Arminius muss nicht weit reiten, um die Cherusker zu sammeln - sie warten bereits auf seinen Einsatzbefehl. In den Wäldern verborgene Späher beobachten das Varusheer und berichten ihm über dessen Vormarsch. Der Cherusker kennt sowohl die Route als auch die feindlichen Truppen. Wo immer er den Zug der Zehntausend angreifen lässt, wird er taktisch überlegen sein. Dann gibt er das Signal zum Angriff.
Der Angriff trifft die Römer unvorbereitet
Die Reiter, die wahrscheinlich schon am ersten Marschtag den Legionären entgegengaloppieren, erschrecken die Römer zunächst nicht. An den Helmen und Waffen erkennen sie ihre germanischen Hilfstruppen: Die von Arminius versprochene Hilfe trifft ein. Doch weshalb formieren sich die Männer plötzlich und heben die gut zwei Meter langen Lanzen? Aus kurzer Entfernung fliegen die tödlichen Geschosse gegen die völlig überraschten Römer. Legionäre brechen zusammen, Zugtiere werden getroffen, Wagen stürzen um, Sklaven und Trossknechte suchen vermutlich Deckung hinter Bäumen.
Die Legionäre trifft der Angriff vollkommen unvorbereitet - ihre Schilde liegen wahrscheinlich auf den Trosswagen und können so rasch nicht herbeigeschafft werden. Nur die Helme, die jeder vor die Brust geschnallt trägt, sind rasch aufgesetzt und schützen den Kopf.
Die Zenturionen werden rasch die Abwehr organisiert haben. Gruppe für Gruppe formiert sich, bildet Gefechtslinien an den Flanken des Trosses, legt die Verwundeten auf die Wagen und schützt sich mit den endlich herangeschafften Schilden. Diese rechteckigen Panzer - 1,30 Meter hoch, sechs Kilo schwer, aus mehreren verleimten Holzschichten, Leder und einem Metallbuckel hergestellt - bilden eine Mauer der Abwehr, die erst einmal hält. Irgendwann an diesem Tag ziehen sich die Germanen zurück: vermutlich, weil sie den Nahkampf gegen die Römer scheuen. Bald darauf gelingt es den römischen Truppen, ein Lager aufzuschlagen, ungefähr 20 Kilometer westlich der Weser. Es sei für drei Legionen angelegt gewesen, berichtet Tacitus, mithin können die Verluste an diesem Tag nicht allzu groß gewesen sein.
Abends bauen die Soldaten ein Lager
Das Marschlager für die Nacht wird strikt nach Vorschrift errichtet: ein drei Meter tiefer Graben, dessen Aushub den Wall bildet, darauf werden die auf den Maultieren mitgeführten zwei Meter hohen Palisaden gesteckt. Den raschen und präzisen Bau üben die Legionäre im Frieden. Errichtet man ein Lager im Krieg, sichern mehrere Einheiten das Terrain, damit die anderen in Ruhe arbeiten können. Arminius kennt den Ablauf - und spart sich einen Angriff, der doch nichts ausrichten würde.
Kampfbereit verlässt Varus am nächsten Morgen das Lager. Die Legionen nehmen die im Krieg vorgeschriebene Marschordnung ein: Reiter zur Aufklärung an der Spitze, dahinter die beste Legion, um den Weg freizukämpfen, in der Mitte und rechts und links von Soldaten flankiert der Tross, dahinter die übrigen Truppen. Eine Formation, in der sich die Legionen seit Jahrzehnten durch Germanien bewegen. Und doch erleiden die Römer am jetzt beginnenden zweiten Kampftag "blutige Verluste" - so zumindest heißt es bei Cassius Dio, jenem römischen Geschichtsschreiber, der am ausführlichsten über die Katastrophe in Germanien berichtet (allerdings erst 200 Jahre später).
Quelle: Geo.de / Text von Ralf-Peter Märtin
31.12.08
Varusschlacht: Marsch ins Verderben (3v5)
Tags: Antike, Die Varusschlacht:, Germanen, Roemer
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