Um die Zeitenwende dringen die Soldaten Roms in die Germanengebiete östlich des Rheins vor. Doch im Jahr 9 n. Chr. stellt Arminius, der Anführer der cheruskischen Hilfstruppen, den römischen Legionen eine tödliche Falle
Der Tross ist gefährlich schwer beladen, aber Varus hat sich ja auch nicht auf einen Feldzug gemacht, sondern auf eine Inspektionsreise durch die nördlichste Provinz des Imperium Romanum. Sein Ziel ist die Weser. Er wird dort bei Freunden sein, bei dem Germanenstamm der Cherusker. Gleichwohl verfolgt er auch eine strategische Absicht: Er will Stärke zeigen. Denn vermutlich fürchtet er, dass Marbod - einer der letzten unabhängigen Germanenherrscher - von Osten aus die von den Römern unterworfenen Gebiete östlich des Rheins angreifen könnte.
Ein Lager auf unsicherem Terrain
Nach etwa zehn Tagesmärschen befiehlt Varus seinen Männern, ein Lager zu errichten. Sie stehen jetzt kurz vor oder direkt an der Weser. Binnen Kurzem erbauen die 10000 Soldaten eine Stadt, größer als jede germanische Siedlung östlich des Rheins. Denn obwohl die drei Legionen nicht in voller Kampfstärke angetreten sind - einige Einheiten sind am Rhein zurückgeblieben oder wurden zur Sicherung von Straßen in andere Gegenden Germaniens kommandiert -, ist dies eine gewaltige Menschenmenge in einem Land, dessen Dörfer kaum mehr als 200 Einwohner haben. Das Schauspiel der Macht wirkt: Marbods Männer wagen sich nicht vor, kein Scharmützel stört das Leben in der Lagerstadt.
Mehrere Monate lang spricht Varus von hier aus Recht, vermittelt zwischen den umliegenden Stämmen, ehrt besonders romtreue Stammesfürsten mit Einladungen. Und er zieht Abgaben ein: wahrscheinlich Pelze und Tierhäute, vielleicht auch Vieh und Getreide. Schließlich, im September, befiehlt der Statthalter Roms, die Zelte wieder abzubrechen. Ehe der Herbst einsetzt, will er zurück sein in den Winterquartieren der Legionen am Rhein. Auch fast alle germanischen Hilfstruppen schickt er zurück in ihre Heimat. Hunderte Cherusker verlassen mit ihren Waffen das Lager und reiten in ihre Dörfer
hr Anführer aber bleibt zurück: ein Fürst namens Arminius. Die römischen Soldaten sind noch mit den Vorbereitungen für den Abmarsch beschäftigt, als sich Arminius bei Varus melden lässt: Etwas weiter nordwestlich, nicht allzu weit vom Lager entfernt, hätten sich mehrere kleinere Stämme gegen Rom erhoben. Arminius schlägt dem Statthalter vor, die Rebellion auf dem Rückmarsch zum Rhein niederzuwerfen, wobei schon das Erscheinen der schwer bewaffneten Legionen den Sieg garantieren dürfte. Kein Risiko also.
Ein verräterischer Rat
Arminius, seit einem halben Jahrzehnt in römischen Diensten und als Offizier bewährt, schlägt eine Route vor, die Roms Legionäre von ihren Zügen durch das Germanenland bereits kennen: eine alte Handelsverbindung. Sie führt von der Weser am nördlichen Rand des Wiehengebirges entlang in die Gegend um das heutige Osnabrück und dann an den Niederrhein. Zudem versichert Arminius seinem Befehlshaber, dass er die bereits von dannen gezogenen cheruskischen Reiter ohne Probleme wieder zusammenrufen könne: Noch ehe Varus das Gebiet der Rebellen erreiche, werde er mit seinen Männern wieder dazustoßen. Der Römer willigt ein. Am Abend gibt Varus ein Abschiedsmahl. Geladen sind einheimische Fürsten, die er zuvor reich beschenkt hat.
Einer der Gäste, der Cheruskerfürst Segestes, nimmt den Statthalter plötzlich beiseite. Unter vier Augen berichtet er ihm von einer Verschwörung: Arminius plane, das römische Heer zu vernichten. Es gebe gar keine Rebellion in Germanien; vielmehr hätten die von Arminius angeführten Hilfstruppen beschlossen, abtrünnig zu werden.
Quelle: Geo.de / Text von Ralf-Peter Märtin
27.12.08
Varusschlacht: Marsch ins Verderben (1v5)
Tags: Antike, Die Varusschlacht:, Germanen, Roemer
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