Dreieckige Schatten auf Luftbildaufnahmen verleiten die Forscher zu wilden Spekulationen. Das markanteste Bauwerk misst in der Kantenlänge 190 Meter und übertrifft damit sogar die Cheops-Pyramide. Eigentlich sind Satelliten, die für Google Earth die Welt von oben photographieren und mittels Zoom ungewollte Einblicke erlauben, inzwischen eher als Spionagewerkzeug verschrieen. Doch die hochauflösenden Bilder bieten auch für die Archäologen ungeahnte Möglichkeiten, potentielle Grabungsorte zu sondieren, die sonst nur schwer zugänglich wären. Einer dieser Grabungsorte könnte in der Nähe von Abu Sidhum in Oberägypten liegen: Die Satellitenarchäologin Angela Micol lokalisierte dort vier Erdhügel mit einer dreiecksähnlichen Spitze in der Mitte. Die größeren Hügel messen 76 Meter in der Länge, die kleineren Hügel 30 Meter. Der auffälligste Baukomplex übertrifft in seinen Dimensionen hingegen selbst die Cheops-Pyramide: Mit 190 Metern Kantenlänge ist sie dreimal so groß und misst noch an seiner erodierten Spitze knapp sechs Meter. Insbesondere die kleineren Hügel entsprechen mit ihrer Kantenlänge damit dem Standardmaß für Pyramiden aus der 13. Dynastie. Die zweite auffällige Stelle liegt knapp 100 Kilometer von der Fayoum-Oase entfernt: Dort hat der Satellit eine ähnliche, pyramidenförmige Aufschüttung photographiert, deren symmetrisches Zentrum laut Micol relativ eindeutig auf eine Pyramidenspitze hinweist. Für ihre Theorie könnte auch die günstige Lage dieses Erdhügels sprechen, der nur drei Kilometer von der antiken Stadt Dimai entfernt ist. Auch dort vermuten die Archäologen drei Pyramiden, angeordnet genauso wie ihre berühmten Vorbilder in Gizeh und gebaut aus dem für die Gegend typischen dunklen Lehm. Micol hofft, durch Infrarotaufnahmen noch weitere Details zu erkennen, bevor eine kostspielige Grabung in den Weg geleitet werden kann. Sicher ist auf jeden Fall, dass die satellitengestützte Forschung für die Archäologie immer wichtiger werden wird. So erkundet momentan eine US-Drohne in den Anden die antike Inka-Stadt Mawchu Llacta. Dimai selbst wurde von Ptolemaios II. Philadelphos (309 bis 246 v.Chr.) im dritten Jahrhundert gegründet. Seine Bedeutung als Handelszentrum lässt sich nicht nur an den den hohen Mauern messen (bis zu zehn Meter Höhe), sondern auch an der enormen Anzahl von Papyri und anderem Inschriftenmaterial, das dort bis jetzt gefunden wurde. Die Stadt wurde im dritten Jahrhundert nach Christus aus unbekannten Gründen aufgegeben. Quelle: Saskia Kerschbaum / g-geschichte.de
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