20.05.08

Der Schatz der Nibelungen

Auf den Spuren Siegfrieds
Siegfried, Königssohn aus Xanten, besiegt im Nibelungenberg mit seinem Zauberschwert den furchtbaren Drachen Fafnir und wird durch ein Bad in dessen Blut unverwundbar. Wer war Siegfried? Hat die Figur historische Vorbilder?
Der Legende nach wird der junge Siegfried im Wald ausgesetzt, von einer Hirschkuh aufgezogen und tritt in die Lehre des Meisterschmiedes Wieland, mit dessen Hilfe er das berühmte Schwert Balmung schmiedet. Nach der Eroberung des Schatzes geht er in die Königsstadt Worms, um Kriemhild, die schöne Schwester der Herrscherbrüder Gunther, Gernot und Giselher, zu freien. König Gunther ist bereit, Siegfried seine Schwester zur Frau zu geben, doch nur unter seinen Bedingungen. Siegfried soll ihm helfen, die bärenstarke, isländische Königin Brunhilde zu bezwingen - im Kampf, wie auch im Ehebett. Kurze Zeit danach wird Doppelhochzeit gefeiert. Mit der Zustimmung König Gunters wird Hagen von Tronje später den ahnungslosen Siegfried hinterrücks ermorden. Der erste Teil des Epos endet mit der Versenkung des Schatzes im Rhein - allein Hagen kennt die Stelle.
Das ist die Legende, die in verschiedenen europäischen Quellen und schließlich im hochmittelalterlichen Nibelungenlied überliefert ist. Eine der kostbarsten Ausgaben liegt in der Stiftbibliothek des Benediktinerklosters St. Gallen - der Codex 857. Aber was davon ist Wahrheit und was ist Mythos? Joachim Heinzle ist Professor am Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters der Universität Marburg und ausgewiesener Nibelungenexperte, "Es ist so, dass die Geschichte ausgeht von historischen Ereignissen. Diese historischen Ereignisse werden aber nicht in getreuer Form aufgeschrieben, in der Weise, wie wir in Geschichtsbüchern von historischen Ereignissen lesen. Sondern man erzählt das Geschehene um, um es zu verstehen, um mit ihm umgehen zu können." "Die historischen Orte im Nibelungenlied sind zunächst einmal ganz klar identifizierbar ". Es gibt also einen historischen Kern. Auch einen historischen Siegfried?
Der 1. Teil des Dokudramas geht diesen Fragen nach und filmt an Originalschauplätzen, die das Nibelungenlied nennt, und führt das Team nach Island, Frankreich, Dänemark, in die Schweiz und nach Österreich.





Auf den Spuren des Goldes
Der 1. Teil der Sage endet mit dem Mord an Siegfried, der 2. Teil beginnt mit der Verbannung der Witwe Kriemhild vom Hof der Burgunder. Den Schatz versenkt Hagen im Rhein - 144 Ochsenkarren voller Gold und Edelsteine - den genauen Ort kennt nur er. Lassen sich auch diese literarischen Ereignisse auf einen historischen Kern zurückführen? Die Ursprünge der Sage reichen bis in das Zeitalter der germanischen Völkerwanderung zurück. "Wir gehen aus von verschiedenen historischen Begebenheiten, die sich zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert nach Christus tatsächlich ereignet haben", sagt Autor und Regisseur André Meier. Eine Epoche, in der sich die historischen Ereignisse im heutigen europäischen Raum überschlagen: Die Römer versuchen, ihre Limesgrenzen zu verteidigen, die germanischen Völker drängen nach Gallien und in den reichen Süden - das römische Reich beginnt zu zerfallen. Auch die Burgunder - im Epos mit dem Volk der Nibelungen gleichgesetzt - müssen ihr Stammesgebiet verlassen und ziehen an den Rhein, führt Burgunderexperte Reinhold Kaiser aus. Guntomar, Giesleherr und Godomar sind verbürgte burgundische Königsnamen - und entsprechen offenkundig den Namen im Nibelungenlied. "Die Namen variieren leicht, aber trotzdem lässt sich so ein Grundstock von Namen nennen, der eben bei den historischen Burgundern und in der Sagenwelt der Gleiche ist. Das ist eine echte Übereinstimmung", sagt Reinhold Kaiser.
Sowohl in der Sage als auch historisch werden die Burgunder fast vollständig vernichtet. Im Nibelungenlied wird das Volk durch Kriemhild am Hof ihres neuen Gemahls Etzel verraten. Etzel ist nachweislich die literarische Verarbeitung von Attila, der Herrscher des legendären Reitervolkes - den Hunnen. Historische Parallelen sind in der Katastrophe des burgundischen Stammes um 435/436 zu sehen. Die Burgunder fallen in Gallien ein - sie sind auf Beutezug. In den Ardennen wird ihr Vormarsch gestoppt und sie werden von mit Römern verbündeten Hunnen grausam abgeschlachtet - über 20000 Tote überliefern die Quellen.
Aber was ist mit dem Schatz? Ist er für immer im Rhein verloren? Mit der Sage vom Nibelungengold erhielt die Schatzsuche immer wieder neuen Auftrieb. Bizarrer Höhepunkt: In den 1930er Jahren lässt Hermann Göring einen riesigen Schwimmbagger bauen, um den Rhein nach dem Nibelungengold abzusuchen. Die Ausbeute ist klein - 300 Gramm Rheingold werden gefördert.
Selbst heute trifft man hier noch Abenteurer, die an dem alten Strom ihr Glück versuchen. Das Filmteam begleitet sie, von Eich am Rhein bis nach Neupotz. Hier wurde schon ein beachtlicher Schatz gehoben. Aber ist es der legendäre Nibelungenhort? Es gibt eine überraschende Entschlüsselung.

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