24.08.08

Die Wartburg - Wo Romantik vom Mittelalter träumt

Pathetisch und poetisch, hundertmal, tausendmal in Bildern und Worten verewigt - das ist die Wartburg im Thüringer Wald, hoch über Eisenach. Steingewordene Metapher für Rittertugend und Minnesang, für Kreuzfahrer-Blut und reformatorischen Geist.
Goethe hat sie beschrieben und gezeichnet und Wagner sie im Tannhäuser besungen. Und zwischen beiden liegt der Burg Wiedergeburt. Mitte des 19. Jahrhunderts bergen der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach und der Architekt Hugo von Ritgen die "deutscheste aller Burgen" aus den Trümmern. Kurz nachdem 500 Burschenschafter hier die politische Einigung Deutschlands beschworen hatten, suchten sie in den Ruinen des Mittelalters nach dem neuen deutschen Selbst- und Geschichtsbewusstsein.
In den Trümmern und hinter dickem Putz fanden sie einen großartigen mittelalterlichen Bau, zierliche Säulen, Arkadengänge und - eine Lebensaufgabe.
40 Jahre Restaurierungsarbeit - unterbrochen von Geldmangel, politischen Wirren und Streiks - mit dem Ziel, dass "von der Erbauung der Wartburg der Deutsche einst die schöne Epoche seiner Selbsterkennung datieren (wird)." In Erwartung einer Bewunderung, "die süßer ist als alle gewonnenen Schlachten".
Die Besucherzahlen, die Millionen-Scharen , vielleicht sind sie die lebendige Bestätigung für solchen Enthusiasmus. Sie kommen aus Deutschland und von weither, die Pilger von heute. Auf den Spuren der Minnesänger, der katholischen Heiligen Elisabeth oder wegen des flüchtigen Reformators Luther. Auf der Wartburg trieb jede Geschichte ihre Blüten, wurde jede historische Gestalt zum Sagenheld wurden Taten zu Wundern...
"Von der Wartburg wird Deutschland das schöne Märchen vernehmen, dass es eine Geschichte und eine Literatur, Helden und Dichter hatte" - das ist die "Eroberung" des Mittelalters mit den Idealen der Romantik. Das ist die Wartburg.




Kulturdenkmal: Wartburg mit Speise- und Rittersaal, Elisabeth-Kemenate, Landgrafenzimmer, Burgkirche, Bergfried und Luther-Stube

Unesco-Ernennung: 1999

1080
erstmals erwähnter Burgbau

1131
Rang einer Residenz

nach 1172
Ausbau unter Landgraf Ludwig III.

1203
Wolfram von Eschenbach lebt auf der Wartburg

1207-31
Elisabeth von Ungarn, heiliggesprochen 1235

1317/18
Zerstörung großer Teile der Burg durch Feuer

1483-1546
Martin Luther

17./18.4.1521
Luthers Verteidigung seiner reformatorischen Schriften auf dem Reichstag von Worms und anschließend zehnmonatiger Unterschlupf auf der Wartburg

18.10.1817
Versammlung von etwa 500 Studenten deutscher Universitäten, die Einigkeit und Freiheit in einem einzigen Vaterland fordern

1838
Beginn von Restaurierungsarbeiten im Sinne der Romantik

1854-56
Freskenmalerei von Moritz von Schwind

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