Es sind nur einfache Erdlöcher, doch für den Archäologen Claus Bergmann haben sie besondere Bedeutung. Seit drei Wochen graben er und seine Mitarbeiter vom hessischen Amt für Denkmalpflege bei zeitweise brütender Hitze im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel. Ihre Ausgrabungsstätte ist so groß wie ein Fußballfeld. Zu sehen gibt es auf dem staubigen Areal weder Mauern noch Steine,
doch die Archäologen sind sich sicher, mitten in einem römischen Militärlager aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus zu stehen.
Lediglich verschiedene Farben der freigelegten Lehm- und Sandschichten zeichnen ein Bild der vergangenen 2000 Jahre. „Sie sind genauso aussagekräftig wie eine Mauer“, sagt Bergmann. Teilweise sind die dunklen Ränder des Grabens messerscharf zu erkennen. Rund 180.000 Euro kostet das Projekt. Die Ausgrabungsstelle soll erst dokumentiert und dann wieder zugeschüttet werden, bevor sich dort ein landwirtschaftlicher Betrieb ansiedelt. „Es ist das erste Mal, dass ich eine derartige Ausgrabung erlebe“, sagt Wiesbadens Baudezernent Joachim Pös (FDP) bei einem Rundgang.
Zwei Meter tiefer Spitzgraben um „Castellum Romanum“
Bei der 60 mal 75 Meter großen Anlage mit vier Toren und vier Ecktürmen handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Kastell, das zwischen den Jahren 150 und 200 nach Christus entstand. Es gehörte zur Vorfeldverteidigung des großen Legionslagers auf der anderen Rheinseite in Mainz. Eingerahmt wurde das „Castellum Romanum“ von einem etwa zwei Meter tiefen Spitzgraben. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Lager von den römischen Soldaten nur für kurze Zeit - maximal drei Monate - genutzt wurde.
„Es ist zu einer Zeit entstanden, in der es friedlich zuging“, sagt der Archäologe. Die Lage im damaligen Hinterland abseits des Rheins spreche dafür, dass es lediglich als Übungslager gedient habe. Die Anordnung der Tore lasse darauf schließen, dass römische Legionäre aus dem besetzten Großbritannien dort stationiert gewesen seien. „Etwa 120 Soldaten haben hier für den Ernstfall geprobt“, vermutet Bergmann.
Neben den Überresten der damals bis zu sieben Meter hohen Türme entdeckten die Arbeiter im Erdboden auch steinerne Schleudergeschosse und römische Scherben. „Alles was wertvoll war, haben die Soldaten nach ihrem Abzug mitgenommen.“ Kurz nach Auflösung des Lagers sei alles wieder zugeschüttet worden. Die Grabung ist der Vorläufer der umfangreichen Erkundung eines römischen Gutshofs („Villa Rustica“), der unter einem angrenzenden Gewerbegebiet versteckt liegt.
Quelle: faz.net/
04.07.09
Britische Soldaten dienten in Wiesbadener Römerlager
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