Die Dokumentationsreihe "Baukunst" präsentiert herausragende Bauwerke aus verschiedenen Jahrhunderten der Architekturgeschichte.
Die Passage Umberto I.
Die Galleria Umberto I. ist eine der letzten überdachten Passagen, die in Europa erbaut wurden. Die ersten überdachten Passagen wurden ab 1820 in Frankreich, später auch in anderen europäischen Ländern gebaut und fanden rasche Verbreitung. Mit der Schaffung von geschützten Passagen in den Stadtzentren wurden zwei Ziele verfolgt: Durch die so entstandenen Fußgängerzonen wurde das Straßennetz entlastet und dem Einzelhandel konnten wetterunabhängige Geschäftsräume zur Verfügung gestellt werden.
Die Passage Umberto I. gehört zur letzten Generation von Passagen, die sich durch ihren Monumentalstil auszeichnen. Passagen bescheidenerer Ausmaße gingen häufig auf die Initiative privater Unternehmer zurück, wohingegen Monumentalpassagen eindeutig als öffentliche Bauwerke verstanden wurden und fester Bestandteil städtebaulicher Sanierungsprojekte waren. Neben praktischen Beweggründen gab es auch politische und wirtschaftliche Motive, zum Beispiel entstanden bei diesem Vorhaben mitten in der Stadt auf Tausenden von Quadratmetern Raum für Geschäfte, Büros und elegante Wohnungen.
Im Zuge dieser großangelegten Immobilienspekulation fügten sich neue palastähnliche Gebäude zu einem Luxusviertel, das sich bewusst vom alten Stadtbild abheben wollte. Trotz des Monumentalstils handelt es sich aber nicht um ein echtes Architektenbauwerk: Die Passage war vor allem das Projekt von Investoren. Daher drückt sich das mit dem Bau einer überdachten Passage verfolgte Modernitätsideal lediglich in den gigantischen Ausmaßen, nicht aber in einer technisch oder architektonisch kühnen Gestaltung aus. Zum eigentlichen Erfolg der Passage Umberto I. wurde ihre riesige, öffentlich zugängliche Halle, die bei jedem Wetter von allen genutzt werden kann.
14.12.08
Baukunst - Die Passage Umberto I. in Neapel
Tags: Baukunst, Dokumentation
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