Jesi bei Ancona, zweiter Weihnachtstag des Jahres 1194. Ein Kaiser ist geboren: Friedrich II., der Staufer. Sein Vater, Kaiser Heinrich VI., hat seine Mutter in diesem italienischen Bergstädtchen Jesi allein zurückgelassen, denn er muss weiter, Sizilien erobern.
Er, Friedrich II., ist das mächtigste Kind seiner Zeit: mit drei Jahren soll er deutscher König werden, der Krönungstermin im Frankfurter Kaiserdom steht schon fest. Doch mit dem Tod seines Vaters, gerade 31 Jahre alt, rebellieren Aufständische in Italien (aber auch in Sizilien) gegen die deutsche Herrschaft: Die Krone ist zunächst dahin.
Sizilien, Palermo
Seine Mutter, Kaiserin Konstanze, bringt den jungen Friedrich nach Palermo, dort wird er 1198 - er ist dreieinhalb Jahre alt - zum König von Sizilien gekrönt. Ein paar Monate später stirbt Konstanze ihrem Ehegemahl nach, nun ist er vier und Vollwaise. Und das Schlimmste, was ihm widerfahren kann: Der Papst ist sein Vormund, seine schwache Mutter, ohne Ehemann machtlos, hat es schließlich so bestimmt und dem Papst obendrein so manches Recht abgetreten.
In Palermo, an der Nahtstelle zwischen Abendland und Morgenland, lernt der junge Kaiser das Leben kennen, die Künste, die Religionen, die Philosophie, die Weltgeheimnisse und die Geheimnisse der Macht. Er kann schreiben wie kein anderer vor ihm, und er spricht acht Sprachen. Und eines Tages will er wissen, welche Sprache ein Kind spricht, das man keine Sprache gelehrt hat. Der Franziskanermönch Salimbene von Parma, ihm gar nicht wohl gesonnen, schreibt: "Er wollte nämlich erforschen, ob sie die hebräische Sprache sprächen, als die älteste, oder griechisch oder lateinisch oder arabisch oder aber die Sprache ihrer Eltern, die sie geboren hatten. Aber er mühte sich vergebens, weil die Kinder alle starben."
Konstitutionen von Melfi
Friedrich II. war im Christentum verwurzelt und im Islam, er war Dichter und Baumeister, Falkner - sein Buch ein Kleinod des Mittelalters. Und er war Staatsmann, Politiker und oberster Beamter: das Beamtentum in Sizilien organisierte er straff, auf Erfolg konzentriert, auf Effizienz ausgerichtet, ohne feudale Instanzen.
In den "Konstitutionen von Melfi", in denen 1231 zum ersten Mal versucht wurde, die menschliche Gemeinschaft nach den Vorstellungen Platos in eine große Konzeption mit dem Herrscher einzubinden, heißt es: "Die Pflege des Friedens, die der Gerechtigkeit und der die Gerechtigkeit nicht fehlen darf, befehlen wir allen und jedem der Teile unseres Königreiches zu wahren. Keiner soll aus eigener Machtvollkommenheit Übeltaten und Übergriffe, die früher begangen wurden oder in der Folgezeit begangen werden sollten, rächen noch Unterdrückungen oder Vergeltungsmaßregeln ergreifen oder gar Fehde innerhalb des Reiches beginnen; viel mehr soll er vor dem obersten Gerichtsrat und den Gerichtsräten der Provinzen oder vor den örtlichen Kämmerern oder Vögten und Herren, wem eben gerade die Untersuchung des Streitfalls zusteht, seine Sache nach gerichtlicher Ordnung verfolgen."
Friedrich II. un der Papst
Immer wieder liegt Friedrich II., der Staufer, mit dem Papst im Streit. Einen Kreuzzug soll er ausrichten; er zögert. Er tut etwas, was niemand für möglich hält. Er, Mittler zwischen Ost und West, handelt mit dem Sultan al-Kamil von Ägypten einen Friedensvertrag aus. Die beiden modernsten Fürsten des Jahrhunderts wissen, wenn sie nicht weise handeln, wird es wieder Krieg geben. Also schließen sie einen Vertrag: Friedrich II. bekommt die heilige Stadt Jerusalem sozusagen geschenkt, für zehn Jahre.
So genial das auch sein mag, irgendwann muss er scheitern, er, der Gottesfürchtige, der Staatsmanager auf dem Kaiserthron. Er scheitert am Papst, an den Deutschen und an sich selbst. Noch einmal bäumt er sich auf und schreibt: "Vorgeschick will und Sternenlauf zeigt und Flug auch der Vögel: Bald fürwahr werde ich, Friedrich, zum Hammer der Welt! Roma, wankend schon lang, erschlafft in alter Verwirrung, Wird zerbrochen und bleibt nimmer des Erdenrunds Haupt."
Verwandler der Welt
Am 13. Dezember 1250, fast 56 Jahre alt, stirbt Friedrich II. Nein, ein solcher Verwandler der Welt stirbt nicht, er lebt weiter, sonnegeworden oder im Ätna oder, wie sein Großvater Friedrich I. Barbarossa, im Kyffhäuser unsterblich.
26.12.08
26.12.1194: Friedrich II. geboren
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