Auch die Glasharmonika ist eine Erfindung des Bostoner Buchdruckers und Schriftstellers Benjamin Franklin, der diesen zarten Klang besonders schätzte.
Aber was heißt schon Buchdrucker und Schriftsteller, der Mann war vielseitig begabt. So beschäftigte er sich mit naturwissenschaftlichen Fragen, und später vertrat er die amerikanischen Kolonien bei der Krone in London und in Paris.
Heute sollen aber nur die naturwissenschaftlichen Verdienste Franklins eine Rolle spielen. Ab 1747 beschäftigte sich Franklin mit der Theorie der Elektrizität. In vielen Experimenten untersuchte er die Funken, die bei elektrischer Aufladung entstehen. In Briefen an einen Freund in London entwickelte er eine Theorie, die in ihren Grundzügen noch heute gültig ist.
Diese und andere Arbeiten verschafften Franklin unter den damaligen Physikern in Europa großes Ansehen. Besondere Aufmerksamkeit erregte er mit der These, dass auch ein Blitz nichts anders sei als ein Funke in großem Maßstab. Diese Ansicht war zwar alles andere als neu, aber Franklin schlug in einem seiner Londoner Briefe 1750 erstmals auch eine experimentelle Anordnung vor, um die These zu überprüfen.
Er ließ es jedoch bei dem Vorschlag bewenden und griff ihn erst zwei Jahre später in etwas modifizierter Form wieder auf. Er verwendete einen so genannten elektrischen Drachen, von dessen Verwendung aus Sicherheitsgründen dringend abzuraten ist. Die elektrische Ladung des Blitzes sollte sich an der Halteschnur nach unten bewegen und an einem metallenen Schlüssel sammeln. Aus diesem Schlüssel müsste man, wenn seine Idee richtig war, Funken ziehen können so wie aus den damals verbreiteten "Elektrisiermaschinen".
Um sich dem Gespött der Leute zu entziehen, ließ er diesen Drachen nur in Gesellschaft seines Sohnes am 15. Juni 1752 bei heranziehenden Gewitterwolken steigen. Und zu seiner großen Freude klappte es mit den Funken. Die Hypothese über den Blitz hatte sich also als wahr herausgestellt.
Als praktisch veranlagter Mann schloss Franklin daraus, dass man die schädlichen Wirkungen eines Blitzschlags von den Gebäuden würde ableiten können, wenn man auf oder neben ihnen Eisenstangen errichten und diese mit dem Erdboden verbinden würde. Im 13. seiner Briefe nach London stellte er 1753 diese Idee ausführlich vor, und sie verbreitete sich rasch. Schon im Jahr darauf baute ein mährischer Pfarrer den ersten dieser "Blitzableiter" in Europa, und der erste deutsche Blitzableiter wurde 1769 auf dem Hamburger Jacobikirchturm errichtet.
Zu dieser Zeit war unter den Gelehrten schon eine heftige Kontroverse über die Frage entbrannt, ob ein Blitzableiter besser eine spitze oder eine runde Form haben sollte. Franklin hatte spitze Ableiter vorgeschlagen, in England aber bevorzugte man, gestützt auf ein Dekret des britischen Königs Georg III., Ableiter mit abgerundeten Stangen; die spitzen Ableiter, so hieß es, würden den Blitz nur herbeilocken, und eine solch gefährliche Materie müsse man ja nicht auch noch zum Besuch einladen.
Erst im Juni 2000, also 248 Jahre nach Franklins entscheidendem Versuch, konnte der Streit "Spitz gegen Rund" durch präzise Messungen geklärt werden: Erstaunlicherweise stellten sich die Blitzableiter mit der abgerundeten Form als etwas effektiver heraus als die Modelle mit den angespitzten Stangen, wie Franklin ihn entworfen hatte.
Trotzdem wirft dieser späte Triumph kein gutes Licht auf Georg III. Der hatte nämlich von der Materie überhaupt keine Ahnung, im Gegenteil: Er hatte nur deshalb auf den abgerundeten Ableitern bestanden, weil er sich von dem Gesandten Franklin politisch beleidigt fühlte.
Autor: Carten Heinisch
15.06.08
15.6.1752: Blitzableiter erfunden
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