23.09.08

«Via Belgica»: Archäologen legen römische Landvilla frei

Jülich. Unter den Archäologen der Rheinischen Bodendenkmalpflege in Bonn steht sie im Moment ganz oben auf der Skala der zu untersuchenden Objekte, die so genannte «Via Belgica».

Das ist jene antike Fernstraße aus dem 1. Jahrhundert, die einst als nördlichste kontinentale Ost-West-Verbindung das Römische Reich durchquerte und die Provinzhauptstadt Köln mit der Atlantikküste verband. Die Fachleute aus Bonn rätseln aber noch immer, warum diese Straße an einigen Orten von der geraden Trassenführung abweicht - zum Beispiel bei Jülich.

«Die Via Belgica macht vor Jülich einen Bogen und schwenkt nach Südwesten ab, um dann kurz vor Aldenhoven wieder auf ihre ursprüngliche Linie zurückzukehren.» Susanne Jenter ist die verantwortliche Projektleiterin «Via Belgica», von der rund 62 Kilometer heute auf rheinischem Boden liegen. Die bilden den archäologischen Schwerpunkt der Denkmalpflege.

Dass damalige Bodenverhältnisse, Geländesprünge oder einfach morastiger Untergrund dafür verantwortlich waren, dass die Erbauer den Trassenschwenk bei Jülich machten, ist die Vermutung. «Aber wir kennen diesen Verlauf nicht», so Jenter. So machte sie sich nun mit einem Team auf die Suche.

«Luftaufnahmen und Oberflächenfunde deuteten auf eine bestimmte Stelle hin. Wir vermuteten dort die südliche Umgehung von Jülich», so Jenter. Eine Sondage, die nur an einigen Stellen der Via Belgica gemacht wird - ansonsten wird die Trasse durch eine komplette Begehung erkundet -, sollte endgültige Klarheit geben.

Mit einem Bagger, der bei Archäologen als Arbeitsgerät selten eingesetzt wird, wurde eine zwei Meter breite und 100 Meter lange Ackerfläche freigelegt. «Die vermutete Trasse haben wir nicht gefunden, dafür aber ein großes römisches Landgut.» Jenter ließ die genaue Fundstelle katalogisieren, ein Stück Mauerwerk wurde freigelegt, ebenso wurden Estrichfragmente aus der alten römischen Villa geborgen.

Quelle: an-online.de

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