Arminius muss nicht weit reiten, um die Cherusker zu sammeln - sie warten bereits auf seinen Einsatzbefehl. In den Wäldern verborgene Späher beobachten das Varusheer und berichten ihm über dessen Vormarsch. Der Cherusker kennt sowohl die Route als auch die feindlichen Truppen. Wo immer er den Zug der Zehntausend angreifen lässt, wird er taktisch überlegen sein. Dann gibt er das Signal zum Angriff.
Der Angriff trifft die Römer unvorbereitet
Die Reiter, die wahrscheinlich schon am ersten Marschtag den Legionären entgegengaloppieren, erschrecken die Römer zunächst nicht. An den Helmen und Waffen erkennen sie ihre germanischen Hilfstruppen: Die von Arminius versprochene Hilfe trifft ein. Doch weshalb formieren sich die Männer plötzlich und heben die gut zwei Meter langen Lanzen? Aus kurzer Entfernung fliegen die tödlichen Geschosse gegen die völlig überraschten Römer. Legionäre brechen zusammen, Zugtiere werden getroffen, Wagen stürzen um, Sklaven und Trossknechte suchen vermutlich Deckung hinter Bäumen.
Die Legionäre trifft der Angriff vollkommen unvorbereitet - ihre Schilde liegen wahrscheinlich auf den Trosswagen und können so rasch nicht herbeigeschafft werden. Nur die Helme, die jeder vor die Brust geschnallt trägt, sind rasch aufgesetzt und schützen den Kopf.
Die Zenturionen werden rasch die Abwehr organisiert haben. Gruppe für Gruppe formiert sich, bildet Gefechtslinien an den Flanken des Trosses, legt die Verwundeten auf die Wagen und schützt sich mit den endlich herangeschafften Schilden. Diese rechteckigen Panzer - 1,30 Meter hoch, sechs Kilo schwer, aus mehreren verleimten Holzschichten, Leder und einem Metallbuckel hergestellt - bilden eine Mauer der Abwehr, die erst einmal hält. Irgendwann an diesem Tag ziehen sich die Germanen zurück: vermutlich, weil sie den Nahkampf gegen die Römer scheuen. Bald darauf gelingt es den römischen Truppen, ein Lager aufzuschlagen, ungefähr 20 Kilometer westlich der Weser. Es sei für drei Legionen angelegt gewesen, berichtet Tacitus, mithin können die Verluste an diesem Tag nicht allzu groß gewesen sein.
Abends bauen die Soldaten ein Lager
Das Marschlager für die Nacht wird strikt nach Vorschrift errichtet: ein drei Meter tiefer Graben, dessen Aushub den Wall bildet, darauf werden die auf den Maultieren mitgeführten zwei Meter hohen Palisaden gesteckt. Den raschen und präzisen Bau üben die Legionäre im Frieden. Errichtet man ein Lager im Krieg, sichern mehrere Einheiten das Terrain, damit die anderen in Ruhe arbeiten können. Arminius kennt den Ablauf - und spart sich einen Angriff, der doch nichts ausrichten würde.
Kampfbereit verlässt Varus am nächsten Morgen das Lager. Die Legionen nehmen die im Krieg vorgeschriebene Marschordnung ein: Reiter zur Aufklärung an der Spitze, dahinter die beste Legion, um den Weg freizukämpfen, in der Mitte und rechts und links von Soldaten flankiert der Tross, dahinter die übrigen Truppen. Eine Formation, in der sich die Legionen seit Jahrzehnten durch Germanien bewegen. Und doch erleiden die Römer am jetzt beginnenden zweiten Kampftag "blutige Verluste" - so zumindest heißt es bei Cassius Dio, jenem römischen Geschichtsschreiber, der am ausführlichsten über die Katastrophe in Germanien berichtet (allerdings erst 200 Jahre später).
Quelle: Geo.de / Text von Ralf-Peter Märtin
31.12.08
Varusschlacht: Marsch ins Verderben (3v5)
Tags: Antike, Die Varusschlacht:, Germanen, Roemer
31.12.406: Vorstoß der Vandalen
Die Vandalen, das Hauptvolk der germanischen Kultgenossenschaft der Lugier, überschritten bei Mainz den zugefrorenen Rhein. Auch der römische Kaiser Konstantin III., den die Gallier zu Hilfe riefen, konnte die Rheingrenze des Imperium Romanum auf Dauer nicht halten. Die Vandalen waren von den Hunnen und den Ostgoten aus den Gebieten des späteren Slowenien und Schlesien vertrieben worden. 409 drangen die Vandalen nach Spanien vor, wo sie 411 Landzuweisungen erhielten. Unter Geiserich drangen die Vandalen 429 nach Nordafrika vor Geiserich gründete als erster unabhängiger germanischer Herrscher auf römischem Boden ein eigenes Reich, mit Karthago als Residenz. In der Folgezeit blieb die römische Zivilverwaltung und Rechtsprechung erhalten.
Tags: Heute vor...
29.12.08
Der Keltenfürst vom Glauberg
Schon seit Jahrzehnten forschen Archäologen am Glauberg nach den früheren Kelten. Bei einem Erkundungsflug im Jahr 1988 erkannten Heimatforscher am Südhang des Glaubergs die Spuren eines riesigen Grabhügels in einem Getreidefeld. Später wurde noch ein zweiter Grabhügel entdeckt, der durch geophysikalische Messungen lokalisiert werden konnte. Beide Hügel waren eingeebnet und vom Boden aus nicht zu erkennen. Zwischen 1994 und 1997 führte das Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden, Ausgrabungen durch. Die Grabanlage wurde anschließend rekonstruiert und steht zur Besichtigung zur Verfügung.
Die reich ausgestatteten Gräber dreier keltischer Krieger aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. belegen die gehobene Stellung der Verstorbenen. Die Gräber werden zu den keltischen Fürstengräbern gezählt und gehören zu den prachtvollsten, die aus dieser Zeit bekannt sind. Eine weitere Sensation war die Entdeckung einer lebensgroßen Steinfigur eines Kriegers. Die bis auf die Füße vollständig erhaltene Stele (Statue) ist mit einer haubenartigen Kopfbedeckung versehen, die als (Mistel-)"Blattkrone" gedeutet wird und als Grabbeigabe in Grab 1 gefunden wurde. Da die Mistel laut antiker Autoren bei den Kelten eine wichtige kultische Bedeutung besaß, mag dies auf die Rolle des Bestatteten als Priester hinweisen. Diese Figur des „Keltenfürsten vom Glauberg“ ist bislang der bedeutendste Fund der Latènekultur in Hessen. Originalgroße Kopien der Statue können im Heimatmuseum in Glauburg sowie im Wetteraumuseum in Friedberg besichtigt werden. Fragmente von drei weiteren Statuen, die der ersten en detail gleichen, aber andere Proportionen aufweisen, wurden ebenfalls gefunden.
Die bedeutendsten Fundstücke aus den Gräbern selbst sind ein goldener Halsreif und eine keltische Schnabelkanne. Die Funde waren im Hessischen Landesmuseum Darmstadt bis zu dessen Schließung aufgrund von Renovierungsarbeiten ausgestellt und sind derzeit nicht zu besichtigen.
Weiterhin wurden am Fuß des großen Grabhügels Pfostenlöcher von 16 Holzpfosten gefunden, die möglicherweise zur astronomischen Bestimmung von Feiertagen verwendet wurden. Eine Rekonstruktion dieser europaweit einzigartigen Anlage eines keltischen Kalenderbauwerks wurde am 1. September 2007 eingeweiht.
Im Herbst 2007 wurde mit dem Bau eines Keltenmuseums in der Nähe des Grabhügels am Glauberg begonnen. Die vom Land Hessen getragenen Kosten für den Bau sind mit rund 6 Millionen Euro veranschlagt. Seine Fertigstellung ist für Ende 2009 geplant. Dann werden dort alle Originalfunde einschließlich der Stele des keltischen Kriegers zu sehen sein.
Varusschlacht: Marsch ins Verderben (2v5)
Varus kann nicht glauben, was ihm Segestes, ein Parteigänger Roms, erzählt. Eine Verschwörung gegen ihn, gegen Rom? Arminius - ein Verräter? Der 25-jährige Cherusker hat sich wie kein anderer Germane auf Feldzügen des Imperiums ausgezeichnet. Er hat nicht nur wie Segestes das römische Bürgerrecht, sondern ist von Kaiser Augustus sogar zum Ritter erklärt worden; dem zweithöchsten gesellschaftlichen Stand des 50-Millionen-Reiches gehören gerade einmal 20 000 Menschen an. Varus vermutet eine Intrige. Er weist Segestes zurück - ein tödlicher Fehler.
Doch Varus' Zweifel sind verständlich: Schließlich ist Arminius der Befehlshaber der cheruskischen Hilfstruppen, schon als 23-Jähriger ist er mit dem Offiziersrang ausgezeichnet worden. Wohl kein Germane ist in dieser Zeit im römischen Heer höher aufgestiegen. Ausgerechnet Arminius, durch seine Vergangenheit und Karriere dazu prädestiniert, sich den Parteigängern Roms anzuschließen, der größte Gewinner der Umbrüche in Germanien, der Mann, den Augustus vor allen anderen Fürsten ausgezeichnet hat, sollte sich auf die Seite der Gegner Roms geschlagen haben?
Warum wird Arminius zum Verräter?
Über Arminius' Motive können wir nur spekulieren. Will er ein eigenes Reich, wie Marbod? Fühlt er sich von Varus im Kampf gegen rivalisierende Cheruskerfürsten im Stich gelassen? Fakt ist: Zwischen dem Jahr 8 n. Chr. und dem Hersbst des Jahres 9 n. Chr. kündigt Arminius Rom innerlich die Gefolgschaft auf.
Dabei aber geht er raffinierter vor als alle, die sich vor ihm gegen die Römer aufgelehnt haben. Statt offen den Aufstand auszurufen und damit den Legionen Gelegenheit zu geben, sich vorzubereiten, plant der Cherusker kühl den Verrat und weiht nur jene ein, auf die er sich verlassen kann und die sich dem Heer des Varus unverdächtig nähern können: die germanischen Hilfstruppen. Nichts dringt über seine Pläne nach außen. Und deshalb schenkt Varus der Warnung des Segestes keinen Glauben.
Der römische Heereszug, der am Morgen darauf in Richung Rhein aufbricht, ist mehr als zehn Kilometer lang. Hinter jeder Legion rumpeln ihre Gepäckwagen und treiben Knechte die Maultiere voran. Beim Tross laufen auch die Händler und Sklaven mit. Einige Einheiten der Hilfstruppen, die ebenfalls am Rhein ihre Lager haben, marschieren an der Spitze, darunter eine Abteilung Bogenschützen, die über die Feuchtigkeit in Germanien klagt, da die ihre aus mehreren Schichten Holz verleimten Bogen unbrauchbar mache.
Nach freundlichem Abschied ist Arminius aufgebrochen, um angeblich so bald wie möglich mit seinen zurückgerufenen cheruskischen Hilfstruppen zu Varus zu stoßen. Da sich der Statthalter im Gebiet befreundeter Stämme glaubt, lässt er seine Legionen ohne Flankensicherung marschieren.
Aufbruch ins Verderben
Wie ihm Arminius am Abschiedsabend geraten hat, schlägt Varus jene Route ein, die ihn von der Weser am Rand des Wiehengebirges entlang nach Westen führt. Ein Karrenweg mit mehreren parallel laufenden Spuren, je nach Gelände mal breiter, mal schmaler. Der Weg verläuft ohne größere Steigungen - eben deshalb wird er seit Urzeiten als leicht zu begehende Trasse genutzt. Heide, Äcker, Weiden wechseln ab mit waldigen Abschnitten. Meist sind es Eichen oder Buchen, unter deren dichten Kronen kaum Unterholz wächst. In den Bachtälern dagegen, in denen bei Bedarf von den römischen Pionieren Bohlen verlegt werden, um den Marsch des Heeres nicht stocken zu lassen, ist die Vegetation aus Erlen, Birken und Weiden abseits der Strecke fast undurchdringlich.
Quelle: Geo.de / Text von Ralf-Peter Märtin
Tags: Antike, Die Varusschlacht:, Germanen, Roemer
29.12.1890: Massaker am Wounded Knee
"Take every possible precaution to prevent anIndian outbreak, and to suppress it promply if it comes."
Präsident Harrison hatte der Armee klare Anweisungen gegeben am 1. Dezember 1890. General Miles führt diesen Befehl nur allzu gerne aus und versammelt innerhalb weniger Tage eine gewaltige Streitmacht an den Grenzen der Sioux-Indianer Reservate im Dakota Territory. Die Erinnerung bei der Armee an die Niederlage von General Custer gegen die Indianer liegt nur wenige Jahre zurück und in den Reihen der Armee brodelt der Unmut über die vermeintliche Gnade, die man dem Indianerhäuptling Sitting Bull erwiesen hat, in dem man auf seine Verhaftung bislang verzichtet hat.
Die Stimmung ist aufgeheizt. Aufgeheizt durch Berichte über die Geistertanz-Bewegung, die sich bei den verschiedenen Stämmen zunehmender Beliebtheit erfreut. Der Schamane Wovoka verkündet seit Monaten: "Die Bisons werden zurückkehren, unsere Brüder kehren zurück von den Toten, und der weiße Mann wird endgültig besiegt werden."
Doch in den Reservaten gibt es unter den Indianern auch Agenten. Sie melden den neuen Kult an die zuständigen Militärbehörden: Ein Aufstand stehe unmittelbar bevor. 1885 hatte man entsprechende Bericht lange ignoriert und der Ausbruch von rund 100 Apachen unter Geronimo führte damals zur teuersten Menschenjagd der gesamten Indianerkriege. Diesmal wollte man von Anfang an Flagge zeigen. Die Aufregung ist allerdings maßlos übertrieben, den Sioux mangelt es an Kämpfern und, noch wichtiger, vor allem an Waffen.
Dennoch: von überall werden Truppenverbände in Marsch gesetzt, um eventuelle Aufstände im Keim zu ersticken. Die Gerüchte über den legendären Häuptling Sitting Bull und seine Vorbereitungen zum Krieg gegen die Weißen lassen die Situation weiter eskalieren. Sitting Bull soll verhaftete werden. Die Reservatspolizei greift ein und will am 15. Dezember 1890 den Häuptling, der gegen Custer kämpfte festnehmen.
Stattdessen aber kommt es zu einem Handgemenge, bei dem tödliche Schüsse auf Sitting Bull fallen. Die Sioux sind bestürzt und panisch. Viele wollen ihr Reservat verlassen und in das ruhigere Oglala-Gebiet in Pine Ridge ziehen. Doch die Armee sagt Nein. Rund 350 Angehörigen der Minneconjous und Hunkpapas unter ihrem Anführer Big Foot gelingt es trotzdem sich auf den Weg zu machen.
Am 21. Dezember werden sie eingefangen. Die Männer, Frauen und Kinder erklären sich zunächst bereit zur Cheyenne River Reservation zurückzukehren. Zwei Tage später brechen sie jedoch wieder in Richtung Pine Ridge auf. Am 28. Dezember wird Big Foot von der 7.Kavallerie unter Major Whitside gestellt. Dieser erkennt schnell den eher erbärmlichen Zustand der Indianer und verzichtet auf die angeordnete Härte. Stattdessen verteilt er Medikamente und wartet auf die Ankunft des Kommandeurs Colonel Forsythe.
Am Morgen des 29. Dezembers 1890 nimmt das Schicksal seinen Lauf. Forsythe befiehlt die sofortige Herausgabe aller Waffen. Widerwillig werden einige alte Jagdflinten abgegeben. Wütend ordnet der Kommandeur eine Durchsuchung der Indianerzelte an. Plötzlich beginnt ein Ghostdancer an zu tanzen. Voller Ehrfurcht starren seine Stammesbrüder auf ihn und verweigern die weitere Herausgabe irgendwelcher Waffen.
Ein Handgemenge, ein Schuss. Sofort eröffnen die Soldaten das Feuer. Die Indianer fliehen, Stunden vergehen, bis die Soldaten das Feuer einstellen. Am Rande des Camps waren bereits Tage zuvor Hotchkiss-Kanonen in Stellung gebracht worden. Was als letzte große Auseinandersetzung zwischen US-Army und Indianern als Battle of the Wounded Knee Creek in die Geschichte eingehen wird, war in Wirklichkeit keine Schlacht, sondern ein Massaker.
Die Leichen der getöteten Indianer werden nach Tagen im Umkreis von fast zehn Kilometern gefunden, grässlich verstümmelt. Bilanz am 3. Januar 1891: 250 tote Indianer, in der Mehrzahl Frauen und Kinder. Sie werden verscharrt in einem Massengrab.
Bis zum heutigen Tag kämpfen die Nachfahren der damaligen Überlebenden darum, dass Wort "battle" endlich durch "massacre" in den US-amerikanischen Geschichtsbüchern zu ersetzen. Auch bei der Besetzung des Wounded Knee Memorials 1973 forderten die Indianer Gerechtigkeit und wieder kam es zu Gewalt. So hat das Wort vom Wounded Knee bis heute seinen mahnenden Charakter nicht verloren.
Tags: Heute vor...
27.12.08
27.12.1949: Einsteins Gravitationstheorie
Der Nobelpreisträger Albert Einstein (1879-1955) veröffentlichte in der "New York Times" seine erweiterte Theorie über die Gravitation. 1905 hatte der Wissenschaftler die "spezielle Relativitätstheorie" aufgestellt, die das dreidimensionale Koordinatensystem (Länge, Breite, Höhe) durch die Dimension Zeit ergänzte. 1915 hatte er die "allgemeine Relativitätstheorie" (Gravitationstheorie) veröffentlicht, die besagt, dass die Zeit von der Gravitation abhängig ist. Je geringer die Anziehung, desto schneller vergeht die Zeit. Anders ausgedrückt: Auf einem großen Planeten läuft eine Uhr langsamer als ihr Pendant auf einem kleineren Planeten. Wenn Einsteins Theorien stimmen, müssen sogenannte Gravitationsfelder um alle Planeten existieren. Trotz vieler Versuche ist ihr Nachweis bis heute nicht gelungen.
Tags: Heute vor...
Varusschlacht: Marsch ins Verderben (1v5)
Um die Zeitenwende dringen die Soldaten Roms in die Germanengebiete östlich des Rheins vor. Doch im Jahr 9 n. Chr. stellt Arminius, der Anführer der cheruskischen Hilfstruppen, den römischen Legionen eine tödliche Falle
Der Tross ist gefährlich schwer beladen, aber Varus hat sich ja auch nicht auf einen Feldzug gemacht, sondern auf eine Inspektionsreise durch die nördlichste Provinz des Imperium Romanum. Sein Ziel ist die Weser. Er wird dort bei Freunden sein, bei dem Germanenstamm der Cherusker. Gleichwohl verfolgt er auch eine strategische Absicht: Er will Stärke zeigen. Denn vermutlich fürchtet er, dass Marbod - einer der letzten unabhängigen Germanenherrscher - von Osten aus die von den Römern unterworfenen Gebiete östlich des Rheins angreifen könnte.
Ein Lager auf unsicherem Terrain
Nach etwa zehn Tagesmärschen befiehlt Varus seinen Männern, ein Lager zu errichten. Sie stehen jetzt kurz vor oder direkt an der Weser. Binnen Kurzem erbauen die 10000 Soldaten eine Stadt, größer als jede germanische Siedlung östlich des Rheins. Denn obwohl die drei Legionen nicht in voller Kampfstärke angetreten sind - einige Einheiten sind am Rhein zurückgeblieben oder wurden zur Sicherung von Straßen in andere Gegenden Germaniens kommandiert -, ist dies eine gewaltige Menschenmenge in einem Land, dessen Dörfer kaum mehr als 200 Einwohner haben. Das Schauspiel der Macht wirkt: Marbods Männer wagen sich nicht vor, kein Scharmützel stört das Leben in der Lagerstadt.
Mehrere Monate lang spricht Varus von hier aus Recht, vermittelt zwischen den umliegenden Stämmen, ehrt besonders romtreue Stammesfürsten mit Einladungen. Und er zieht Abgaben ein: wahrscheinlich Pelze und Tierhäute, vielleicht auch Vieh und Getreide. Schließlich, im September, befiehlt der Statthalter Roms, die Zelte wieder abzubrechen. Ehe der Herbst einsetzt, will er zurück sein in den Winterquartieren der Legionen am Rhein. Auch fast alle germanischen Hilfstruppen schickt er zurück in ihre Heimat. Hunderte Cherusker verlassen mit ihren Waffen das Lager und reiten in ihre Dörfer
hr Anführer aber bleibt zurück: ein Fürst namens Arminius. Die römischen Soldaten sind noch mit den Vorbereitungen für den Abmarsch beschäftigt, als sich Arminius bei Varus melden lässt: Etwas weiter nordwestlich, nicht allzu weit vom Lager entfernt, hätten sich mehrere kleinere Stämme gegen Rom erhoben. Arminius schlägt dem Statthalter vor, die Rebellion auf dem Rückmarsch zum Rhein niederzuwerfen, wobei schon das Erscheinen der schwer bewaffneten Legionen den Sieg garantieren dürfte. Kein Risiko also.
Ein verräterischer Rat
Arminius, seit einem halben Jahrzehnt in römischen Diensten und als Offizier bewährt, schlägt eine Route vor, die Roms Legionäre von ihren Zügen durch das Germanenland bereits kennen: eine alte Handelsverbindung. Sie führt von der Weser am nördlichen Rand des Wiehengebirges entlang in die Gegend um das heutige Osnabrück und dann an den Niederrhein. Zudem versichert Arminius seinem Befehlshaber, dass er die bereits von dannen gezogenen cheruskischen Reiter ohne Probleme wieder zusammenrufen könne: Noch ehe Varus das Gebiet der Rebellen erreiche, werde er mit seinen Männern wieder dazustoßen. Der Römer willigt ein. Am Abend gibt Varus ein Abschiedsmahl. Geladen sind einheimische Fürsten, die er zuvor reich beschenkt hat.
Einer der Gäste, der Cheruskerfürst Segestes, nimmt den Statthalter plötzlich beiseite. Unter vier Augen berichtet er ihm von einer Verschwörung: Arminius plane, das römische Heer zu vernichten. Es gebe gar keine Rebellion in Germanien; vielmehr hätten die von Arminius angeführten Hilfstruppen beschlossen, abtrünnig zu werden.
Quelle: Geo.de / Text von Ralf-Peter Märtin
Tags: Antike, Die Varusschlacht:, Germanen, Roemer
Römerhelm mit Perücke rekonstruiert
Psychologische Kriegsführung in der Antike: Wissenschafter haben erstmals einen römischen Reiterhelm mit üppiger Perücke aus Pferdehaar rekonstruiert. Bisher seien nur wenige Kavallerie-Helme mit Haar bekannt, die allesamt am Niederrhein zwischen Nimwegen und Xanten gefunden worden sind, erklärten am Donnerstag Wissenschaftler in Xanten.
Offenbar sollten diese ungewöhnlichen Helme dem Gegner einen besonderen Schrecken einjagen.
Mit aufwendigen naturwissenschaftlichen Methoden sei es nun gelungen, die akribische Herstellungstechnik und das Aussehen dieser Stücke zu ermitteln. Für die exakte Wiederherstellung des Helmes waren Experten am Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim und am Landesmuseum in Bonn verantwortlich. Das rekonstruierte Exemplar soll künftig gemeinsam mit einem Originalhelm aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. in dem neuen Xantener Museum gezeigt werden.
Diese speziellen Helme, die zwischen Stirn und Nacken dicht von einer Anzahl Zöpfchen aus Pferdehaar überzogen sind, scheinen eine "Spezialität" des vor 2000 Jahren am Niederrhein siedelnden Volkes der Bataver gewesen zu sein, die im Römerheer oft als Reiter gedient haben. Dies sagte Restaurator Frank Willer vom Rheinischen Landesmuseum Bonn. Der Helm wie auch die herabklappbare Gesichtsmaske aus Metall seien mit großer Präzision jedem Träger individuell angepasst worden, beschreibt der Experte. Die Zöpfe wurden mit großem handwerklichen Aufwand in etwa 200 Arbeitsstunden hergestellt und mit Baumteer als Ur-Klebstoff auf dem Metall befestigt.
Das fein geflochtene, glänzend schwarze Haar und das starre "Gesicht" des Reiters hoch auf seinem Pferd "wirkte abschreckend für jemanden, der das nicht kennt", beschreibt Willer den wohl beabsichtigten psychologischen Effekt des Helmes. Nach einem Aufstand der Bataver 69 n. Chr. sei dieser Helmtyp aber plötzlich verschwunden. Erst rund ein Jahrhundert später, so erklärte der Experte, tauchen Helme mit Zopfornament aus getriebenem Metall wieder auf: "Man imitiert nun, was man am Niederrhein getragen hat, überall im Imperium."
Quelle: vienna.at
26.12.08
Alexander
01.01.2009 | 20:15 Uhr | Pro7
"Mit 25 eroberte er zwei Drittel der damals bekannten Welt. Nach Alexander schien alles möglich", erinnert sich dessen Chronist und Weggefährte Ptolemäus (Anthony Hopkins) im Greisenalter. Rückblende ins Jahr 336 v.Chr.: Nach der Ermordung seines Vaters Philipp (Val Kilmer) wird der 20-jährige Alexander (Colin Farrell) König von Makedonien, zieht gegen das mächtige Perserreich in den Krieg und dringt mit seinen Weggefährten sogar bis nach Indien vor.
Hintergrund: "Oliver Stone und ich sprachen schon 1991 bei den Dreharbeiten zu ,The Doors' darüber, einmal einen Film über Alexander den Großen zu machen", erinnert sich Val Kilmer (am 31.12. wurde er 49). Für seine Rolle als König Philipp futterte sich der Hollywood-Star 50 Pfund an.
Tags: Programmvorschau
Spartacus auf Pro7
29.12.2008 | 20:15 Uhr | PRO 7
Im ersten Jahrhundert vor Christi Geburt erheben sich bei Capua kasernierte Gladiatoren unter Führung des thrakischen Edelmannes Spartacus wider ihre römischen Herren und erhalten nach ersten Erfolgen mächtigen Zulauf von weiteren, ihre Fesseln abschüttelnden Sklaven. Erst nach teils desaströsen Niederlagen gelingt es den innenpolitischen Rivalen Crassus und Pompeius im Verbund und dritten Anlauf, den Aufstand niederzuschlagen.
Inspiriert vom Erfolg des "Gladiator" und frei nach dem Roman von Howard Fast, auf dessen Zeilen auch der gleichnamige Kinofilm von Stanley Kubrick basierte, lässt das US-Fernsehen die Gladiatoren von der Kette. "Emergency Room"-Jungdoktor Goran Visnijc verfügt zwar kaum über das Charisma eines Kirk Douglas, und auch in punkto Schlachtszenen misst man sich besser nicht mit Kubrick, doch kommt der historisch nicht allzu anspruchsvolle Actionfreund beim dreistündigen Schlachtenmarathon durchaus auf seine Kosten.
# Land/Jahr: USA (2004)
# Regie: Robert Dornhelm,
# Darsteller: Goran Visnjic, Alan Bates, Assen Blatechki, Stuart Bunce, George Calil,
# FSK: ab 12
# Spieldauer: 127
# Genre: Historienfilm
Tags: Programmvorschau
26.12.1194: Friedrich II. geboren
Jesi bei Ancona, zweiter Weihnachtstag des Jahres 1194. Ein Kaiser ist geboren: Friedrich II., der Staufer. Sein Vater, Kaiser Heinrich VI., hat seine Mutter in diesem italienischen Bergstädtchen Jesi allein zurückgelassen, denn er muss weiter, Sizilien erobern.
Er, Friedrich II., ist das mächtigste Kind seiner Zeit: mit drei Jahren soll er deutscher König werden, der Krönungstermin im Frankfurter Kaiserdom steht schon fest. Doch mit dem Tod seines Vaters, gerade 31 Jahre alt, rebellieren Aufständische in Italien (aber auch in Sizilien) gegen die deutsche Herrschaft: Die Krone ist zunächst dahin.
Sizilien, Palermo
Seine Mutter, Kaiserin Konstanze, bringt den jungen Friedrich nach Palermo, dort wird er 1198 - er ist dreieinhalb Jahre alt - zum König von Sizilien gekrönt. Ein paar Monate später stirbt Konstanze ihrem Ehegemahl nach, nun ist er vier und Vollwaise. Und das Schlimmste, was ihm widerfahren kann: Der Papst ist sein Vormund, seine schwache Mutter, ohne Ehemann machtlos, hat es schließlich so bestimmt und dem Papst obendrein so manches Recht abgetreten.
In Palermo, an der Nahtstelle zwischen Abendland und Morgenland, lernt der junge Kaiser das Leben kennen, die Künste, die Religionen, die Philosophie, die Weltgeheimnisse und die Geheimnisse der Macht. Er kann schreiben wie kein anderer vor ihm, und er spricht acht Sprachen. Und eines Tages will er wissen, welche Sprache ein Kind spricht, das man keine Sprache gelehrt hat. Der Franziskanermönch Salimbene von Parma, ihm gar nicht wohl gesonnen, schreibt: "Er wollte nämlich erforschen, ob sie die hebräische Sprache sprächen, als die älteste, oder griechisch oder lateinisch oder arabisch oder aber die Sprache ihrer Eltern, die sie geboren hatten. Aber er mühte sich vergebens, weil die Kinder alle starben."
Konstitutionen von Melfi
Friedrich II. war im Christentum verwurzelt und im Islam, er war Dichter und Baumeister, Falkner - sein Buch ein Kleinod des Mittelalters. Und er war Staatsmann, Politiker und oberster Beamter: das Beamtentum in Sizilien organisierte er straff, auf Erfolg konzentriert, auf Effizienz ausgerichtet, ohne feudale Instanzen.
In den "Konstitutionen von Melfi", in denen 1231 zum ersten Mal versucht wurde, die menschliche Gemeinschaft nach den Vorstellungen Platos in eine große Konzeption mit dem Herrscher einzubinden, heißt es: "Die Pflege des Friedens, die der Gerechtigkeit und der die Gerechtigkeit nicht fehlen darf, befehlen wir allen und jedem der Teile unseres Königreiches zu wahren. Keiner soll aus eigener Machtvollkommenheit Übeltaten und Übergriffe, die früher begangen wurden oder in der Folgezeit begangen werden sollten, rächen noch Unterdrückungen oder Vergeltungsmaßregeln ergreifen oder gar Fehde innerhalb des Reiches beginnen; viel mehr soll er vor dem obersten Gerichtsrat und den Gerichtsräten der Provinzen oder vor den örtlichen Kämmerern oder Vögten und Herren, wem eben gerade die Untersuchung des Streitfalls zusteht, seine Sache nach gerichtlicher Ordnung verfolgen."
Friedrich II. un der Papst
Immer wieder liegt Friedrich II., der Staufer, mit dem Papst im Streit. Einen Kreuzzug soll er ausrichten; er zögert. Er tut etwas, was niemand für möglich hält. Er, Mittler zwischen Ost und West, handelt mit dem Sultan al-Kamil von Ägypten einen Friedensvertrag aus. Die beiden modernsten Fürsten des Jahrhunderts wissen, wenn sie nicht weise handeln, wird es wieder Krieg geben. Also schließen sie einen Vertrag: Friedrich II. bekommt die heilige Stadt Jerusalem sozusagen geschenkt, für zehn Jahre.
So genial das auch sein mag, irgendwann muss er scheitern, er, der Gottesfürchtige, der Staatsmanager auf dem Kaiserthron. Er scheitert am Papst, an den Deutschen und an sich selbst. Noch einmal bäumt er sich auf und schreibt: "Vorgeschick will und Sternenlauf zeigt und Flug auch der Vögel: Bald fürwahr werde ich, Friedrich, zum Hammer der Welt! Roma, wankend schon lang, erschlafft in alter Verwirrung, Wird zerbrochen und bleibt nimmer des Erdenrunds Haupt."
Verwandler der Welt
Am 13. Dezember 1250, fast 56 Jahre alt, stirbt Friedrich II. Nein, ein solcher Verwandler der Welt stirbt nicht, er lebt weiter, sonnegeworden oder im Ätna oder, wie sein Großvater Friedrich I. Barbarossa, im Kyffhäuser unsterblich.
Tags: Heute vor...
Berufe - Vom Aussterben bedroht?Kristallglasschleiferei
Berufe - Vom Aussterben bedroht? ARTE stellt eine Reihe altehrwürdiger Handwerke vor, die in Reichtum und Vielfalt ihrer ... Arbeitsweisen ... und Produkte einzigartig sind. Vom Plisseebrenner über den Glasverformer bis zum Steinschneider präsentiert ARTE ungewöhnliche Portraits
23.12.08
Baukunst- Eine gebaute Sozialutopie im 19. Jahrhundert
Die Mauer eines riesigen Industriegeländes, auf der ein Firmenschild mit dem Namen "Godin" angebracht ist. Gegenüber der Eingang zu einem Gelände mit dem Hinweis: "Schritttempo - Privatgrundstück". Eine kleine Brücke überspannt eine Flusskrümmung. Am anderen Ufer steht ein langgezogenes, massiges Gebäude aus rotem Backstein, das sich radikal von seiner Umgebung abhebt: die von Jean-Baptiste André Godin entworfene Familistère in Guise.
Die Familistère stellt zunächst die Verwirklichung eines Projektes dar: das einer gemeinschaftlichen Wohnform - ein Novum in der damaligen Zeit, das so ausgereift war, dass es als Vorläufer des sozialen Wohnungsbaus betrachtet werden kann.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand im Zuge der Industriellen Revolution eine neue Bevölkerungsschicht, das Proletariat, das in den Städten auf engstem Raum zusammenlebte, dort aber unter schlimmsten, teils gesundheitsschädlichen Bedingungen. Zum ersten Mal stellte sich die Frage nach Arbeiterwohnungen: Die ersten Arbeitersiedlungen wurden nach dem Vorbild von Einfamilienhäusern gebaut, denn selbst die aufgeklärtesten Industriellen scheuten vor kollektiven Wohnformen zurück. Denn sie befürchteten, in diesen revolutionären Zeiten durch die Konzentration einer großen Anzahl von Arbeitern in gemeinsamen Unterbringungen einen Unruheherd zu schaffen.
Ganz anders die Familistère in Guise: Die Siedlung besteht aus einem einzigen 450 Meter langen Gebäude mit erhöhtem Erdgeschoss, drei Stockwerken und einem Dachgeschoss; 16 Gemeinschaftstreppen führen zu den Wohnungen, in denen 1.500 Menschen - und damit genauso viele wie in 300 Einfamilienhäusern - untergebracht werden können.
Realisiert hat die Anlage der Industrielle Godin: Um sein utopistisches Bauvorhaben für seine eigenen Arbeiter zu realisieren, wurde Godin vom Besitzer einer Firma für Gusseiserne Öfen zum Architekten. Das Ergebnis ist mehr als Architektur, es ist in die Praxis umgesetztes sozialpolitisches Programm.
Tags: Baukunst, Dokumentation
21.12.08
Vieles ist verloren-Berliner Babylon-Ausstellung in London
Die Berliner Babylon-Ausstellung ist nun in London zu sehen. Dort wirft man einen genaueren Blick auf den Zustand der archäologischen Stätten.
Empörung wäre angebracht - ein Schrei der Wut und des Zorns über die Zerstörung und den Verlust! Die große Babylon-Ausstellung, die vor einigen Wochen in Berlin zu Ende ging, ist in London neu gestaltet worden und wie angekündigt wurde sie um eine Dokumentation über den Zustand der archäologischen Stätten ergänzt. Leider wirkt der kurze Film über die klägliche Lage im Irak nur wie eine lästige Fußnote. Und sein verhaltener, höflicher Ton, lässt Erregung, geschweige denn Wut, erst gar nicht aufkommen.
Aber zurück zum Anfang: Eine sehr schöne Ausstellung ist den Herren hier in London gelungen. Den großen Bogen über die Geschichte Babylons haben wir in Berlin schon erlebt. Nun kann wirft das British Museum einen genaueren Blick auf die Zeitspanne des 7. und 6. Jahrhunderts, die Zeit Nebukadnezars bis zum Eintreffen der Perser. Die relativ kleine Ausstellung ist ein Beweis, dass weniger mehr sein kann. Von den hundert Exponaten glänzen besonders die Tontafeln mit Keilschrift, kunstvoll beleuchtet im dunkelblauen Raum. Von oben rieselt die klangvolle babylonische Sprache des Textes herunter ins Ohr - und versetzt einen in jene ferne Welt zurück. Anders als in Berlin, erzwingt die neue direkte Konfrontation der babylonischen Exponate mit den moderneren Bildern einen Dialog zwischen den babylonischen, biblischen und europäischen Geschichten.
Selbstverständlich erfährt man auch hier nichts über Frauen, Sklaven oder sonstige Untertanen. Erneut stehen stehen die enorme Bauten, die technische Errungenschaften, die Kriegserfolge und der Frieden im babylonischen Reich im Zentrum. Betont werden besonders die Folgen für das jüdische Volk, das nach der Plünderung Jerusalems unter Nebukadnezar in ein rund sechzigjähriges Exil nach Babylon verschleppt wurde. Erst die Persische Eroberung ermöglichte die Rückkehr.
Dass die Aufklärung über die Zerstörung der letzten Jahre eher gedämpft ausfällt, ist kein Zufall. Aber unter den heutigen Gegebenheiten ist das Vorhaben an sich schon eine verdienstvolle Tat. Tatsächlich hat das British Museums bei der Rettung des irakischen Kulturguts und der Unterstützung ihrer irakischen Kollegen in den letzten Jahren eine führende Rolle eingenommen. Museumsbehörden und Archäologen haben vor dem Angriff im April 2003 dringend über die Gefährdung des kulturellen Erbes gewarnt. Trotz allen Bemühungen mussten sie frustriert und hilflos bei der Plünderung und Zerstörung zusehen.
Im Film sind jetzt die bekannten Stellen der Stadt Babylon zu sehen, an denen die Amerikaner 2003 einen Militärstützpunkt eingerichtet haben: Die uralten Ziegelsteine des Prozessionswegs zum Ischtar-Tor sind von den schweren Fahrzeugen beschädigt, Teile der Mardukfiguren sind zerbrochen (und neun dieser Figuren verschwunden!), die Erde der Stätte ist durch Öl und Chemikalien verunreinigt.
Nicht erwähnt werden die Zerstörungen in unzähligen anderen Stätten wie Umma, Ummal-Hafryat und Addab, um nur einige zu nennen. Sogar in Ur, der sumerischen Stadt aus dem 4. Jahrtausend - hier wurde Abraham geboren, hier ist das Gilgamesch-Epos entstanden - sind in den und um die archäologischen Stätten schwere Schäden durch die militärischen Aktivitäten entstanden. Wände und Mauer, die 5.000 Jahre heil überstanden haben, zeigen nun Risse und Bruchstellen. Der königliche Friedhof ist in Gefahr einzustürzen, die Südseite des Ziggurats, also des Stufentempels, ist durch einen Luftangriff beschädigt. Viele Teile dieser uralten Stadt sind unwiederbringlich verloren. Denn ihre Gemäuer bestehen bloß aus gebranntem oder auch ungebranntem Ton. Versteckt unter dem Sand, sind die Reste äußerst fragil und empfindlich. Unerwähnt bleiben aber auch die verbreiteten Plünderungen, die der Antiquitätenmarkt provoziert.
Eigentlich hatte das rechtswidrige Graben aufgehört. Nach der Revolution 1958 hat der Irak seine Fundstätten streng kontrolliert. Trotzdem beförderten verschiedene Ereignisse den Boom des illegalen Handels mit Kulturgütern. Als Ende der 80er-Jahren in den USA die Kurse an den Aktienmärkten einbrachen, suchten die Investoren infolgedessen nach anderen Investitionsmöglichkeiten und entdeckten die antike Kunst. Gleichzeitig verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage im Irak aufgrund des Krieges mit dem Iran. Nach den Sanktionen gegen den Irak 1990 brachte der Golfkrieg 1991 weiteres Chaos. Unter den Folgen litten die Ärmsten am stärksten, besonders im Südirak, und so fingen sie an, in den abgelegenen Stätten zu graben.
Schon 1994 gab es eine Flut von Fundstücken bei Händlern in London und anderen Handelszentren. Sammlungen in den USA, Japan und den Golfstaaten wuchsen in dieser Zeit beträchtlich. Seither sind weiter tausende von Fundstücken auf dem Markt gekommen; archäologische Schätze ohne Herkunftsangaben, womit die wichtigsten Informationen, die nur aus dem Grabungskontext herzuleiten sind, für immer verloren gingen. Informationen, die ein Schlüssel zu den Ursprüngen der Menschheit, zu Mythologie und Geschichte sind. Die Schuldigen sind nicht die Armen im Irak. Die Schuldigen sitzen in den USA, in Europa und im Nahen Osten. Die Schuldigen sind eine politisch apathische Öffentlichkeit und Wissenschaft, die die Entwicklung und den Erfolg des illegalen Handels befördern.
Wir lassen es zu, dass mit der Vor- und Frühgeschichte des heutigen Irak auch unsere eigene Geschichte verloren geht. Neil MacGregor, der Leiter des British Museums, spricht von den verschiedenen "Narratives" der Pariser, Berliner und Londoner Babylon-Ausstellungen. So verschieden sind diese Erzählungen nicht, sie eint das europäische kulturelle Erbe. Der Irak wird seine eigenen Erzählungen haben, auch die von der Zerstörung seines Kulturerbes, seines Potenzials, die Menschen des Landes zusammenzubinden.
Wenn auch unzulänglich, trägt die Babylon-Ausstellung in London dazu bei, diese Notlage im Irak ins Bewusstsein zu rücken. Es reicht nicht, die Schätze Mesopotamiens hier in Europa zu würdigen. Dass Handeln angesagt ist, zeigt auch das Beispiel eines im April dieses Jahres angekündigten Bauvorhabens in Bagdad. Dort soll ein Entertainmentpark im Disneystil entstehen, angesiedelt ausgerechnet im Al-Zawra-Park, einer funktionierenden Gartenanlage im islamischen Stil, in der sich seit jeher die Familien Bagdads am Wochenende treffen. Das Konzept wird vom Pentagon unterstützt.
Quelle: taz.de
Tags: Antike, Ausgrabungen, Kultur
Wie das Wasser nach Xanten kam
Was Archäologen der Außenstelle Xanten des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland vermutet und seit einigen Wochen durch Grabungen untersucht haben, hat sich nun bestätigt: Auch bei der römischen Wasserleitung nach Xanten, wurde das Wasser über eine Brücke geführt.
Die römische Stadt Colonia Ulpia Traiana wurde durch Quellen am Nordosthang der Sonsbecker Schweiz versorgt, wo die Archäologen bereits Abschnitte der Wasserleitung kannten. Die nächsten Nachweise finden sich erst wieder im Bereich des Meisenweges in Xanten selbst. Der komplette Verlauf der Leitung war bislang nicht bekannt.
Eine erste Ahnung bekamen die Wissenschaftler durch Luftbilder des Luftbildarchäologen Dr. Baoquan Song von der Universität Bochum. Auf den Bildern sind dunkle Punkte - fast parallel zur Gelderner Straße - zu sehen, die sich wie Perlen auf einer Schnur aneinander reihen. Ob es sich wirklich um Fundamente der römischen Wasserleitung handelt, sollte durch geophysikalische Untersuchungen mit Sonden geklärt werden. Auch hier zeichneten sich die vermuteten Fundamente auf einer Strecke von mehreren hundert Metern deutlich ab.
Klarheit konnten aber letztlich nur die Ausgrabungen bringen. In einem Suchschnitt legten Mitarbeiter der Außenstelle Xanten vier Fundamente von Brückenpfeilern frei. Mittelalterlicher Steinraub hatte aber außer den quadratischen Bodenplatten aus Gussbeton von den Pfeilern selbst nichts übrig gelassen. Klar ist aber: Hier hat in römischer Zeit eine Brücke gestanden, um das Wasser über die 2,2 Kilometer breite Talsenke zwischen dem Balberger Wald und der Hees in die antike Stadt zu leiten. Außer in Xanten gab es vergleichbare Bauwerke im nördlichen Rheinland nur noch in Köln und Bonn.
Diese Grabungen sind jetzt wieder verfüllt, aber sie waren nur der Auftakt eines kleinen Forschungsprogramms, das auch insgesamt das Umfeld der römischen Stadt in den Blick nehmen wird: Die Ausgrabungen sollen im Jahr 2009 weiter gehen. So wird noch zu klären sein, ob die vorgefundenen Pfeiler zu einer Aquäduktbrücke - wie bei der großen Eifelleitung nach Köln - gehörten, oder ob die weite Talsenke mittels einer auf Bögen geführten Druckleitung - wie bei der Bonner Leitung - gequert wurde. Auch die Rekonstruktion der Brücke wirft spannende Fragen auf: im Pfeilermauerwerk wurden Steinreste gefunden, deren Herkunft die Geologen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland derzeit versuchen zu klären.
Quelle: archaeologie-online.de
Tags: Antike, Ausgrabungen, Roemer, Städte
21.12.1940: Frank Zappa (†4.12.1993)
US-amerikanischer Rockmusiker. Zappa zählte aufgrund seines experimentellen Musikstils, der verschiedenste Richtungen einbezog, zu den einflussreichsten Musikern seiner Generation. Zappas erstes Album "Freak Out!" übte unter anderem einen großen Einfluss auf die Beatles und ihre Platte, "Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band" aus. In seiner 30-jährigen Karriere veröffentlichte Zappa mehr als 60 Aufnahmen, darunter "We´re only in it for the money" (1967) und "Hot Rats" aus dem Jahr 1969. In den 1980er Jahren setzte sich der Musiker gegen eine politische Initiative zur Zensur von Pop- und Rap-Musik ein. 1995 wurde er in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen.
Ausführliche Interpretationen der Musik von Zappa bietet "Zappa-Analysis.com".(Englisch)
Homepage Frank Zappas.(Englisch)
Tags: Heute vor...
21.12.1192: Richard Löwenherz inhaftiert
Am 21. Dezember 1192 nahm der österreichische Herzog Leopold V. den englischen König Richard I. Löwenherz gefangen, der sich auf dem Rückweg vom Dritten Kreuzzug befand. Zwischen den beiden war während des Kreuzzuges ein Streit entstanden, weshalb Richard I. versucht hatte, unerkannt durch die Herrschaftsgebiete Leopolds zu reisen. Leopold ließ Richard Löwenherz auf der Burg Dürnstein bei Wien inhaftieren, übergab ihn aber später an Kaiser Heinrich VI. Für die Freilassung verlangte Heinrich VI. von Richard I. ein Lösegeld. Erst nach der Zahlung der geforderten Summe wurde Richard Löwenherz 1194 wieder freigelassen.
Biografie Richard I. im "Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon".
Ein Eintrag zu Herzog Leopold V.
Tags: Heute vor...
Keltisches Kriegergrab in Reinheim entdeckt
Mit Sondermitteln des saarländischen Ministeriums für Umwelt wurden Ende 2008 Ausgrabungen in Reinheim (Saar-Pfalz-Kreis) fortgesetzt. Die Untersuchungen erstreckten sich auf das bereits 2006/07 entdeckte vor- und frühgeschichtliche Friedhofsareal „Furtweg" nördlich am Fuße des Bergsporns „Homerich". Neben zwei einfachen Brandgräbern der frühen Urnenfelderzeit (um 1200 v. Chr.) ließen sich trotz Einebnung durch neuzeitlichen Ackerbau zwei weitere Grabhügel nachweisen.
Im Zentrum des Hügels 6, von dem sich als ehemalige Begrenzung ein Kreisgraben (Dm. 11 m) mit davor liegenden Pfostengruben erhalten hatte, fanden sich zwei Frauengräber der Hallstattzeit (6. Jh. v. Chr.). Während der Frühlatènezeit (um 400 v. Chr.) hatte man im nördlichen Randbereich des Hügels ein weiteres Grab eingebracht. Das Skelett der mit dem Kopf im Norden bestatteten Frau war vollkommen vergangen. Sie trug jeweils zwei Hals-, Arm- und Fußringe. Etwa 2 m nordwestlich des Zentrums von Hügel 7 fand sich das Brandgrab eines keltischen Kriegers aus der Mittellatènezeit (280-150 v. Chr.).
Der Leichenbrand war in der Mitte einer ovalen Grabgrube deponiert mit verbrannten Beigaben am Grubenrand. An seiner westlichen Seite lag die verbogene Lanze, mit der Tülle in Richtung Norden. Im Uhrzeigersinn folgten der ebenfalls rituell unbrauchbar gemachte Schildbuckel mit leicht ausladenden Flügeln und an der östlichen Seite das samt Scheide zusammengefaltete Griffangelschwert. Unter der Lanze war an die eiserne Fibel vom Mittellatèneschema ein Ringgürtel des Schwertgurtes ankorrodiert. Die Waffenkombination mit Schwert, Stoßlanze und Schild gehörte seit den großen Wanderungen und Kriegszügen 4. Jh. v. Chr. zur Standartausrüstung des keltischen Kriegers über einen Zeitraum von 300 Jahre.
Im Gebiet der Mediomatriker mit der Hauptstadt Divodurum (heute Metz) gehörte der keltische Krieger von Reinheim offensichtlich zur Führungsschicht. Sowohl hinsichtlich des quadratischen Umfassungsgrabens als auch der vollständigen Waffenausstattung lässt sich hier bislang für die Mittellatènezeit nur ein Grab aus einem Grabhügel von Mondelange bei Thionville vergleichen. In beiden Gräbern stellen die Beigaben lediglich, als „pars pro toto", eine bewusste Auswahl einer ehemals größeren, sicherlich reichen Grabausstattung dar. Dabei sollte wohl das Zurückbehalten von Beigaben eine Verbindung der Lebenden zum Toten aufrechterhalten. Durch die rituelle Unbrauchbarmachung der Waffen, die in der antiken Opferidee, etwa bei den keltischen Heiligtümern zu wurzeln scheint, glaubte man, den Kriegsgott beeinflussen zu können.
Quelle: archaeologie-online.de
Tags: Antike, Ausgrabungen, Kelten
18.12.08
Berufe - Vom Aussterben bedroht? Die Blattvergolder
Berufe - Vom Aussterben bedroht? ARTE stellt eine Reihe altehrwürdiger Handwerke vor, die in Reichtum und Vielfalt ihrer ... Arbeitsweisen ... und Produkte einzigartig sind. Vom Plisseebrenner über den Glasverformer bis zum Steinschneider präsentiert ARTE ungewöhnliche Portraits
16.12.08
16.12.1773: "Boston Tea Party"
Amerika im 18. Jahrhundert. Viele Gebiete im Nord-Osten des Kontinents sind von England besetzt. Die Einwanderer der Kolonien haben nur wenig Rechte. Ihre Arbeit soll nur einen Zweck erfüllen: den Reichtum Englands mehren. Auf Stoffe, Tee, Zucker, Wein, Papier und Druckerschwärze werden von den Kolonialherren Steuern erhoben.
Der Amerika-Experte Hartmut Keil erzählte, was sich immer mehr Einwanderer damals fragten: "Kann man sich von der englischen Krone so etwas aufzwingen lassen, während man gleichzeitig im englischen Parlament nicht vertreten war?"
No taxation without representation
Viele Einwanderer fordern: "No taxation without representation - Keine Steuern ohne Mitspracherechte". Der Widerstand gegen die Kolonialherren wächst, und John Dickinson schreibt 1768 das erste patriotische Lied Amerikas, den Liberty-Song und eine breite Boykottbewegung entsteht: Frauen beginnen zum Beispiel wieder selbst zu weben und englisches Tuch nicht mehr zu kaufen.
Die Einwanderer meiden auch englischen Tee oder englischen Zucker. Schmuggler machen sehr gute Geschäfte, denn sie verlangen keine Steuern. Die britische Regierung muss handeln, und so nimmt sie 1770 fast alle Sondersteuern für die amerikanischen Kolonien zurück. Nur die Steuer für englischen Tee bleibt.
Dazu Hartmut Keil: "Tee war der wichtigste Konsumartikel der damaligen Zeit. Auch die Elite trank Tee, aber nicht nur die Elite, in allen Schichten hatte sich das durchgesetzt." Deshalb blieb mit der Tee-Steuer auch der Ärger der Einwanderer erhalten - und er wurde noch größer als die britische Regierung im Mai 1773 der East India Company erlaubte, ihren Tee in den Kolonien zu Sonderkonditionen zu verkaufen. Zollfrei, denn die Company war in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und die englische Regierung wollte ihr helfen.
Boston Tea Party
"Da befürchteten andere Kaufleute in den Kolonien ein Monopol dieser East India Company und haben sich aus wirtschaftlichen Gründen sehr stark gemacht gegen die Einfuhr dieses Tees," sagte Hartmut Keil. Als in New York, Philadelphia, Charleston und Boston Schiffe der Company mit englischen Tee einlaufen, haben die lokalen Händler bereits den Widerstand mobilisiert. In zwei Städten müssen die Schiffe umkehren. Nur in Boston besteht der Gouverneur darauf, die Ladung Tee anzunehmen. Am Abend des 16. Dezember 1773 versammeln sich 5.000 Bostoner, um dagegen zu protestieren.
Hartmut Keil dazu: "Eine Gruppe zwischen 50 und 100 jungen Männern, die ganz grob als Indianer verkleidet waren, sind zum Hafen gegangen und haben die drei Schiffe geentert und haben den Tee in den Hafen geworfen, etwa 45 Tonnen."
Der Zeitzeuge George Hewes schreibt: "Am Morgen, nachdem wir den Tee von den Schiffen geworfen hatten, entdeckten wir, dass zahlreiche Mengen noch auf der Wasseroberfläche schwammen. Um zu verhindern, dass irgendwer diesen Tee für sich rettet, wurden einige kleine Boote bemannt. Sie fuhren zu allen Stellen des Hafens, wo noch Teeblätter sichtbar waren. Dort schlugen die Männer mit Rudern und Paddeln derart darauf ein, dass der Tee völlig durchnässte und damit garantiert unbrauchbar wurde."
Für ein unabhängiges Amerika
Das Ereignis wird unter dem Namen "Boston Tea Party" in ganz Amerika bekannt. Die Männer, die den Tee ins Meer warfen, finden in vielen Städten Nachahmer und werden zu den ersten Helden der Unabhängigkeitsbewegung.
"Die meisten waren Handwerker, wir würden sagen Bauarbeiter, Maurer, Zimmerer, Gerber und so weiter. Aber es waren auch ein paar Intellektuelle dabei. Also ein Lehrer war dabei, ein Arzt. Das zeigt so das ganze Spektrum des Protestes." So der Amerika-Experte Hartmut Keil.
Die britische Regierung bestraft die Stadt Boston hart. Der Hafen wird geschlossen, das Militär erhält das Recht, Wohnhäuser zu besetzen. Doch die Unabhängigkeitsbewegung lässt sich nicht mehr unterdrücken. Drei Jahre nach der Boston Tea Party gründen 13 Kolonien die Vereinigten Staaten von Amerika.
Tags: Heute vor...
Für Liebhaber der Antike
Ernst Künzl stellt Sachbuch über römischen Waffenschmuck vor
Ernst Künzl versteht es, die Vergangenheit anschaulich darzustellen. Er hält Geschichte lebendig, und er hat immer interessante Anekdoten parat. So auch bei der Vorstellung von Künzls neuem Buch im Römisch-Germanischen Zentralmuseum (RGZM), in der Abteilung Römerzeit. Jene Abteilung, deren Direktor Künzl einst gewesen ist.
"Unter den goldenen Adlern" heißt das Sachbuch, es geht darin um den Waffenschmuck des römischen Imperiums. Das Werk ist großzügig illustriert, es ermöglicht einen spannenden und authentischen Einblick in den Alltag der römischen Legionen. "Ich wende mich mit diesem Buch an die vielen Liebhaber der Antike, die mehr über das Thema erfahren möchten", sagte der Autor während der Präsentation.
Vorgestellt wurde das Sachbuch von einem Quartett: von Künzl selbst, von RGZM-Generaldirektor Falko Daim, von Albrecht Weiland, Geschäftsführer des Verlags "Schnell & Steiner", in dem das Buch erschienen ist, und von AZ-Redakteur Bernd Funke. Der Archäologie-Fachmann übernahm zugleich die Moderation der Buchvorstellung. "Das Buch ist kurzweilig, aufklärend, lesenswert", sagte Funke. Für den Fachmann sei es genauso interessant wie für den am römischen Reich interessierten Laien.
Ernst Künzl, Jahrgang 1939, hat in München, Frankfurt am Main und Köln Klassische Archäologie, Klassische Philologie und Alte Geschichte studiert. Von 1971 bis 2004 arbeitete er im RGZM. "Er genießt international ein großes Renommee", sagte RGZM-Generaldirektor Daim. "Das Buch hat er mit großem Engagement geschrieben", so Daim weiter. Außerdem verriet er: "Wir haben mit schon über weitere Buchprojekte gesprochen."
Mit einem Vortrag stimmte Künzl das Publikum auf sein neues Werk ein. Mit viel Witz und Charme verdeutlichte der Autor, dass vieles, was in Unterhaltungsmedien über die Antike verbreitet worden sei, schlicht falsch sei - auch wenn es sich dabei meist um Kleinigkeiten handele. Zum Beispiel habe die Berufsarmee der Römer anders ausgesehen als in einigen populären Filmdarstellungen. "Aber Comics wie Asterix und Filme wie Ben Hur bestimmen nun mal das Geschichtsbild", sagte Künzl.
Darüber beklagen wollte sich der Fachmann nicht. Sondern: "Ich hoffe, dass ich mich mit meinem Buch zumindest als kleiner Gegenpol zur Unterhaltungsindustrie werde behaupten können", sagte Künzl. Auf der einen Seite gebe es die Welt der Unterhaltungsindustrie, auf der anderen die Welt der "harten" Wissenschaft - und in der Mitte, in der "Zwischenwelt", da sehe er sich und sein neues Buch.
Ernst Künzl, Unter den goldenen Adlern. Der Waffenschmuck des römischen Imperiums, 154 Seiten, Farb- und Schwarzweiß-Abbildungen, 24,90 Euro, Verlag Schnell & Steiner.
Quelle: main-rheiner.de
Tags: Antike, Roemer, Veröffentlichungen, Waffen
14.12.08
Baukunst - Die Pariser Opéra Garnier u. Der Bahnhof St. Pancras in London
Die Dokumentationsreihe "Baukunst" präsentiert herausragende Bauwerke aus verschiedenen Jahrhunderten der Architekturgeschichte.
Die Pariser Opéra Garnier
Nach 15-jähriger Bauzeit wurde am 5. Januar 1875 die Opéra Garnier, nach ihrem Erbauer Charles Garnier benannt, eingeweiht. Als Charles Garnier seinen Entwurf beim Architektenwettbewerb einreichte, war er noch ein junger, fast unbekannter Architekt. Den Wettbewerb hatte Napoleon III. im Jahr 1860 im Rahmen der architektonischen Umgestaltung der Stadt Paris durch Baron Haussmann ausgeschrieben. Von den 171 anonym vorgelegten Entwürfen wurde am 29. Dezember 1860 der von Charles Garnier ausgewählt.
Während der Bauzeit war das Projekt den Wechselfällen der französischen Politik ausgesetzt, so dem Fall der Reichsregierung und dem deutsch-französischen Krieg von 1870. Die Geschichte der Pariser Oper reicht bis zur Gründung der "Académie Royale de Musique" durch Ludwig XIV. ins Jahr 1669 zurück. Das Opernhaus ist kugelartig konzipiert, schirmt den Besucher von der Außenwelt ab und gestattet ihm, in die Traumsphäre der Oper einzutauchen.
Der Eingangsbereich stellt den Übergang von der realen in die Traumwelt dar und bildet das architektonische Pendant zur Opernouvertüre. Das Bauwerk verbindet Klassizismus und Rationalismus im Sinne einer funktional ausgerichteten Architektur. Diese Begegnung von Tradition und Moderne zeigt sich auch in der Auswahl der Baustoffe: Der Zuschauerraum besteht aus einer riesigen Konstruktion aus verkleidetem Stahl und bildet somit den ersten Opernbau mit einer stählernen Innenstruktur. Der Zuschauerraum selbst ist nur sparsam ausgeschmückt, damit das Publikum nicht vom Geschehen auf der Bühne abgelenkt wird. Im Jahr 1964 gestaltet Marc Chagall das Deckengemälde, das verschiedene Allegorien zeigt und beim Betrachter Szenen aus dem Opern- und Ballettrepertoire evoziert.
Das Palais Garnier leitete zudem eine kleine Revolution der Sitten ein: Während der Pausen wandelten die Besucher durch die Gänge und das von Paul Baudry in zehnjähriger Arbeit dekorierte Foyer, anstatt in ihren Logen Gäste zu empfangen, wie das zuvor üblich war. Im Foyer ganz nahe an einem Fenster befindet sich übrigens eine Büste des Architekten, deren Blick nach draußen auf die Avenue de l'Opéra gerichtet ist.
Charles Garnier wollte einen Bau errichten, der selbst ein Schauobjekt sein würde, gewissermaßen als Kontrapunkt zu der im Inneren stattfindenden Opernaufführung. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzte er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel. Dabei war es sein großes Anliegen, nicht nur als Erbauer der Oper, sondern auch als ihr Direktor in die Geschichte einzugehen.
Tags: Baukunst, Dokumentation
Forscher entdecken Reste römischer Waffen
In einem Waldstück in Niedersachsen haben Archäologen Hunderte Überreste römischer Waffen gefunden. Sollten sie von einem Kampf zwischen Römern und Germanen stammen, wäre das eine Sensation - denn das blutige Geschehen spielte sich 200 Jahre nach der Varusschlacht ab.
Kalefeld - Schon am Mittwoch berichteten die Forscher über den Fund, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen. Jetzt wurden erste Einzelheiten über das Schlachtfeld bei Northeim in Niedersachsen bekannt. Es liegt in einem hügeligen Waldstück auf einer Anhöhe in der Nähe des Kalefelder Ortsteils Wiershausen, sagte Bürgermeister Edgar Martin und bestätigte damit einen Bericht der "Northeimer Neuesten Nachrichten". Auf dem mehrere Hektar großen Gelände lieferten sich womöglich Römer und Germanen einen Kampf - rund 200 Jahre nach der vernichtenden Niederlage in der Varusschlacht.
Der "Jahrhundertfund" bringe das bisherige Geschichtsbild ins Wanken, erklärte Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU): Bislang gingen Historiker davon aus, dass sich die Römer nach der Niederlage in der Schlacht am Teutoburger Wald weit zurückzogen. Die Ausgrabung belege, dass sie auch noch zwei Jahrhunderte später mitten im Germanengebiet groß angelegte Militäroperationen durchgeführt haben. Das gilt freilich nur unter der Voraussetzung, dass nicht etwa Germanen mit römischen Waffen gegen andere Germanen gekämpft haben.
Seit dem Sommer haben Archäologen in dem Waldstück abgeschirmt von der Öffentlichkeit bereits 600 Fundstücke geborgen, vor allem Waffen und Waffenteile, erklärte Martin. Unter anderem seien Speerspitzen mit DNA-Anhaftungen und Pfeile aus Hölzern entdeckt worden, die aus Afrika stammen.
Den Sensationsfund hätten die Archäologen wohl einem Zufall zu verdanken, sagte Martin. Vor mehreren Jahren habe ein Bürger auf dem jetzt als Schlachtfeld identifizierten Gelände einen antiken Gegenstand gefunden. Im Sommer dieses Jahres zeigte der Mann das Stück der Kreisarchäologin, die darin einen Fund aus der Römerzeit erkannte. Daraufhin seien die Grabungen eingeleitet worden.
Seitdem wurde ein sechsstelliger Euro-Betrag für die Erforschung des Areals aufgewendet. Um Hinweise auf ein mögliches Lager der Römer in der Nähe des Schlachtfeldes zu finden, hätten Flugzeuge mit Spezialkameras das Gelände überflogen. Bei einer für Montag geplanten Pressekonferenz sollen die Funde präsentiert werden.
Quelle: spiegel.de
Tags: Antike, Ausgrabungen, Germanen, Roemer, Waffen
Baukunst - Die Passage Umberto I. in Neapel
Die Dokumentationsreihe "Baukunst" präsentiert herausragende Bauwerke aus verschiedenen Jahrhunderten der Architekturgeschichte.
Die Passage Umberto I.
Die Galleria Umberto I. ist eine der letzten überdachten Passagen, die in Europa erbaut wurden. Die ersten überdachten Passagen wurden ab 1820 in Frankreich, später auch in anderen europäischen Ländern gebaut und fanden rasche Verbreitung. Mit der Schaffung von geschützten Passagen in den Stadtzentren wurden zwei Ziele verfolgt: Durch die so entstandenen Fußgängerzonen wurde das Straßennetz entlastet und dem Einzelhandel konnten wetterunabhängige Geschäftsräume zur Verfügung gestellt werden.
Die Passage Umberto I. gehört zur letzten Generation von Passagen, die sich durch ihren Monumentalstil auszeichnen. Passagen bescheidenerer Ausmaße gingen häufig auf die Initiative privater Unternehmer zurück, wohingegen Monumentalpassagen eindeutig als öffentliche Bauwerke verstanden wurden und fester Bestandteil städtebaulicher Sanierungsprojekte waren. Neben praktischen Beweggründen gab es auch politische und wirtschaftliche Motive, zum Beispiel entstanden bei diesem Vorhaben mitten in der Stadt auf Tausenden von Quadratmetern Raum für Geschäfte, Büros und elegante Wohnungen.
Im Zuge dieser großangelegten Immobilienspekulation fügten sich neue palastähnliche Gebäude zu einem Luxusviertel, das sich bewusst vom alten Stadtbild abheben wollte. Trotz des Monumentalstils handelt es sich aber nicht um ein echtes Architektenbauwerk: Die Passage war vor allem das Projekt von Investoren. Daher drückt sich das mit dem Bau einer überdachten Passage verfolgte Modernitätsideal lediglich in den gigantischen Ausmaßen, nicht aber in einer technisch oder architektonisch kühnen Gestaltung aus. Zum eigentlichen Erfolg der Passage Umberto I. wurde ihre riesige, öffentlich zugängliche Halle, die bei jedem Wetter von allen genutzt werden kann.
Tags: Baukunst, Dokumentation