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Das südlich von Neapel gelegene Paestum ist vor allem für seine großen und hervorragend erhaltenen griechischen Tempel bekannt. Die Stadt wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. als griechische Kolonie unter dem Namen Poseidonia gegründet. Um 400 v. Chr. geriet sie unter den Einfluss der Lukanier, eines italischen Volksstamms, die die Stadt Paiston nannten – daraus wurde wiederum das römische Paestum.
Unterirdische Totenhäuser
Insgesamt wurden in den lukanischen Nekropolen bei Paestum bislang rund 1000 Einzelgräber und 14 Familiengrabkammern gefunden.
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Nur knapp zehn Prozent der Grabkammern sind ausgemalt; es handelt sich dabei sicherlich um die Angehörigen der Oberschicht. Darauf weisen auch die Motive der Bilder hin. Die Malereien und die – aus vielen anderen Kulturen gleichfalls bekannten – Grabbeigaben sollten die Toten auf ihrem Weg in das Jenseits begleiten. Heute dienen sie uns als Türöffner in die Welt eines antiken Volkes, das uns sonst nur aus anderen, vor allem römischen, Quellen erschlossen worden wäre.
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Auf den Malereien kehren einzelne Motive immer wieder; als Beispiel mag hierfür das „Grab des schwarzen Ritters“ dienen, das derzeit bei der Ausstellung „Malerei für die Ewigkeit. Die Gräber von Paestum“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen ist.
Benannt ist das Grab nach der Malerei an der Stirnseite der Kammer: Sie zeigt einen Krieger auf einem schwarzen Pferd. Sein glänzender Helm mit aufwändigem Federschmuck, über der Brust gekreuzten Bronzegurten und ebenfalls bronzenen Beinschienen weisen ihn als hoch gestellte Persönlichkeit aus.
Symbole des Lebens
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Bei der Toten handelt es sich um die ebenfalls in dem Grab bestattete Gemahlin des „schwarzen Ritters“. Weil seine Frau offensichtlich lange vor ihm gestorben ist, wird er auf der Grabmalerei nicht von ihr willkommen geheißen; stattdessen lässt ihn der Maler wie erwähnt
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Panther, Greifen und eine Sphinx
Auch die beiden Seitenteile der Grabkammer sind aufwändig bemalt: Auf einer der beiden Platten wird ein Panther von zwei Greifen
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Gleich mehrere Szenarien hat der Künstler auf der nächsten Platte zusammengefasst: Links ist eine Sphinx zu sehen. Dieses menschlich-tierische Mischwesen mit Löwenrumpf und Frauenkopf war, so Bernard Andreae, dafür verantwortlich, „die Toten ins Jenseits zu tragen“. Neben der Sphinx ist ein Kampf zweier Krieger zu sehen, der einmal mehr auf die kriegerische und aristokratische Grundlage der lukanischen Gesellschaft verweist. Und schließlich findet sich ganz rechts die Darstellung eines Trauerzugs mit Flötenspieler und klagenden Frauen. Setzt man die einzelnen Platten zusammen, nähert sich dieser Trauerzug der aufgebahrten Ehefrau des „schwarzen Ritters“.
Insgesamt belegt die Malerei im „Grab des schwarzen Ritters“ die überragende Bedeutung des Weiterlebens im Jenseits für die Lukaner.
Quelle: Arte.tv / Uwe A. Oster
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