01.01.09

Varusschlacht: Marsch ins Verderben (4v5)

Am schwersten trifft es die Legionäre in den Wäldern, wo sie "auf engem Raum zusammengepresst, damit Reiter und Fußvolk gemeinsam dem Feind entgegenstürmen könnten, vielfach aufeinander oder gegen die Bäume stießen". Doch nicht der Wald ist fatal für die Römer - sondern die Kampfkunst des Cheruskerfürsten.

Arminus kennt die Strategie seiner Feinde

Als Begleiter und Beobachter römischer Feldzüge hat Arminius gelernt, die Legionen niemals frontal anzugreifen, eine offene Feldschlacht zu vermeiden. Seine Taktik besteht darin, die Römer durch einen Geschosshagel zu Vorstößen zu reizen, sie dann ins Leere laufen zu lassen und schließlich in ihrer ungeschützten Flanke anzugreifen. Sich zu formieren, Schild an Schild zu schließen, kostet Kraft. Den Angriff immer wieder gegen einen Gegner vorzutragen, der einfach wegläuft, sich entzieht - das erschöpft und macht mutlos. Beständig mit Geschossen eingedeckt zu werden, ohne den Feind fassen zu können, zerrt an den Nerven. Alles zusammen zerrüttet die Kampfmoral.

Inzwischen haben die benachbarten Stämme der Cherusker - Brukterer, Marser und Chatten - durch Boten des Arminius von der Not des römischen Heeres erfahren. Die Aussicht auf Beute lässt immer mehr Krieger herbeieilen, die sich Arminius anschließen. Ein Sieg über drei Legionen würde ungeahnte Reichtümer einbringen: Pferde, Maultiere, unzählige Sklaven, dazu Luxuswaren wie Stoffe, Schmuck, Wein, Glasgefäße, Tafelgeschirr. Vor allem aber haben es die germanischen Krieger auf Waffen abgesehen. Zehntausend römische Schwerter, dazu Rüstungen und Helme. Sie selbst kämpfen - anders als die von den Römern ausgerüsteten Hilfstruppen des Arminius - meist mit der frame, einem oft mit einer eisernen Spitze versehenen Holzspeer.

Im Nahkampf hätten die Cherusker keine Chance

Nur Adelige und deren Gefolgsmänner besitzen ein Schwert. Im Nahkampf haben aber auch sie kaum eine Chance gegen die römischen Soldaten, da weder Panzer noch Helme ihre Körper schützen. Dafür sind sie flinker als ihre Feinde: Die Legionäre tragen zehn Kilogramm Eisen am Leib. Immer wieder attackieren die Truppen des Arminius die Legionäre - unterstützt von den leicht bewaffneten germanischen Verbündeten. Am Abend wird die Kraft der Römer gerade noch ausreichen, um ein notdürftiges Lager aufzuschlagen. Mehr als 20 Kilometer weiter nach Westen sind sie nicht gekommen.

Am dritten Tag peitscht starker Regen. Wind frischt auf, wird im Verlauf des Tages zum Sturm. Verbissen kämpfen sich die römischen Verbände weiter voran. Endlich scheint sich vor den Römern die Landschaft zu öffnen. Aber was von ferne wie eine weite Ebene wirkt, ist ein Moor - unpassierbar für die Soldaten. Zwischen dem Sumpf und den Ausläufern des Wiehengebirges verläuft der Weg in einer lang gezogenen Senke. Kaum einen Kilometer breit ist sie und so feucht, dass zum Marschieren nur ein rund 200 Meter breiter, trockener Streifen direkt am Rande des bewaldeten Berges bleibt; an seiner schmalsten Stelle engt er sich gar auf gerade mal 100 Meter ein. Ein Umgehen oder Ausweichen ist unmöglich. Als die römischen Truppen in den Engpass einschwenken, spielt es schon keine Rolle mehr, was ihre Späher melden, es gibt kein Zurück.

Eine unausweichliche Falle

Am Waldrand, an der engsten Stelle zwischen Berg und Niederung, haben die Kundschafter einen von Germanen besetzten Wall parallel zum Weg entdeckt: ein Erdwerk aus Sand und Grassoden mit vorspringenden Bastionen, etwa 400 Meter lang, zwei Meter hoch und teilweise mit einer Brustwehr versehen. Der Cheruskerfürst, der weiß, dass die Römer nur hier passieren können, hat an dieser Stelle einen Hinterhalt geplant. Binnen weniger Tage haben seine Soldaten den Wall errichtet. Und jetzt erst, nachdem in den Gefechten der vorangegangenen zwei Tage bereits zahllose Römer gefallen und die noch lebenden Legionäre vom ewigen Kämpfen erschöpft sind, stellt sich Arminius den Legionen zur Schlacht.

Quelle: Geo.de / Text von Ralf-Peter Märtin

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