10.07.08

Babylon - Mythos und Wahrheit

Wohl kaum eine Metropole der Antike löst eine solche Vielfalt von unterschiedlichen, zum Teil widersprüchlichen Assoziationen aus wie Babylon. Eine große Ausstellung im Pergamonmuseum in Berlin, die in Kooperation mit dem Musée du Louvre und dem British Museum entstand, zeigt bis zum 5. Oktober Wirklichkeit und Mythos der Stadt.

Alltag im antiken Babylon

Prunkstücke des ersten Ausstellungsteils zur „Wirklichkeit“, der im Vorderasiatischen Museum im Pergamonmuseum zu sehen ist, sind natürlich Babylons eindrucksvollesIschtar-Tor und die mächtige Prozessions-straße. Darüber hinaus veranschaulichen über 800 Objekte Politik, Wirtschaft und Kultur der Stadt. Am Beginn stehen die archäologischen Grabungen des 19. Jahrhunderts, unter ihnen die des deutschen Archäologen Robert Koldewey, und die Entzifferung der Keilschrift, die uns auf Tausenden von Tontäfelchen überliefert wurde.

Die altorientalischen Herrscher als Verwalter, Heerführer und Diplomaten werden anschließend anhand von Skulpturporträts, Herrschaftsinsignien und Keilschriftkorrespondenz vorgestellt. Die babylonische Götterwelt mit ihrem Fokus auf Marduk, dem Reichsgott, die Vorstellungen vom Jenseits, wie sie im Gilgamesch-Mythos zum Ausdruck kommen, und die Rechtssammlung des Herrschers Hammurapi sind weitere Themen. Die berühmte Stele mit dem Gesetzestext, deren Original der Louvre besitzt, ist in Kopie zu sehen. Besonders anschaulich kann der atemberaubende Aufstieg der Wissenschaft, gekrönt durch die Entwicklung der Schrift, nachvollzogen werden. Schließlich kommt auch das Alltags- und Wirtschaftsleben nicht zu kurz: Alltagsgegenstände und Luxuswaren, Terrakotta-Figuren und edle Bronzen zeugen von den regen Handelsbeziehungen und den Lebensumständen der Menschen im urbanen Zentrum Babylon, in dem Bewohner unterschiedlichster kultureller Herkunft zusammenlebten: Juden, Ägypter, Perser und Griechen.

Mythos Babylon


Wirkmächtig bis heute ist der Mythos von Babylon, der für die dunklen Seiten unserer Zivilisation steht, für Unfreiheit, Unterdrückung, Selbstüberschätzung und Wahn. Diesem Aspekt des Themas ist der zweite Teil der Ausstellung gewidmet, der im Nordflügel des Pergamonmuseums zu sehen ist. Beginnend mit der „babylonischen Gefangenschaft“ der Juden über das Zerrbild, das die Nachwelt sich von Nebukadnezar gemacht hat, und die Entstehung der Vorstellung, Babylon sei Hort der Sünde und Ort der Apokalypse, bis hin zum Turmbau von Babel als Synonym für menschliche Hybris werden alle Facetten des Babylon-Mythos anhand reizvoller Objekte aufgefächert. Der Aktualität Babylons soll sich der Besucher nicht mehr verschließen können, so die Intention der Ausstellungsmacher.

Quelle: Arte.tv - Dr. Heike Talkenberger

Staatliche Museen zu Berlin

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Eine Sklavin hält mit gesenktem Kopf seine Hand und will ihm in dieser schweren Stunde beistehen." Wie bitte, kann eine Sklavin, der offensichtlich und erkennbar! die Hände ebenfalls auf den Rücken gebunden, dem Deliquenten Beistand gewähren? Tatsächlich handelt es sich wohl um die Partnerin, oder Mutter?, des Deliquenten, die dieser Bestrafung als Zeugin beiwohnen muss. Auch gegen Ihren Willen