich. Es kam zu Massendesertationen vor allem der nationalen Minderheiten. Im Oktober 1918 wurde in Zagreb ein "südslawischer Nationalrat" gebildet, der bald darauf die Vereinigung der südslawischen Gebiete mit Serbien und Montenegro verkündete. In Wien konstituierte sich die Provisorische Nationalversammlung für "Deutsch-Österreich" und in Prag wurde der tschechoslowakische Staat proklamiert.
Am 16. Oktober versuchte Kaiser Karl das Auseinanderbrechen noch mit einem Reform-Manifest abzuwenden. Aber es war zu spät - Autonomie unter einem gemeinsamen Dach war nicht länger die Option der Provinzen.
Nachdem die letzte militärische Offensive am italienischen Piave gescheitert war, stand die k.u.k. Armee kurz vor dem Zusammenbruch. Ende Oktober begann sie, über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Die Bedingungen, die die Entente festlegte, kamen einer vollen Kapitulation gleich.
Zitat: "Räumung Tirols bis zum Brenner und des Pustertals bis Toblach, Räumung der norditalienischen Ebene, Istriens samt Triest, Westkrains, Räumung von Dalmatien mit allen Adria-Inseln, Bewegungsfreiheit der alliierten Truppen auf österreichischem Boden, Abrüstung auf 20 Divisionen, Auslieferung der halben Artillerie."
Nach langem Zögern und angesichts mangelnder Alternativen unterschrieb die österreichische Delegation am 3. November 1918 den Waffenstillstandsvertrag und besiegelte damit die faktische Auflösung der alten Donaumonarchie.
03.11.08
3.11.1918: Donau-Monarchie aufgelöst
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