26.10.09

Asterix feiert 50. Geburtstag

Wir schreiben das Jahr 1959 nach Christus. Die ganze Welt ist von einem staubigen Geschichtsbild der römischen Antike besetzt. Die ganze Welt? - Nein! Zwei unbeugsame Comic-Autoren - der Texter René Goscinny und der Zeichner Albert Uderzo - erfinden Asterix. Seitdem begeistert er Millionen Comic-Fans in aller Welt, aber auch Geschichts- und Lateinlehrer.

Dabei wäre Asterix fast ein Fuchs geworden. Denn als Goscinny und Uderzo 1959 für die gerade entstehende Zeitschrift "Pilote" eine Comicgeschichte entwickeln, soll sich die Geschichte zunächst um "Le Roman de Renard" drehen - zu Deutsch Reinecke Fuchs. Doch als sie erfahren, dass ein anderer Autor bereits eine ähnliche Idee hat, entwickeln sie Asterix und seine unbeugsamen Gallier-Freunde. In der Erstausgabe der "Pilote" startet auf Seite 20 das Abenteuer "Asterix der Gallier" und ist sofort ein Renner. Alea jacta est. (lat.: Der Würfel ist gefallen.)

Fehlstart in Deutschland

Dabei entspricht Asterix mit seiner gedrungenen Figur, der großen Nase und dem Flügelhelm eigentlich gar nicht den Klischees der Zeit, wie ein Comic-Held auszusehen hat. Doch Texter Goscinny überzeugt seinen Compagnon Uderzo davon, dass Asterix anders sein muss: "Ich wollte einen Antihelden", erzählte Goscinny über die Entstehung von Asterix, "einen kleinen Kerl. Asterix sollte ein Knirps sein, so wahrnehmbar wie ein Satzzeichen. Es war mir wichtig, dass die Figur in sich drollig war." Asterix ist nicht der durchgestylte Comic-Held und das macht ihn erfolgreich. Veni, vidi, vici! (Lat.: Ich kam, sah und siegte!)

Mit dem Zaubertrank kommt man durch das ganze Land

Schnell macht Asterix auch über die Grenzen Frankreichs hinaus von sich reden. Und so sichert sich der deutsche Fix-und-Foxi-Verleger Rolf Kauka 1965 die Asterix-Rechte. Er versucht den Gallier im Comicheft "Lupo" zu germanisieren, nennt Asterix Siggi, macht aus Obelix Barbarras, aus Gallien West-Germanien und aus den Römern Kaugummi kauende US-Boys. Die plumpen Bezüge zur aktuellen Politik der 60er nehmen den Geschichten mit ihren vielen Anspielungen und ausgefeilten Wortspielen den Esprit, der Witz ist weg. Morituri te salutant (lat.: Die Todgeweihten grüßen Dich.)

Doch Goscinny und Uderzo retten ihren Helden und ziehen die Rechte zurück. Erst fast zehn Jahre nach dem Start in Frankreich erscheint 1968 das erste authentische Asterix-Heft "Asterix der Gallier" in korrekter Übersetzung in Deutschland. Doch der unbeugsame Gallier erobert sich flankiert von zwei Kino-Auftritten, darunter der Klassiker "Asterix und Kleopatra" auch hier sehr schnell eine große Fangemeinde. Nunc est bibendum (lat.: Nun muss getrunken werden.)

Ein Antiheld auf Erfolgskurs

Asterix überzeugt durch innere Werte: Er ist listig, schlau, mutig, manchmal aber auch etwas dickköpfig und streitsüchtig. An seiner Seite steht sein starker und dicker - "Wer ist hier dick?!!" - Verzeihung - untersetzter Freund Obelix, den nichts umwerfen kann - bis auf einen Kuss der hübschen Falbala. Obelix ist deswegen so stark, weil er als Kind in den Topf mit Zaubertrank gefallen ist, der übermenschliche Kräfte verleiht und den der Druide Miraculix regelmäßig braut, wenn die Römer mal wieder verhauen werden wollen. Mithilfe des Zaubertranks bestehen die Gallier auch die kniffligsten Abenteuer von Ägypten bis Britannien, von Germanien bis Amerika. Non licet omnibus adire Corinthum. (lat.: Es ist nicht jedem vergönnt, Corinth anzulaufen.)

Erfolgsgeheimnis: Liebe zum Detail

Was macht den Reiz der Asterix-Geschichten aus? Da ist zum einen die witzige Idee, die wirklichen Verhältnisse durch den Zaubertrank einfach umzudrehen - hochgerüstete Römer und skrupellose Piraten haben plötzlich Angst vor den Galliern. Zum anderen überzeugen die Geschichten durch ihre Detailfülle und die liebevoll ausgearbeiteten Konturen aller Mitwirkenden. So ziehen beispielsweise Anspielungen und Bezüge zu gängigen Klischees die Bewohner der besuchten Länder liebevoll durch den Kakao. Auch viele Römer sind nicht einfach böse, sondern meist eher einfältig, überheblich oder träge und auch deswegen chancenlos. Sic transit gloria mundi (lat.: So vergeht der Ruhm der Welt.)

Goscinny stirbt mit nur 51 Jahren

Gerade ist "Asterix bei den Belgiern", als während der Arbeiten an diesem Band 1977 Goscinny überraschend mit nur 51 Jahren stirbt. Damit verliert Asterix den genialen Erzähler, Goscinnys Ideen und feinsinnige Sprache. In der Folge bringt Zeichner Uderzo weitere Asterix-Abenteuer heraus. Doch der Verlust ist den Geschichten deutlich anzumerken. Qualis artifex pereo! (lat.: Welch Künstler scheidet mir dahin!)

Asterix macht Comics salonfähig

Nach 50 Jahren hat sich Asterix nicht nur einen festen Platz in vielen Kinderregalen erobert, sondern der intelligente Humor der Hefte hat Comics insgesamt salonfähig gemacht. Schulen vermitteln den Stoff mit seiner Hilfe, ob im Latein-, Französich-, Griechisch- oder im Geschichtsunterricht. Sogar Museen widmen ihm große Ausstellungen. Seine Abenteuer wurden in mehr als 100 Sprachen und Dialekte übersetzt, darunter sächsisch, schwäbisch und bayerisch. Und so macht Hans Well von der Biermösl Blosn dann aus "Streit um Asterix" "Graffd wead".

Quelle: br-online.de

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