02.07.08

2.7.1961: Hemingway Selbstmord

Ernest Miller Hemingway, geboren am 21. Juli 1899 in Oak Park unweit von Chicago, ist der berühmteste Schriftsteller seiner Zeit, und jeder, der in den 1950ern und 1960ern wirklich jung ist, hat ihn gelesen.

Bereits in den 1920er Jahren erregt Hemingway mit seinen ersten Werken Aufmerksamkeit. Damals entflieht er der Enge des amerikanischen Mittelwestens und geht nach Frankreich. Sein erster Roman, der ihn über die Grenzen hinaus bekannt macht, ist "Fiesta", der 1926 in Paris entsteht.

Ein Jahr später kehrt er in die Vereinigten Staaten zurück. Dort entsteht zwei Jahre später der Weltkriegsroman "In einem anderen Land", eines seiner wichtigsten Werke, das ihm Weltruhm bringt. In dem Buch, das von Kritikern hoch gelobt wird und auch ein kommerzieller Erfolg ist, beschreibt er die Geschichte eines verwundeten amerikanischen Soldaten im Ersten Weltkrieg in Italien, der die Panik und Wirren eines militärischen Rückzugs miterlebt und mit einer Krankenschwester, in die er sich verliebt, in die Schweiz flieht.

Ein fast autobiografischer Roman, denn Hemingway ist während des Ersten Weltkriegs an der italienischen Front. Thomas Mann bemerkt zu diesem Roman: "Ein Buch der großen Schlichtheit und Aufrichtigkeit, ein wahrhaft männliches Buch, ein Meisterwerk neuen Typs."

Hemingway kann an diesem Erfolg vorerst nicht anknüpfen. Er zieht weiter durch die Welt. Auf einer Spanienreise entsteht 1931 "Tod am Nachmittag", eine Huldigung an den Stierkampf, der zu seiner großen Passion geworden ist.

Die literarische Frucht einer Afrika-Reise ist der Roman "Die grünen Hügel von Afrika" und eine seiner besten und prägnantesten Kurzgeschichten "Schnee auf dem Kilimandscharo" schreibt er 1936.

Aus Sympathie für die Sache der Republikaner schreibt er 1938 das Drehbuch zu dem Dokumentarfilm "Die spanische Erde", der viel zur Legendenbildung des Spanischen Bürgerkriegs beiträgt.

Große Bedeutung hat sein Roman "Wem die Stunde schlägt", der 1940 entstand. In diesem weltberühmten Buch, das 1943 mit Ingrid Bergmann und Gary Cooper in den Hauptrollen verfilmt wird, schildert Hemingway die letzten drei Tage im Leben eines amerikanischen Freiwilligen, der mit seiner republikanischen Partisanengruppe kämpft und schließlich sein Leben für die "gerechte" Sache opfert.

Obwohl er seit 1939 mit seiner dritten Frau auf Kuba lebt, hält er sich während des Zweiten Weltkriegs nicht abseits. Als Berichterstatter der US-Kriegsmarine nimmt er 1944 an der Landung der Alliierten in der Normandie und der Befreiung von Paris teil.

1946 kehrt er nach Kuba zurück, wo er bis 1959 überwiegend lebt. 1950 erscheint Hemingways Dialogroman "Über den Fluss und in die Wälder", der überwiegend negative Kritiken erhält. Die Geschichte eines alten, kranken Soldaten, der in Venedig einer jungen wunderschönen Frau begegnet und mit ihr seine letzte große Liebe erlebt.

Während die Kritiker nach diesem Roman Hemingway als "veralteten" Autor einstuften, gelingt ihm 1952 mit "Der alte Mann und das Meer" noch einmal ein Welterfolg. Die Geschichte eines alten Fischers, der drei Tage lang im einsamen Kampf mit dem größten Schwertfisch seines Lebens ringt und ihn dann bezwingt, der aber auf dem Rückweg nicht mehr genug Kraft besitzt, seinen Fang gegen die Haifische zu verteidigen und nur mit einem Skelett am Hafen ankommt. Der Roman wird 1953 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet und 1958 mit Spencer Tracy verfilmt.

Es ging Hemingway nicht um eine simple Anglerstory, vielmehr geht es um das Schicksal eines Mannes, um den Kampf zwischen Mensch und Natur, um Sportsgeist und Durchhaltevermögen zweier gleichwertiger Gegner, und nicht zuletzt um moralische Größe im Angesicht einer Niederlage.

"Aber der Mensch darf nicht aufgeben. Man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben" und ""Es ist einfach, wenn man geschlagen ist. Ich wusste nie, wie einfach es ist", kommentiert der alte Fischer seine Erfahrung.

1954 erhält Ernest Hemingway den Nobelpreis für Literatur. An der Preisverleihung kann er wegen eines schweren Unfalls nicht teilnehmen.

1958 muss er Kuba wegen der revolutionären Ereignisse verlassen und lässt sich in Ketchum/Idaho nieder. Hemingway wird vom Star zur Legende. Jede Affäre, jede Sauftour - und davon gibt es viele - werden von Reportern und Fotografen bewacht. Seine Exzesse als Trinker, Jäger und Liebhaber zeigen aber auch einen Mann, der unter Schlaflosigkeit und bösen Träumen leidet. Er kämpft gegen namenlose Ängste und redet sich Mut zu. Er neigt zu Depressionen und kann kaum noch schreiben.

Am Morgen des 2. Juli 1961 bringt er sich um. Er richtet das Gewehr gegen sich selber und schießt sich die Schädeldecke weg. Da ist er knapp 62 Jahre alt.

Autorin: Doris Bulau

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