11.02.09

Gunzenhausen: Limes unterm Pflaster

Reste der römischen Grenzanlage entdeckt

Aufsehenerregender Fund in Gunzenhausen: Am Marktplatz der Altmühlstadt wurden bei Bauarbeiten Reste des römischen Limes entdeckt.

An der Hausecke eines Kaufhauses steht zu lesen, dass dort einst, vor rund 1800 Jahren, die «Teufelsmauer« verlief – der römische Limes. Wie präzise die Steintafel dort tatsächlich platziert ist, hat sich nun im Zuge von Bauarbeiten gezeigt: An der Nordseite des Marktplatzes, direkt unterhalb der Hinweistafel, kamen von Menschenhand bearbeitete Holzpfähle und Überreste einer Steinmauer ans Tageslicht.

Große Steinblöckee

Eine schnurgerade Reihe aus vier unten angespitzten, senkrecht im Erdreich steckenden Pfählen aus Fichtenstämmen, Teile eines quer liegenden Eichenbalkens und mehrere kleinere Holzfragmente kamen bei den Kanalisationsarbeiten zum Vorschein. Auf den Pfählen ruhen stellenweise drei bis vier Lagen sorgfältig aufeinander geschichteter, etwa kopfgroßer Steinblöcke.

Holz wird untersucht

Darauf, dass es sich tatsächlich um Fundamente des Rätischen Limes oder gar um die Überreste der Palisade selbst handelt, wollte sich Wolfgang Czysz, Referatsleiter für Bodendenkmäler beim Landesamt für Denkmalpflege, vor Ort noch nicht festlegen. Angesichts der Beschaffenheit der Fundstelle sei dies aber sehr wahrscheinlich. Ein Vergleich mit den Holzfragmenten, die vor gut 30 Jahren beim Bau des Kaufhauses gefunden und per Dendrochronologie (Altersbestimmung anhand der Jahresringe) etwa auf das Jahr 160 nach Christus datiert wurden, soll darüber Aufschluss geben.

Unsicherer ist dagegen die Zuordnung der Mauersteine: Zwar hat sich dem Fachmann zufolge einst in direkter Nachbarschaft ein Wachturm der «Teufelsmauer« befunden. Dessen Position stimme aber nicht exakt mit der der Funde überein.

Sicker- oder Thermalquelle?

Besonders interessant ist laut Czysz die Beschaffenheit des Bodens rund um die Limes-Fragmente. Tiefschwarz ist die Erde, extrem torfhaltig und mit einer schweren Tonschicht darunter – für die Gunzenhausener Gegend äußerst unüblich. «Möglicherweise gab es hier eine Sickerquelle«, meint der Denkmalpfleger, «vielleicht sogar eine Thermalquelle«. Auch dies sei aber vorerst nur Spekulation.

Der Limes führt mitten durch das heutige Stadtgebiet von Gunzenhausen. Wo jetzt die Stadtpfarrkirche steht, befand sich einst das Stabsgebäude eines Kleinkastells für eine schnelle Eingreiftruppe am Limes.

Die Grenzbefestigung des Imperium Romanum hat eine Gesamtlänge von 550 Kilometern, wovon gut 150 Kilometer auf heute fränkisches Gebiet entfallen. Seit dem Jahr 2005 zählt das größte Bodendenkmal Europas zum Unesco-Weltkulturerbe.

Quelle: hersbrucker-zeitung.de


Museum für Vor- und Frühgeschichte - Gunzenhausen

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