27.05.08

Das römische Weltreich 30 v. Chr. - 299 n. Chr.

Als erster römischer Kaiser (bis 14 n. Chr.) führte Augustus Rom aus der Krise, in der es sich zumindest ein Jahrhundert lang befunden hatte. Das Reich fand unter Augustus zu einem stabilen Zustand, der eine nochmalige Expansion erlaubte und es ermöglichte, weitere vier Jahrhunderte zu überstehen.

Die Anfänge Roms

lagen in einer etruskischen Gründung, die um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. verschiedene Siedlungen am Tiber zusammenfasste. Der Stadt gelang ein bemerkenswerter Aufschwung zur Hegemonialmacht unter den stammesverwandten Latinern (darunter z. B. ein Vertrag mit Karthago 507/508 v. Chr.). Im Lauf der Zeit gelang Rom - nunmehr ohne etruskische Oberherrschaft - die Ausdehnung seiner Herrschaft auf Mittel- und schließlich (290 v. Chr.) auf ganz Italien.

Entscheidend für diese Erfolge war eine gut ausgebildete Staats- und Heeresverfassung, dessen Leitung die sich jährlich abwechselnden obersten Beamten, die beiden Konsuln, in Notzeiten ein von ihnen für sechs Monate ernannter Diktator, innehatten. Beraten und unterstützt wurden sie von den Oberhäuptern der adligen oder patrizischen Geschlechter.

Innere Konflikte (Ständekämpfe)

mit dem nichtadligen Volk (plebs) führten bis zum Beginn des 3. Jahrhunderts dazu, dass die reicheren plebejischen Geschlechter den Patriziern gleichgestellt wurden, die Volksversammlung politische Mitwirkungsrechte erhielt und im Amt der Volkstribunen eine Einrichtung geschaffen wurde, die gegen Handlungen der führenden Amtsträger einschreiten konnte, wenn sie als unrechtmäßig erschienen. Die so erreichte innere Stabilität ermöglichte die äußere Expansion, die durch ein enges Bündnis mit anderen italischen Städten, die Anlage von Kolonien auf fremdem Boden, die Gründung von Munizipien und ein gut ausgebautes Straßennetz zur raschen Bewegung von Truppen abgesichert wurde.

Die Konfrontation mit Karthago,

der zweiten Großmacht im westlichen Mittelmeerbecken, wurde unausweichlich. Im Verlauf des 1. Punischen Krieges (264-241 v. Chr.) erlangte Rom durch den Aufbau einer Kriegsflotte auch den Status einer führenden Seemacht. Der Vorstoß des Karthagers Hannibal über Spanien und Südfrankreich nach Italien brachte im 2. Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) Rom an den Rand einer Niederlage. Es konnte sich aber behaupten und war nun unbestrittene Führungsmacht. Griechenland, Kleinasien und die Küstengebiete des Mittelmeers wurden dem Römischen Reich einverleibt oder ihm faktisch unterworfen.

Folgen der Expansion

blieben für den Stadtstaat, der jetzt ein riesiges Reich zu verwalten hatte, nicht aus: Probleme der Steuereinziehung und der Zuwanderung eines großen, landlosen Proletariats nach Rom erforderten soziale Reformen. Versuche einer Landreform unter den Gracchen (133-121 v. Chr.) scheiterten allerdings.

Die Politik wurde nun immer mehr von Einzelpersönlichkeiten bestimmt, unter denen zunächst Gnaeus Pompeius herausragte, der die römische Herrschaft im Osten neuordnete (64-62 v. Chr.). Gemeinsam mit Crassus und Caesar bildete er im Jahr 60 das 1. Triumvirat. Dem letzteren gelang es schließlich, auf der Machtbasis des von ihm eroberten Gallien (58-51 v. Chr.) die Alleinherrschaft zu erringen.

Cäsar regierte als Diktator auf Lebenszeit

nur kurz, denn schon 44 v. Chr. wurde er von Verschwörern ermordet. Aus den folgenden erneuten Bürgerkriegen ging Caesars Großneffe Octavian als Sieger hervor. Er stellte zwar 27 v. Chr. die republikanische Verfassung formell wieder her, gewann aber als „Imperator Caesar Augustus”, einem vom Senat verliehenen Beinamen, immer stärkeres politisches Gewicht und regierte als „erster Bürger” (princeps) vor allem auf der Grundlage seines eigenen und dem mit seinen Amtsgewalten verbundenen Ansehen (auctoritas).

Die Regierungsform des Prinzipats

erlaubte die kontinuierliche Herrschaft des Kaisers ohne Ausschaltung der bisherigen Eliten und hatte rund zwei Jahrhunderte Bestand. Das Römische Reich blühte wirtschaftlich auf und dehnte sich in dieser Zeit noch weiter aus. Im 3. Jahrhundert n. Chr., als die hohen Militärausgaben die Staatsfinanzen bereits zu zerrütten drohten, fiel die Führung des Reichs dann jahrzehntelang an die jeweils stärksten Feldherren („Soldatenkaiser”). Nach den Reformen des Diokletian (Kaiser 284-305), der die geographische Aufteilung der Regierung in Form der Tetrarchie (Viererherrschaft) einführte, vereinte Konstantin der Große noch einmal das Römische Reich unter seiner absoluten Herrschaft - nunmehr mit dem anfangs verfolgten Christentum als beherrschender (ab 380 Staats-)Religion.

Der Niedergang Roms,

dessen Hauptstadt Konstantin nach Byzanz („Konstantinopel”) verlegt hatte, war indes nicht mehr aufzuhalten. Die Abwehr der Perser und der Germanen machte seit 395 eine dauernde Teilung in West- und Ostrom erforderlich, wobei die weströmischen Kaiser meist in Mailand oder Ravenna residierten. Immer mehr germanische Völker drangen ins Reichsgebiet ein, wurden zum Teil angesiedelt und durchlöcherten das Herrschaftsgefüge, während in leitenden Stellungen der Verwaltung und des Heeres romanisierte Germanen saßen. Während das Oströmische Reich wegen der günstigen Lage seiner Hauptstadt, die schwer zu erobern war, weiterbestehen konnte, wurde Rom 410 und 455 von germanischen Völkerschaften erobert und geplündert. Die weströmischen Kaiser mussten tatenlos zusehen. Als 476 der germanische Heerführer Odoaker den letzten von ihnen, Romulus Augustulus, entthronte, fand das alte Römische Reich mit dem Zentrum Rom endgültig sein Ende.

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