Digitalisierung macht auch vor den Museen nicht Halt. Für viele Häuser im Südwesten ist das ein große Herausforderung. Weil die Museumslandschaft in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz von kleinen, meist ehrenamtlich geleiteten Häusern geprägt ist. Denen fehlt es an Geld, noch mehr aber an Personal, um diese Aufgabe zu schultern.
Die Politik will, dass den Bürgern das kulturelle Erbe Europas über das Internet frei Haus geliefert wird. Die Initiative geht von der Europäischen Union aus, das zeigt das Portal Europeana.
Bestände von Bibliotheken, Museen und Archive zu digitalisieren, bedeutet für die Häuser im Südwesten aber einen großen Aufwand. Exponate müssen fotografiert und gescannt werden. "60 Prozent der Museen in Rheinland-Pfalz werden ehrenamtlich geleitet", sagt Bettina Scheeder, Geschäftsführerin des Museumsverbandes Rheinland-Pfalz. Gerade die hätten weder personell noch finanziell die dafür notwendigen Ressourcen. Selbst große Häuser könnten den Zusatzaufwand nur schwerlich bewältigen.
Geld vom Land verlangt
Im Historischen Museum der Pfalz in Speyer arbeiten derzeit 15 ehrenamtliche Kräfte an der digitalen Erfassung der rund eine Million Exponate umfassenden Sammlung. "Ohne zusätzliche Mittel des Landes ist das nicht zu schaffen", so Scheeder. "Die Digitalisierung des Bestands darf nicht dazu führen, dass die sonstigen Aufgaben eines Museums, die Organisation von Veranstaltungen und Ausstellungen, vernachlässigt werden", meint Alexander Koch, Direktor des Historischen Museums.
Scheeder zufolge kann es gerade für kleine Häuser eine Lösung sein, sich zu regionalen Verbünden zusammenzuschließen. Das Portal Bibliotheken, Archive und Museen (BAM) ist dafür ein gutes Beispiel, an dem auch verschiedene Museen aus Baden-Württemberg beteiligt sind. Darunter sind das Landesmuseum für Arbeit und Technik in Mannheim, das Uhrenmuseum in Furtwangen und die Stadtarchive von Freiburg, Heilbronn und Reutlingen. Deren Bestände sind über das BAM-Portal online abrufbar.
Auch im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe ist man in Sachen Digitalisierung schon recht weit. "Wir gehören zu den Vorreitern im Land, wir wollen unseren ganzen Bestand erfassen", sagt Museumssprecherin Ursula Richardt. Als Landesmuseum stehen der Einrichtung dafür Sondermittel des Landes zu.
Erst ein Fünftel ist erfasst
Doch auch hier ist erst rund ein Fünftel des Bestandes digital erfasst. Von einem Pilotprojekt aus dem Jahr 2003 ist das "Virtuelle Museum" übrig geblieben, im Internet unter www.tuerkenbeute.de. Dort findet sich der Bestand des Karlsruher Museums an prachtvollem türkischem Kunsthandwerk. Die Exponate sind im Internet eingestellt, als Bilder und interaktive 3D-Objekte.
"Wir digitalisieren schon sehr lange", sagt Kirsten Fast, Präsidentin des Museumsverbandes Baden-Württemberg. "Da läuft sehr viel". Das Problem seien aber nicht die Kosten. "Schwerwiegender ist das fehlende Personal", sagt Fast. Die Museumsangestellten müssten vor allem Ausstellungen machen. "Die haben für Digitalisierung kaum Zeit", so Fast.
Autor: Hans Christof Wagner
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