“Der Mastiff erweckt den Eindruck. als stoße er Feuer aus der Nase, seine Stimme erfüllt die Wälder mit dröhnendem Gebell, das den Ärger aus seiner tiefen Brust löst - dabei glühen seine Augen und sein Nacken schwillt an” Aldrovandus, 1637
Seit wann der Mensch Hunde für den Kriegseinsatz verwendet hat, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, denn die Überlieferungen sind mehr als lückenhaft. Die Geschichtsschreibung bietet nur gelegentlich Hinweise auf den Einsatz von Hunden für den Kampfe. Hammurabi, Kambyses, Varius und König Heinrich VII waren nur einige Fürsten, die Hunde für den Kriegseinsatz benutzten. Auch Hannibal setzte auf seinen Feldzügen gegen Rom hunderte gepanzerter Hunde ein.
Um 2000 v.Chr. finden sich im Zweistromland Mesopotamien die ersten Hinweise auf gewaltige Kriegshunde, die sogenannten Molosser. Bildliche Darstellungen, vor allem Reliefs in den folgenden Jahrhunderten, zeigen immer wieder Hunde von gewaltigem Körperbau, geführt von meist bewaffneten Männern. Diese Molosser hatten wahrscheinlich verschiedene Aufgaben. Neben der Bewachung der Güter und Herden, sowie dem Einsatz bei der Jagd, wurden sie wohl auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen mitgeführt. Ihre Aufgabe war es, an der Seite oder vor ihren Herren zu kämpfen. Durch ihre Größe, Kraft und Angriffslust stellten sie sicherlich eine wesentliche Verstärkung der eigenen Truppen dar.
Römische und griechische Heere führten Kriegs- und Spürhunde mit, die für Kundschafterzwecke wie auch im Kampfe verwendet wurden. Auch von Alexander dem Großen wird berichtet, dass er auf seinen Kriegszügen Hunde mitführte und nach siegreichen Schlachten die Kampfhunde der Gegner als geschätzte Kriegsbeute mitnahm. Als der römische Konsul Marius die Kimbern im Jahre 101 vor Christi bei Vercellae besiegt hatte, mußte er noch einen äußerst hartnäckigen Kampf gegen ihre Hunde bestehen, die, angefeuert von den blondhaarigen Frauen und Greisen, ihre Wagenburg verteidigten. Die riesigen Doggen stürzten sich wütend auf die Römer und konnten nur mit großen Verlusten bezwungen werden. Besonders beeindruckt waren die Römer von den „breitmäuligen Hunden Britanniens“. Es ist überliefert, daß bei der römischen Invasion Britanniens, durch die Truppen des Gajus Julius Cäsar im Jahre 54 v.Chr., die Römer bei ihren Eroberungsfeldzügen, bereits auf diese “bellicosi” (Kriegshunde) gestoßen sind, die zusammen mit den Ureinwohnern, zumeist keltische Stämme, den Römern und den von ihnen mitgeführten Hunden als die kämpferisch überlegene Hunderasse entgegen traten und erbitterten Widerstand leisteten.
Bei den Kelten und Galliern spielten die “Toggen” im Kriege eine besondere Rolle: Sie wurden durch Rüstungen geschützt und trugen breite Halsbänder mit langen Eisenstacheln. Die so ausgerüsteten Hunde wurden auf die gegnerische Reiterei gehetzt, um die Pferde zu erschrecken und mit den Stacheln zu verletzen. Derart ausgerüstete Hunde spielten auch in Schlachten des Mittelalters eine Rolle. Von einigen Autoren sind Beschreibungen von Kriegshunden, was Ausrüstung und Ausbildung betrifft, erhalten.
Sehr erheblich soll die Verwendung des Kriegshundes bei den Kimbern und Teutonen gewesen sein, die ihren Heeren Tausende von Doggen vorauszuschicken pflegten. Strabon (66 v.Chr. bis 24 n.Chr.) berichtet, daß die Gallier ihre Kriegshunde in Britannien holten; daß die Kimbern und Teutonen schwere Kriegshunde mit sich führten und diese in ihrer Heimat Britannien zur Jagd auf wehrhaftes Wild gezüchtet und ausgebildet werden. Nordische Sagen aus Island erwähnen große Kriegshunde, beschreiben sie jedoch nicht näher.
Im Mittelalter hetzte man große Doggen, die mit langen Messern und Brandtöpfen ausgerüstet waren, in ganzen Rudeln auf den Feind. Wohl konnten die Hunde den durch ihre Rüstungen geschützten Rittern nicht viel anhaben, aber durch Beißen und vor allem durch die Messer und die mit brennenden Öl gefüllten Töpfe richteten sie doch unter den Pferden große Verwirrungen an und erschütterten die feindliche Schlachtreihe oft so sehr, daß sie einem unmittelbar darauf erfolgten Angriff des Fußvolkes nicht mehr stand hielt. Das Feuergefäß auf dem Rücken sollte den Pferden des Gegners Brandwunden zufügen, aber auch in den Lagern Brände entfachen.
Zeugnis ihres großen Wertes und ihrer Funktion als Kriegshunde gibt die berühmte Wandstickerei von Bayeux, die Harold König der Angelsachsen - mit mehreren großen Mastiffs zeigt und die Wilhelm der Eroberer, neuer Herrscher über Britannien, zum Andenken an seinen großen Sieg (1066 n. Chr. Schlacht von Hastings) fertigen ließ.
Ungefähr dreieinhalb Jahrhunderte später, im ausgehenden Mittelalter, war der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich nicht nur für die Geschichte Europas, sondern auch für die Geschichte der Mastiffs bedeutsam. Auch Englands großer Dichter William Shakespeare, der wie viele Dichter den Mastiff literarisch verewigte, läßt in seinem Drama „Henry V.“ vor der Schlacht vor Agincourt, bei der die Briten einen bedeutenden Sieg über die Franzosen erlangten, zwei französische Offiziere sagen: „Diese Insel bringt sehr tapfere Kreaturen hervor: Ihre Mastiffs sind von unvergleichlichem Mut!“
Viele erzählten seither die Geschichte des Sir Peer Legh II., Herr großer Besitztümer nahe Manchester, und seiner Mastiff-Hündin, die zur Legende wurde. In der Schlacht von Agincourt nahe Paris soll sie am 25. Oktober 1415 ihren schwer verwundeten Herrn solange verteidigt haben, bis Entsatz eintraf. Sie wich beim Abtransport nicht von der Seite ihres Herren, auch nicht auf dem langen Weg nach Paris. Sie folgte später dem Sarg ihres Herren, bis in die Heimat und die Familie Legh begründete aus Dank an die Treue, mit den Welpen, die die Hündin in Paris geworfen hatte, die Lyme Hall-Züchtung in England. Die direkten Nachkommen der Hündin wurden niemals verkauft.
Vom Hunnenkönig Attila ist überliefert, daß er die nächtliche Bewachung seiner Lager besonders abgerichteten wilden Hunden übertrug. Kublai Khan soll sogar ein Heer von 5000 Mastiff besessen haben. Später sind die Hunde von den Türken und den Johannitern vielfach zum Aufklärungs- und Sicherungsdienst herangezogen worden, und in den Schweizerschlachten von Murten und Grandson (1476) haben die Hunde der beiden Parteien einander geradezu eine Schlacht geliefert. Die gegen die Schweizer ins Treffen geführten blutgierigen burgundischen Hunde sollten Tod und Verderben in die gegnerischen Reihen tragen, wurden aber von den stärkeren und mutigeren deutschen Alpenhunden in Stücke gerissen.
Mit dem Einsatz von Feuerwaffen in der Kriegsführung verschwindet um 1600 der Hund als Mitkämpfer von den Schlachtfeldern. Die Spanier bedienten sich bei ihren Eroberungszügen in Süd- und Mittelamerikas sogenannter „Bluthunde“, die sie in den Kämpfen gegen die Ureinwohner verwendeten und die ganze Indianerstämme ausrotten halfen.
In der späteren Zeit kam dann aber der Hund als Mitkämpfer nicht mehr in Betracht, wohl aber wurde er als Wächter, Melde- und Sanitätshund im Kriege weiter verwendet. So haben besonders die Franzosen in ihren Kämpfen gegen die Kabylen in Algerien Hunde benutzt, um vor gefährlichen Hinterhalten geschützt zu sein, und so sind auch im russisch-japanischen Feldzug zahlreiche Hunde mit Erfolg tätig gewesen.
Im 1.Weltkrieg waren allein auf deutscher Seite bei Ausbruch der Kampfhandlungen rund 570 Hunde im Einsatz, ein Jahr später waren es bereits 2500 – und bei Kriegsende waren etwa 7000 Tiere ums Leben gekommen. Überwiegend waren dies Melde- und Sanitätshunde, welche besondere Ausbildung im Auffinden von Verwundeten genossen haben. Es wird geschätzt, dass rund 5000 Soldaten durch Sanitätshunde vorzeitig gefunden und damit Schlimmeres verhindert wurde.
Auch in anderen Armeen fanden große Hunde Verwendung; die MG- und Munitionswagen waren oftmals als Hundewagen ausgelegt. Nebenstehende Abbildung zeigt so einen “Zug-Mastiff” mit zwei britischen Soldaten in Belgien. Gegen Ende des Jahres 2004 wurde in London das Ehrenmal für die gefallenen Tiere des 1.Weltkrieges feierlich, in Anwesenheit von Queen Elisabeth II., eingeweiht.Quelle: emperor-lake-mastiff.de
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