21.12.08

Keltisches Kriegergrab in Reinheim entdeckt

Mit Sondermitteln des saarländischen Ministeriums für Umwelt wurden Ende 2008 Ausgrabungen in Reinheim (Saar-Pfalz-Kreis) fortgesetzt. Die Untersuchungen erstreckten sich auf das bereits 2006/07 entdeckte vor- und frühgeschichtliche Friedhofsareal „Furtweg" nördlich am Fuße des Bergsporns „Homerich". Neben zwei einfachen Brandgräbern der frühen Urnenfelderzeit (um 1200 v. Chr.) ließen sich trotz Einebnung durch neuzeitlichen Ackerbau zwei weitere Grabhügel nachweisen.

Im Zentrum des Hügels 6, von dem sich als ehemalige Begrenzung ein Kreisgraben (Dm. 11 m) mit davor liegenden Pfostengruben erhalten hatte, fanden sich zwei Frauengräber der Hallstattzeit (6. Jh. v. Chr.). Während der Frühlatènezeit (um 400 v. Chr.) hatte man im nördlichen Randbereich des Hügels ein weiteres Grab eingebracht. Das Skelett der mit dem Kopf im Norden bestatteten Frau war vollkommen vergangen. Sie trug jeweils zwei Hals-, Arm- und Fußringe. Etwa 2 m nordwestlich des Zentrums von Hügel 7 fand sich das Brandgrab eines keltischen Kriegers aus der Mittellatènezeit (280-150 v. Chr.).

Der Leichenbrand war in der Mitte einer ovalen Grabgrube deponiert mit verbrannten Beigaben am Grubenrand. An seiner westlichen Seite lag die verbogene Lanze, mit der Tülle in Richtung Norden. Im Uhrzeigersinn folgten der ebenfalls rituell unbrauchbar gemachte Schildbuckel mit leicht ausladenden Flügeln und an der östlichen Seite das samt Scheide zusammengefaltete Griffangelschwert. Unter der Lanze war an die eiserne Fibel vom Mittellatèneschema ein Ringgürtel des Schwertgurtes ankorrodiert. Die Waffenkombination mit Schwert, Stoßlanze und Schild gehörte seit den großen Wanderungen und Kriegszügen 4. Jh. v. Chr. zur Standartausrüstung des keltischen Kriegers über einen Zeitraum von 300 Jahre.

Im Gebiet der Mediomatriker mit der Hauptstadt Divodurum (heute Metz) gehörte der keltische Krieger von Reinheim offensichtlich zur Führungsschicht. Sowohl hinsichtlich des quadratischen Umfassungsgrabens als auch der vollständigen Waffenausstattung lässt sich hier bislang für die Mittellatènezeit nur ein Grab aus einem Grabhügel von Mondelange bei Thionville vergleichen. In beiden Gräbern stellen die Beigaben lediglich, als „pars pro toto", eine bewusste Auswahl einer ehemals größeren, sicherlich reichen Grabausstattung dar. Dabei sollte wohl das Zurückbehalten von Beigaben eine Verbindung der Lebenden zum Toten aufrechterhalten. Durch die rituelle Unbrauchbarmachung der Waffen, die in der antiken Opferidee, etwa bei den keltischen Heiligtümern zu wurzeln scheint, glaubte man, den Kriegsgott beeinflussen zu können.

Quelle: archaeologie-online.de

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